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Ebola-Epidemie: Erster Ebola-Kranker wird nach Europa geflogen

Ebola-Epidemie

Erster Ebola-Kranker wird nach Europa geflogen

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    Der spanische Geistliche Juan Ciudad ist an Ebola erkrankt. Er wird nach Spanien gebracht.
    Der spanische Geistliche Juan Ciudad ist an Ebola erkrankt. Er wird nach Spanien gebracht. Foto: Fundacion Juan Ciudad Ongd dpa

    Erstmals wird ein Ebola-Kranker nach Europa geflogen. Es handelt sich um den 75 Jahre alten spanischen Geistlichen Miguel Pajares, der sich in Westafrika mit dem tödlichen Virus Ebola angesteckt hat. Das Flugzeug der spanischen Luftwaffe sollte am Mittwoch von Madrid nach Liberia starten, um den aus Spanien stammenden Geistlichen abzuholen. Bei dem Transport würden die strengsten Sicherheits- und Quarantäne-Vorkehrungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingehalten, verlautete aus dem Verteidigungsministerium.

    Spanischer Geistlicher mit Ebola infiziert

    Miguel Pajares hatte in Monrovia in einem mittlerweile geschlossenen Krankenhaus gearbeitet. Dort hatte der Spanier den später an Ebola gestorbenen Direktor gepflegt. Am Montag ergab ein Test, dass er ebenfalls mit dem Virus infiziert wurde. Spanien ist damit nach den USA der zweite westliche Staat, der bei der aktuellen Epidemie in Westafrika einen mit Ebola infizierten Staatsbürger aufnimmt.

    Die Ebola-Epidemie - Von ersten Fällen zu geschlossenen Grenzen

    23. März: Im westafrikanischen Guinea sind laut einem Radiobericht etwa 60 Menschen an Ebola gestorben, es gibt fast 100 Infizierte. Rückblickend gehen Experten davon aus, dass es schon im Dezember 2013 erste Erkrankungen in der Region gab.

    25. März: Die Krankheit wird auch im Nachbarland Liberia nachgewiesen, mindestens fünf Menschen sind bereits gestorben.

    26. März: Die Behörden in Guinea verbieten den Verkauf und Verzehr von Wildtieren, da diese als mögliche Überträger des Erregers gelten.

    31. März: Die Epidemie breitet sich in beiden Ländern weiter aus. Der Senegal hat vorsorglich seine Landesgrenzen zu Guinea geschlossen.

    10. April: Die Regierung in Liberia kündigt eine strafrechtliche Verfolgung an, wenn sich Menschen den Gesundheitsbehörden entziehen.

    26. Mai: Nach WHO-Angaben sterben fünf Menschen in Sierra Leone. Das Land schließt daraufhin seine Grenzen.

    23. Juni: Der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen zufolge wurden in den drei Ländern an mehr als 60 Orten Ebola-Patienten ausfindig gemacht. Experten warnen, die Epidemie sei außer Kontrolle geraten.

    2. Juli: Zahlreiche westafrikanische Gesundheitsminister und Experten treffen sich in Ghana zu einer Krisensitzung. Sie einigen sich auf eine länderübergreifende Strategie und ein Maßnahmenpaket. Dazu gehören Aufklärungskampagnen und ein WHO-Kontrollzentrum in Guinea.

    10. Juli: Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas einigt sich auf die Einrichtung eines Solidaritätsfonds.

    21. Juli: Die Vereinten Nationen warnen die Menschen in den Ebola- Regionen vor dem Verzehr von Flughunden und anderen Wildtieren.

    26. Juli: Nach dem Tod eines Ebola-Kranken in Nigeria versetzt das Land seine Sicherheitskräfte an Flughäfen, Seehäfen und Landesgrenzen in höchste Alarmbereitschaft.

    28. Juli: Liberia kündigt an, alle Grenzen zu den Nachbarstaaten zu schließen - bis auf zwei Flughäfen und drei andere Grenzpunkte, an denen Ein- und Ausreisende auf das Virus getestet werden sollen.

    29. Juli: In einer Klinik seines Landes stirbt der angesehene Arzt Sheik Umar Khan aus Sierra Leone, der sich im Kampf gegen die Seuche selbst angesteckt hatte.

    30. Juli: In Liberia wird die Schließung aller Schulen angeordnet.

    31. Juli: Auch Sierra Leone erklärt den nationalen Notstand. Laut Wissenschaftlern geht die Epidemie wohl auf Flughunde zurück. Die WHO plant ein 100-Millionen-Dollar-Programm für den Kampf gegen Ebola.

    1. August: Das Auswärtige Amt rät von nicht notwendigen Reisen nach Liberia, Sierra Leone und Guinea ab. Für die drei Länder hatten die USA zuvor schon eine Reisewarnung herausgegeben.

    4. August: Ebola erreicht Nigeria - ein Arzt ist nach offiziellen Angaben mit dem Virus infiziert. Die Weltbank sagt von Ebola betroffenen Ländern eine Nothilfe von bis zu 200 Millionen Dollar zu.

    5. August: Experten reagieren zurückhaltend auf Meldungen über eine vermeintlich erfolgreiche Behandlung eines erkrankten US-Arztes mit dem experimentellen Mittel «ZMapp». Er war zuvor zur Behandlung in die USA zurückgeflogen worden.

    6. August: Ein möglicherweise infizierter Patient stirbt in Saudi- Arabien, nachdem er laut Gesundheitsministerium in Sierra Leone war. US-Präsident Barack Obama verspricht Hilfen bei der Ebola-Bekämpfung. Liberia verhängt einen dreimonatigen Ausnahmezustand.

    7. August: Die spanische Regierung bringt erstmals in der aktuellen Epidemie einen infizierten Staatsbürger nach Europa.

    8. August: Die WHO erklärt die Ebola-Epidemie in Westafrika zum Internationalen Gesundheitsnotfall. Die WHO kann nun völkerrechtlich verbindliche Vorschriften zur Bekämpfung der Epidemie erlassen. In Nigeria wird der nationale Notstand ausgerufen.

    9. August: Laut Angaben von Experten stelle die Ebola-Epidemie keine Gefahr für Deutschland dar. In Nigeria wurden zwei neue Ebola-Fälle bestätigt.

    19. August: Die Zahl der Ebola-Toten ist auf 1.229 Opfer gestiegen.

    24. August: Die Epidemie weitet sich aus - erste Fälle im Kongo.

    29. August: Jetzt ist auch Senegal von dem Ebola-Virus betroffen.

    05. September: Laut der WHO ist die Zahl der Ebola-Toten auf 2.000 gestiegen.

    10. September: Besonders schlimm ist die Lage in Liberia. Dort verbreitet sich der Virus rasend. Mit 2046 Patienten in Liberia ist das knapp die Hälfte der gemeldeten Ebola-Infizierten.

    25. September: Zahl der Ebola-Toten in Westafrika ist auf fast 3000 gestiegen. 1,2 Millionen Menschen sind unter Quarantäne gestellt.

    2. Oktober: In Westafrika werden weniger Ebola-Neuerkrankungen gemeldet

    11. Oktober: Im Kampf gegen Ebola stellt die internationale Gemeinschaft laut Uno zu wenig Geld bereit

    17. Oktober: Im Senegal wurde der Ausbruch für beendet erklärt.

    18. Oktober: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Zahl der Toten auf mindestens 4555 gestiegen.

    20. Oktober: Auch Nigeria erklärt Ebola-Ausbruch für beendet.

    23. Oktober: Der Ebola Verdacht bei einem Mann in Oberhausen hat sich nicht bestätigt.

    28. Oktober: In der Schweiz testen 120 Freiwillige einen Ebola-Impfstoff.

    9. November: Nach Angaben der WHO gibt es weltweit 14.098 Ebola-Erkrankungsfälle und bereits 5.160 Todesfälle

    13. November: Liberia hat den wegen der Ebola-Seuche verhängten Notstand wieder aufgehoben.

    Beamte der Madrider Ministerien für Gesundheit, Verteidigung und Inneres beschlossen, den aus der Gegend von Toledo stammenden Geistlichen nach Spanien zurückzubringen. Zehntausende Spanier hatten zuvor in einer Internetpetition von der Madrider Regierung gefordert, Pajares sofort in sein Heimatland zurückzubringen. 

    Die Reaktionen in den USA waren vielfach anders ausgefallen: Dort hatten sich in Foren und anderen Beiträgen etliche Menschen aus Angst vor Ansteckung gegen eine Rückkehr von infizierten Amerikanern ausgesprochen. Dennoch wurde zwei Ebola-Kranke in den USA aufgenommen.

    Ebola-Patienten in den USA

    Inzwischen geht es auch dem zweiten Ebola-Patienten in den USA etwas besser. "Nancy ist immer noch sehr, sehr schwach. Aber sie zeigt Zeichen des Fortschritts und bewegt sich in die richtige Richtung", sagte Bruce Johnson, Chef der Hilfsorganisation, für die die 59-Jährige gearbeitet hatte, nach ihrer Ankunft am Montag (Ortszeit) in Atlanta. Nancy Writebol war mit dem selben Spezialflugzeug aus Liberia ausgeflogen worden, das zwei Tage zuvor ihren ebenfalls an Ebola erkrankten Kollegen Kent Brantly nach Hause geholt hatte.

    Das Ebola-Virus

    Ebola ist eine Virus-Infektion, die in den meisten Fällen tödlich verläuft.

    Seinen Ursprung hat das Ebola-Virus im Tierreich. Menschen können sich über den Kontakt etwa zu erkrankten Affen oder zu Flughunden infizieren.

    Das Virus wird durch Blut und andere Körperflüssigkeiten übertragen. Eine Übertragung durch die Luft ist bislang nicht bekannt.

    Die Inkubationszeit beträgt nach WHO-Angaben zwei Tage bis drei Wochen.

    Infizierte leiden unter anderem an Fieber, Muskelschmerzen, Durchfall und - in heftigen Fällen - an inneren  Blutungen und Organversagen.

    Erst wenn die Symptome auftreten, sind Infizierte ansteckend.

    In 50 bis 90 Prozent der Fälle verläuft die Seuche tödlich.

    Bis heute gibt es keine Impfung oder Therapie gegen das Virus.

    Beim bislang größten Ausbruch von Ebola 2014 starben mehrere tausend Menschen. Betroffen waren mehrere Länder in Westafrika, allerdings gab es auch mehrere Fälle in anderen Ländern, etwa in den USA und in Spanien.

    Benannt wurde es nach einem Fluss in der Demokratischen Republik Kongo, wo es 1976 entdeckt wurde.

    Writebol sei zwar mit einer Trage ins Flugzeug gebracht worden, sagte Johnson. "Aber sie konnte aufstehen und ist mit Hilfe selbst durch das Flugzeug gegangen." Es sei noch ein langer Weg, aber alle hätten Grund zur Hoffnung. "Vor einer Woche dachten wir noch, wir müssten Vorbereitungen für Nancys Beerdigung treffen. Jetzt haben wir gute Gründe, voller Hoffnung zu sein." 

    Notfall-Komitee der WHO wegen Ebola

    In Angst vor einer weiteren Ausbreitung der Ebola-Epidemie sind am Mittwoch internationale Experten für Virusinfektionen und Seuchen in Genf zusammengekommen. Dort werden weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Ebola-Epidemie in Westafrika besprochen. Die Mitglieder des Notfall-Komitees der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollen bei zweitägigen Beratungen feststellen, ob der Ausbruch der lebensgefährlichen Infektionskrankheit als Internationaler Gesundheitsnotfall eingestuft werden sollte. 

    Die Entscheidung darüber liegt bei WHO-Generaldirektorin Margaret Chan. Die Expertenempfehlung soll am Freitag bekanntgegeben werden. Es ist das erste Mal, dass das WHO-Notfallkomitee wegen eines Ebola-Ausbruchs einberufen wurde. Zuletzt hatten die Fachleute im Mai 2014 wegen der Ausbreitung von Polio in Pakistan und Afghanistan einen Internationalen Gesundheitsnotfall konstatiert. 

    Wenn das Komitee dies auch wegen der Ebola-Epidemie für nötig erachtet - womit weithin gerechnet wird -, würde die WHO internationale Dringlichkeitsmaßnahmen empfehlen. Dazu könnten Einschränkungen sowie Vorsichtsmaßnahmen im Reiseverkehr gehören. 

    Von den Gesundheitsbehörden der bislang betroffenen Länder Guinea, Liberia, Sierra Leone und Nigeria wurden bereits mehr als 1600 Fälle von Ebola oder Ebola-Verdacht gemeldet, etwa 900 Patienten starben. dpa/AZ

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