Die Frauenstimme klingt unaufgeregt, freundschaftlich, scheinbar vertrauenswürdig. Am Ende der Sprachnachricht sagt sie: "Ich wollte dir das nur gerne weitergeben und dich bitten, dass du das auch weitergibst. Und ansonsten hoffe ich, dass wir hier alle in unseren unfreiwilligen Ferien das ganz gut organisiert bekommen."
Corona-Falschmeldung wird über Whatsapp verbreitet
Doch was die Frauenstimme zuvor in einer Minute und 40 Sekunden erzählt hat, ist eine Falschnachricht. Sie behauptet, dass es einen Zusammenhang zwischen Corona-Fällen mit schweren Verläufen und dem Schmerzmittel Ibuprofen gebe. Das hätten Ärzte des Wiener Uniklinikums herausgefunden - oder zumindest "stichhaltige Hinweise" darauf. Weil das aber eben keine offizielle Forschung sei, würde die Nachricht aus Angst vor Schadenersatzforderungen durch Pharmaunternehmen zurückgehalten.
Die Behauptung verbreitet sich auf Whatsapp nicht nur als Sprachnachricht, sondern auch in Textform. Und sie ist ein Fake.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass Ibuprofen oder andere Entzündungshemmer eine Corona-Infektion tatsächlich negativ beeinflussen könnten - wissenschaftliche Erkenntnisse dazu gibt es aber nicht. Die Medizinische Universität Wien stellte am Samstagmittag über Twitter klar, bei der Nachricht handele es sich "um #FakeNews, die in keinerlei Verbindung mit der #MedUniWien stehen". Viele Twitter-Nutzer bedankten sich für die schnelle Reaktion der Universität, die Unsicherheiten beseitigt habe.
Erst kurz zuvor hatte auch das Bundesgesundheitsministerium vor Falschnachrichten und Panikmache in Zusammenhang mit der Corona-Krise gewarnt. "Achtung Fake News", schrieb das Ministerium am Samstag auf Twitter. "Es wird behauptet und rasch verbreitet, das Bundesministerium für Gesundheit/die Bundesregierung würde bald massive weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens ankündigen. Das stimmt NICHT! Bitte helfen Sie mit, ihre Verbreitung zu stoppen."
Ein Sprecherin äußerte sich auch zur Aussage von Minister Jens Spahn, wonach sich alle Reiserückkehrer aus Italien, Österreich und der Schweiz selbst für zwei Wochen in Quarantäne begeben sollten. Dabei handele es sich um eine Empfehlung, erklärte die Sprecherin, nicht um eine Anordnung. "Wenn Sie innerhalb der letzten 14 Tage in Italien, in der Schweiz oder in Österreich waren: Vermeiden Sie unnötige Kontakte und bleiben Sie zwei Wochen zu Hause", hatten Spahn und sein Ministerium am Freitagabend jeweils auf Twitter geschrieben. Dies gelte "unabhängig davon, ob Sie Symptome haben oder nicht". (jako, dpa)
Über weitere Falschbehauptungen und vermeintliche Geheimtipps klärt ein Arzt in diesem Artikel auf: Hilft Trinken gegen das Coronavirus?
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