Die Welt schaut derzeit mit Besorgnis auf Dänemark. Dort sorgt ein mutiertes Coronavirus für große Unruhe. „Das schlimmste Szenario ist, dass wir eine neue Pandemie bekommen, die von Dänemark aus startet“, warnte Kåre Mølbak, Chef der dänischen Ansteckungsschutzbehörde. Die neuartigen Coronaviren wurden von Nerzen bislang auf mindestens 214 Menschen übertragen, wie das Ansteckungsschutzamt (SSI) mitteilte. Die meisten Infizierten leben in der Nähe der betroffenen Nerzfarmen in der Region Nordjütland im Norden Dänemarks. Dort wurden nun überall scharfe Restriktionen eingeführt. Ab sofort gilt ein lokaler Lockdown, die Einwohner von sieben Kommunen in der Region wurden dazu angehalten, zu Hause zu bleiben. 14 der infizierten Dänen leben jedoch außerhalb der Region.
„Wenn sich das mutierte Virus in Dänemark oder weltweit verbreitet, könnte das ernsthafte Konsequenzen für den schützenden Effekt der kommenden Impfstoffe haben“, erklärte die nationale Ansteckungsschutzbehörde. Die Befürchtung: Die derzeit weltweit entwickelten und dringend benötigten Impfstoffe könnten gegen das neue sogenannte Cluster-5-Virus in Dänemark völlig wirkungslos sein. Denn das neue Virus sei im Vergleich zum weltweit verbreiteten Covid-19 resistenter gegen Antikörper.
Nach den Vorfällen ist nun auch die Weltgesundheitsorganisation WHO eingeschaltet. Bislang sieht sie noch keine Hinweise auf erhöhte Risiken bei der Variante des Coronavirus. Es habe bereits zahlreiche Mutationen von Sars-CoV-2 gegeben, sagte WHO-Chefwissenschaftlerin Soumya Swaminathan am Freitag in Genf. „Es ist zu früh dafür, voreilige Schlüsse zu ziehen, welche Folgen diese neue Mutation für die Übertragung, Schwere der Erkrankung, klinische Symptome, Immunantwort oder mögliche Impfstoff-Wirkung hat.“
Der WHO seien bislang weltweit über 170.000 Gensequenzen des Virus bekannt, sagte Swaminathan. Ein Stab von Wissenschaftlern werte die Veränderungen des Erregers seit Beginn der Pandemie ständig aus.
Eine erste Risikobewertung der WHO zur Situation in Dänemark sei in Arbeit, im Laufe des Freitags wolle man mit den Mitgliedstaaten kommunizieren, sagte WHO-Nothilfekoordinator Mike Ryan. „Die Belege, die wir haben, weisen nicht darauf hin, dass diese Variante sich in irgendeiner Form anders verhält“, so Ryan. Er betonte aber auch, es sei wichtig, der Übertragung durch Sicherheitsmaßnahmen in Tierbetrieben vorzusorgen.
Bereits am Mittwoch entschied sich die Regierung in Kopenhagen dazu, vorsichtshalber sämtliche 17 Millionen Nerze auf gut 1100 Nerzfarmen in Dänemark zu töten. Rund 6000 Menschen arbeiten auf den Nerzfarmen, eine relativ große Branche im Land. Im vergangenen Jahr wurden Pelze im Wert von 6,9 Millionen Kronen verkauft.
Dänemark ist jedoch nicht das einzige Land, das Probleme mit Virusinfektionen auf Nerzfarmen hat. Auch in den Niederlanden waren auf mehr als 40 Nerzfarmen Infektionen mit dem Coronavirus festgestellt worden. In mehreren Fällen waren auch Menschen angesteckt worden. Alle Tiere der betroffenen Betriebe waren getötet worden.
Angesichts der Vorfälle haben die Niederlande nun das vorzeitige Ende der Pelztierzucht angekündigt. Zum 1. März 2021 müssen alle Zuchtbetriebe stoppen, kündigte die Regierung am Freitag in Den Haag an. Ein Verbot der Zucht war nach einem Gerichtsurteil bereits früher beschlossen worden, doch das sollte erst 2024 in Kraft treten.
Experten befürchteten, dass die Pelztier-Farmen Infektionsherde bleiben und auch für Menschen eine dauerhafte Gefahr sein könnten. In den Niederlanden gibt es noch rund 150 Zuchtbetriebe, vor allem in der Provinz Nord-Brabant im Südosten des Landes. Die Züchter sollen entschädigt werden mit insgesamt 180 Millionen Euro. (mit dpa)
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