Jeder kennt die goldene Zahl: 10.000 Schritte am Tag sollte man tun, um ein gesundes Leben zu führen. Aber warum eigentlich genau 10.000? Kann da wirklich etwas dran sein? Tatsächlich hat sich die 10.000-Schritte-Marke einfach so in unserer Gesellschaft festgesetzt, ohne dabei auf wissenschaftlichen Fakten zu beruhen.
Es handelt sich dabei vielmehr um einen Marketing-Coup. Wie die Krankenkasse DAK erklärt, entstand der Hype um die 10.000 Schritte am Tag im Jahr 1964, als in Tokio die Olympischen Sommerspiele stattfanden. Das japanische Unternehmen Yamasa nutzte die Gunst der Stunde und den Fitness-Trend und brachte den ersten kommerziellen Schrittzähler "Manpo-kei" auf den Markt. Das bedeutet übersetzt so viel wie 10.000, der Werbeslogan zu dem neuen Gadget lautete: "Gesundheitsvorsorge mit 10.000 Schritten am Tag". So etablierte sich die Zahl 10.000 weltweit als Richtwert für ein gesundes Bewegungsmaß.
10.000 Schritte am Tag: Zu viel oder zu wenig?
Aber wenn 10.000 Schritte nur ein Marketing-Gag waren, welche Schrittzahl ist dann wirklich ausschlaggebend für einen gesunden Lifestyle? Immer wieder erscheinen wissenschaftliche Studien, die unterschiedliche Schrittzahlen angeben, manche sprechen von 8000 bis 10.000 Schritten täglich, andere von 7500 Schritten und wieder andere von 4500 Schritten. Geht es nach der Weltgesundheitsorganisation WHO, so sind Schritte kein Maßstab. In ihren Richtlinien empfehlen die Experten 150 Minuten "moderate" Bewegung in der Woche – das senke erheblich das Krankheitsrisiko im Alter.
Das sind alles schon deutlich realistischere zahlen. 10.000 Schritte täglich sind etwa acht bis neun Kilometer, bei unterschiedlicher Geschwindigkeit kann das zwischen 80 und 150 Minuten dauern. Wer einen normalen Vollzeitjob hat, wird in der Regel nicht jeden Tag Zeit für zweieinhalb Stunden lange Spaziergänge haben. Die Wissenschaft ist sich einig. 10.000 Schritte am Tag schaden natürlich nicht, aber sie sind auch mehr als notwendig.
Bewegung: Wie viele Schritte am Tag sind gesund?
Aber wie viele Schritte sind jetzt die goldene Marke zum gesunden Leben? Eine neue Studie eines großen Forscherteams, die vor kurzem im European Journal of Preventive Cardiology veröffentlicht wurde, spricht jetzt von einer noch niedrigeren Zahl als zuvor angenommen. Wie die Deutsche Presseagentur dpa berichtet, reichen demnach schon 4000 Schritte täglich, um das allgemeine Sterberisiko zu senken. Um das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken, reichen bereits 2400 Schritte jeden Tag.
Aber die Studie sagt auch: Je mehr Schritte, desto besser! Eine These, die laut den Forschern in vorherigen Studien nicht bestätigt werden konnte. In ihrer Untersuchung bezogen die Forscher Teilnehmer mit ein, die 20.000 Schritte am Tag tätigten und konnte einen deutlichen Gesundheitsbonus erkennen. Ganz falsch lag die japanische Firma Yamasa also nicht.
10.000 Schritte: Warum ist Bewegung so gesund?
Prof. Christine Joisten von der Sporthochschule Köln sprach mit der dpa über die Studie und sagte: "Generell trägt Bewegung in Alltag, Beruf und Freizeit zur Prävention von Zivilisationskrankheiten und nicht übertragbaren Erkrankungen bei". Bewegung helfe gegen eine ganze Palette von Erkrankungen. Das Risiko von Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einschließlich ihrer Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Adipositas und Diabetes, sinke mit zunehmender Bewegung.
Auch zur Vorbeugung neurodegenerativer Krankheiten wie Alzheimer sei Bewegung sinnvoll. Zusätzlich wirke Bewegung sich positiv auf orthopädische, rheumatologische und psychische Gesundheitsaspekte aus. Aber Bewegung ist natürlich nicht alles: Eine gesunde, ausgewogene Ernährung sowie mentale Gesundheit spielen eine große Rolle in einem gesunden Leben.