Startseite
Icon Pfeil nach unten
Nördlingen
Icon Pfeil nach unten

Dillingen: Dillingen feiert Schäuble als großen Europäer

Dillingen

Dillingen feiert Schäuble als großen Europäer

    • |
    Wolfgang Schäuble hat am Freitag in der Dillinger Studienkirche den Ulrichspreis erhalten. Mit ihm freuten sich (von links) Oberbürgermeister Frank Kunz, Kardinal Reinhard Marx, Stadtpfarrer Wolfgang Schneck, Regionalbischof Michael Grabow, Ingeborg Schäuble (verdeckt), Landrat Leo Schrell und Bischof Konrad Zdarsa.
    Wolfgang Schäuble hat am Freitag in der Dillinger Studienkirche den Ulrichspreis erhalten. Mit ihm freuten sich (von links) Oberbürgermeister Frank Kunz, Kardinal Reinhard Marx, Stadtpfarrer Wolfgang Schneck, Regionalbischof Michael Grabow, Ingeborg Schäuble (verdeckt), Landrat Leo Schrell und Bischof Konrad Zdarsa. Foto: Marcus Merk

    Glück mit dem Wetter gehört zu einer perfekten Ulrichspreis-Vergabe auch dazu. Als Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble vergangenen Freitag in einem Mercedes auf dem Ulrichsplatz in Dillingen eintrifft, scheint in der Tat die Sonne. „Was hab ich gesagt“, fragt Landrat Leo Schrell in die Runde. Der Vorsitzende der Ulrichsstiftung hatte Sonnenschein bei der Verleihung des Europäischen St.-Ulrichspreises vorausgesagt und Recht behalten. Viertklässler der Dillinger Grundschule winken dem Minister mit Deutschland- und Europafähnchen zu. Und die Bigband des Bona, die vorher Skyfall aus dem James-Bond-Film intoniert hatte, spielt die Europahymne. Etwa 200 Menschen verfolgen die Szene vor der Studienkirche, rund 400 Gäste warten im Gotteshaus. Die Mörslingerin Heidi Kölle zählt zu denen, die unbedingt den neuen Ulrichspreisträger Schäuble sehen wollen. „Das ist ein Europäer von unten weg“, sagt sie.

    Ähnlich steht es in der Urkunde, die Schrell wenig später Schäuble überreicht: „Als durch und durch überzeugter Europäer hat er den Grundgedanken eines vereinten Europas als Fundament von nachhaltigem Frieden und Freiheit stets zur Leitlinie seines jahrzehntelangen politischen Wirkens gemacht.“ Der Stiftungsvorsitzende stellt die bedeutende Rolle heraus, die Schäuble für die europäische Einheit gespielt habe. Als „Architekt der Wiedervereinigung“ sei der damalige Innenminister entscheidend an der Aushandlung des Einheitsvertrags beteiligt gewesen. „Als Architekt der Wiedervereinigung haben Sie nicht nur maßgeblich mitgeholfen, die Teilung Deutschlands zu beheben, sondern auch die Teilung

    Für Schäuble, den der Philosoph Habermas als „letzten profilierten Europäer im Kabinett“ bezeichnet habe, sei Europa eine Wertegemeinschaft. Der CDU-Politiker habe bleibende Verdienste um die Einheit Europas in christlichem Geist erworben, betont der Landrat. Als Schrell dem Ulrichspreisträger die Urkunde überreicht, spenden die Gäste lang anhaltenden Beifall.

    Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa, der Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung ist, hat eingangs zahlreiche Ehrengäste begrüßt – unter anderem Europaabgeordneten Markus Ferber, Bundestagsabgeordneten Ulrich Lange, die Landtagsabgeordneten Georg Winter, Johann Häusler und Leopold Herz, Bezirksrat Johann Popp, Schwabens Regierungspräsidenten Karl Michael Scheufele und Landrat Stefan Rößle.

    Immer wieder ist der furchtbare Terroranschlag in Frankreich Thema. Bischof Zdarsa, Regionalbischof Michael Grabow und Kardinal Reinhard Marx gedenken vor dem Vaterunser der Opfer. Und auch Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz sagt: „Nach den schrecklichen Ereignissen in Nizza, die über dem heutigen Tag liegen, ist es umso wichtiger, wenn von unserer Stadt Worte und Zeichen des Friedens ausgehen.“

    Kardinal Reinhard Marx hält die Laudatio auf Schäuble. Der heute 73-Jährige, der dienstälteste Abgeordnete im Bundestag, sei für ihn „immer ein Orientierungspunkt“ gewesen – und alles andere als ein „Europa-Träumer“. Die Arbeit am Einheitsvertrag sei ein Werk von historischer Dimension gewesen, aber auch Schäubles Rolle als Finanzminister sei noch nicht zu Ende, sagt Marx. Der Erzbischof von München betont in Berufung auf Schäuble: „Christlicher Glaube und Nationalismus – nicht Patriotismus – schließen sich aus.“ Der neue Ulrichspreisträger habe die Integration Europas vorangetrieben. Der Minister, so Marx, habe den Europäischen St.-Ulrichspreis verdient.

    Als Schäuble selbst spricht, ist er sichtlich gerührt. „Ich bedanke mich für diese große Ehre, für die Feier in dieser wunderschönen Studienkirche. Ich danke für dieses Fest, das mich berührt.“ Europa sei eine Wertegemeinschaft, betont der Bundesfinanzminister. „Und ohne seine christlichen Wurzeln wäre Europa nicht die Wertegemeinschaft, die wir kennen.“ Die Werte, die dem Westen am wichtigsten seien, enstammten im Wesentlichen diesem Gedanken, wie Schäuble erklärt: „Vor Gott sind alle Menschen gleich.“ Der Minister gibt eine Lehrstunde in Realpolitik, die versucht, „im notwendig Unvollkommenen doch etwas Gutes zu schaffen“. Am Ende erhält der Bundesfinanzminister Ovationen.

    Nach dem Festakt geht es zu einem Stehempfang in den Arkadenhof der Akademie. Ingeborg Schäuble, die ihren Mann begleitet, ist ebenfalls angetan. Die Gäste stimmen die deutsche Nationalhymne an. Schäuble ist sichtlich beeindruckt. „Für mich war das eine ganz bewegende Stunde. Die Auszeichnung mit dem Ulrichspreis ist etwas ganz Besonderes für mich“, sagt der Minister. Dillingen und die Studienkirche hätten ihm ausgezeichnet gefallen. „Ich hoffe, mal wieder hierherzukommen“, sagt Schäuble und verlässt nach etwa drei Stunden Dillingen.

    Den Gästen des Empfangs hat der Auftritt Schäubles gefallen. „Eine beeindruckende Persönlichkeit“, sagt der Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Dillingen, Peter Lachenmeir. Davon gebe es wenige.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden