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Neuburg: Wenn sich Neuburger Paare wegen Corona doch (noch) nicht trauen

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Wenn sich Neuburger Paare wegen Corona doch (noch) nicht trauen

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    Viele Paare, die in den kommenden Monaten heiraten wollten, sagen die Feier wegen Corona ab. Niemand will den großen Tag mit Mundschutz und Sicherheitsabstand zu den Gästen feiern.
    Viele Paare, die in den kommenden Monaten heiraten wollten, sagen die Feier wegen Corona ab. Niemand will den großen Tag mit Mundschutz und Sicherheitsabstand zu den Gästen feiern. Foto: Adobe Stock

    Eigentlich war alles vorbereitet: Einladungen an hundert Gäste verschickt, Tischdeko gebastelt, Location, Band, Make-up, Frisur organisiert und das Hochzeitskleid hängt bereits im Schrank. Dem großen Tag von Julia und Herbert Bell am 20. Juni 2020 stand also nichts mehr im Weg. Wäre da nicht dieses Virus, das so viele Dinge auf den Kopf stellt.

    Offiziell steht noch nicht fest, ob das Paar die kirchliche Trauung am 20. Juni hätte feiern können. Ziemlich sicher ist aber, dass das nur mit Auflagen, Sicherheitsabstand und mit weniger Gästen möglich gewesen wäre. „Am schlimmsten war für mich die ständige Unsicherheit“, sagt Julia Bell. „Der Druck, eine Entscheidung wegen der Feier zu treffen, stieg auch, weil es sehr schwer ist, für das kommende Jahr noch Termine zu bekommen. Irgendwann konnte ich dann nicht mehr ruhig einschlafen.“

    Nach langen Gesprächen mit Pfarrer Steffen Schiller und mit der Familie entschied das Paar aus Neuburg, die Hochzeit zu verschieben. Und zwar um ziemlich genau ein Jahr, auf den 19. Juni 2021. „Wir sind sehr dankbar, dass uns alle – von der Band bis zur Location – entgegenkamen und viel Verständnis für unsere Situation gezeigt haben“, sagt Julia Bell. „Wir bemühen uns jetzt, das Positive zu sehen.“

    Immerhin sind die zweieinhalb Jahre Planung nicht umsonst. Die Deko wird in Kisten verstaut und das Hochzeitskleid mottensicher eingelagert. Auch am Programm ändert sich nichts. „Das Wichtigste ist für uns, dass wir zusammen mit unseren Freunden und der Familie einen sorgenfreien Tag feiern. Das wäre nicht möglich gewesen“, sagt die Braut. „Ich möchte nicht darüber nachdenken, ob ich diesen oder jenen Gast ohne Risiko umarmen darf.“

    Der Neuburger Pfarrer Steffen Schiller führt derzeit viele Gespräche mit verunsicherten Hochzeitspaaren

    Steffen Schiller, Pfarrer der evangelischen Kirche in Neuburg, führt derzeit etliche Gespräche dieser Art mit verunsicherten Hochzeitspaaren. Seine Erfahrung ist, dass viele erleichtert sind, wenn die Entscheidung gefallen ist. „Dann wissen alle, woran sie sind. Niemand kann etwas für die Umstände.“ Auch in der katholischen Gemeinde bei Herbert Kohler stehen für Juni 20 Trauungen im Kalender. Vier alleine am 20. Juni. „Natürlich werden die langsam nervös. Viele haben sich bereits einen Reservetermin geben lassen“, so Kohler. Er ist froh, dass er die Paare zumindest, was den kirchlichen Termin angeht, beruhigen kann. „Wir versuchen, den Paaren ihren Wunschtermin nächstes Jahr anzubieten, damit es dann nicht wieder ein terminliches Heckmeck wird.“

    Auch Hannah Robinson und Christoph Brandl aus Ingolstadt hatten sich das mit ihrer Hochzeit etwas anders vorgestellt. Am 4. April wollte das Paar in kleiner Runde im Neuburger Standesamt heiraten. Dann kamen Corona und die Anordnungen der Regierung. „Wir haben kurz überlegt, ob wir zu zweit heiraten sollen“, erzählt

    Der Neuburger Marstall ist jetzt keine Hochzeitslocation, sondern eine Fieberambulanz

    Vor etwa drei Wochen bekam Clara Plosconka einen Anruf der Stadt Neuburg. Die 28-Jährige und ihr Ehemann Andreas wollten am 2. Mai im Marstall ihre kirchliche Hochzeit feiern – gemeinsam mit 100 Gästen. Die Stadt teilte der Neuburgerin mit, dass die geplante Hochzeitslocation als Fieberambulanz benötigt werde. Statt Tanzfläche und Festessen gelten dort aktuell höchste Hygienevorschriften. „Wir haben zu dem Zeitpunkt sowieso schon damit gerechnet, dass wir absagen müssen“, sagt

    Aktuell kann niemand sagen, ab wann ein sorgenfreies Fest mit vielen Gästen wieder möglich sein wird. Großveranstaltungen sind offiziell bis 31. August untersagt. Welche Anzahl an Leuten darunter fällt, steht noch nicht fest. Den meisten Paaren geht es um das eigene Gefühl bei der Feier. Der Tag im Kreis von Freunden und Familie soll sorglos sein. Da haben Corona, Sicherheitsabstand und Schutzmasken nichts zu suchen. Auch das wird es wieder geben. Die Frage ist nur: wann?

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