Um den nicht abreißenden Bedarf an Wohnraum zu decken, weist die Stadt Neu-Ulm neue Baugebiete aus, wo sie kann. Doch der Platz für neue Häuser ist begrenzt. Deshalb wird an manchen Stellen nachverdichtet und an anderen aufgestockt. Das heißt, die Verwaltung erlaubt es Eigentümern, ein zusätzliches Stockwerk auf ihr Haus zu bauen. In Offenhausen und in Ludwigsfeld ist das künftig in einem festgelegten Bereich möglich. In Ludwigsfeld regte sich dagegen allerdings Widerstand, bei Anwohnern wie bei Stadträten.
In Offenhausen und Ludwigsfeld dürfen Hausbesitzer künftig aufstocken
Wie unterschiedlich das Thema "Aufstocken" in verschiedenen Wohngebieten ankommt, zeigte sich an den Reaktionen im Planungs- und Umweltausschuss. Der Bebauungsplan "Komponistenviertel Mitte" für Offenhausen wurde ohne große Diskussion einstimmig beschlossen. In dem Plangebiet können folglich bestehende Reihen- und Kettenhäuser mit einem dritten Vollgeschoss aufgestockt werden. Im Rathaus seien mehrere entsprechende Anfragen eingegangen, informierte die Verwaltung.
"Der Ausbau von Dachgeschossen stellt eine ökonomische und ökologisch günstige Möglichkeit dar, weitere Wohnflächen für die wachsende Bevölkerung der Stadt Neu-Ulm zu schaffen und insbesondere das Angebot an familiengerechtem Wohnraum im Stadtgebiet zu erweitern", konstatierten die Baufachleute. Dazu komme der sehr geringe Flächen- und Ressourcenverbrauch im Vergleich mit neuen Baugebieten.
In Ludwigsfeld haben mehrere Anwohner Bedenken gegen die Änderung
Genau das Gleiche gilt nach Auffassung der Verwaltung auch für das Baugebiet "Hinter den Gärten" in Ludwigsfeld. Doch dort stößt das Ansinnen auf erhebliche Vorbehalte, weshalb die Änderung des Bebauungsplanes schon mehrfach auf der Tagesordnung stand. Etliche Stellungnahmen von Anwohnerinnen und Anwohnern gingen bei der Stadt ein. Bei einer zusätzlichen Eigentümerbefragung äußerte sich die Mehrheit ablehnend.
Mehrere Anlieger befürchteten, dass ihnen die Aussicht verbaut wird und sie keinen oder weniger Sonnenschein auf ihrer Terrasse haben, wenn die Nachbarn ein drittes Geschoss auf ihr Haus bauen. Es gab aber auch positive Rückmeldungen. Aus Sicht der Verwaltung sind die Beeinträchtigungen durch das Aufstocken akzeptabel. "Wichtig ist, dass wir Stadtplanung fernab von Individualinteressen machen", sagte Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger (CSU). "Aber es sind immer Menschen betroffen. Es gilt, sensibel auf Einwendungen einzugehen." Die Thematik der Verschattung sei eingehend geprüft worden.
Bernhard Maier (CSU) zeigte sich nicht mit dem Vorgehen der Verwaltung einverstanden, zumal die Mehrheit der Eigentümer gegen die Änderung sei. "Wir sollten schon darauf achten, was die Leute wollen in dem Gebiet." Walter Zerb (Grüne) meinte, der vorgesehene Eingriff sei nicht gerechtfertigt.
Die Mehrheit im Neu-Ulmer Ausschuss ist für das Aufstocken
Rudolf Erne (SPD) dagegen war der Ansicht: "Wir machen hier jetzt schon drei Jahre lang herum. Es ist langsam ermüdend." Benjamin Gasser (FWG) sagte: "Leute, die Wohnraum haben, freuen sich darüber. Die, die keinen haben, werden ignoriert. Das finde ich verwerflich." Letztlich wurde die Änderung des Bebauungsplans mit zwölf zu sechs Stimmen beschlossen.