Startseite
Icon Pfeil nach unten
Neu-Ulm
Icon Pfeil nach unten

Neu-Ulm-Gerlenhofen: Anwohner sind genervt: Züge pfeifen nach tödlichen Unfällen am Bahnübergang

Neu-Ulm-Gerlenhofen

Anwohner sind genervt: Züge pfeifen nach tödlichen Unfällen am Bahnübergang

    • |
    Bahnübergang Gerlenhofen
Neue Warnschilder sollen den umstrittenen Bahnübergang Gerlenhofen sicherer machen.
    Bahnübergang Gerlenhofen Neue Warnschilder sollen den umstrittenen Bahnübergang Gerlenhofen sicherer machen. Foto: Sebastian Kaida, Stadt Neu-Ulm

    Sie hätten sich einst für Gerlenhofen als Wohnort entschieden, weil es ein sehr ruhiger Ort ist. Doch seit einer Woche, sagt eine Anwohnerin, sei das Wohnen dort eine "Zumutung". Züge, die den unbeschrankten Bahnübergang in der St.-Wolfgang-Straße passieren, pfeifen. Und das von morgens 5.22 Uhr bis nachts um 1 Uhr. Sie klagte ihr Leid der Deutschen Bahn. Zudem wandte sie sich an unsere Redaktion. Die Bewohner Gerlenhofens nahe den Bahngleisen seien gerade "sehr verzweifelt". Was sagen Bahn und Stadt dazu? 

    Die Züge würden in einer Stunde mindestens vier Mal an ihrem Haus vorbeifahren, berichtet die Anwohnerin. Die Pfiffe ließen sie jedes Mal erneut aufschrecken. Die sollen eine Lautstärke von bis zu 110 Dezibel haben. 100 Dezibel stehen für einen Presslufthammer, 110 für ein Rockkonzert. Die Frau sieht ihre Gesundheit in Gefahr. 

    Züge pfeifen nachts in Gerlenhofen: Lärm könne bleibende Folgen haben

    Lärm könne bleibende Folgen haben, wie chronische Schlafstörungen, Bluthochdruck und ein erhöhtes Herzinfarktrisiko. Sie verweist auf einen von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen Lärmpegelwert in der Nacht: Damit es zu keinen gesundheitlichen Auswirkungen komme, dürften es nicht mehr als 40 Dezibel sein. Doch nicht nur das. Die Anwohnerin fürchtet auch Auswirkungen auf das nahegelegene Naturschutz- und Vogelbeobachtungsgebiet am Plessenteich. "Wenn dieser Lärm nicht bald ein Ende nimmt, werden sich die Tiere sicherlich einen anderen Lebensraum suchen." Sie fordert, dass der Bahnübergang so lange geschlossen bleibt, bis dort die Schranke errichtet wird. 

    Deren Inbetriebnahme soll jedoch erst 2025 erfolgen, wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn mitteilt. Die Planungen für den Einbau würden zwar bereits auf Hochtouren laufen. Die Modernisierung eines Bahnübergangs sei aber sehr aufwendig und langwierig. Zu den Pfiffen erklärt die Bahnsprecherin, dass es nach dem letzten tödlichen Unfall eine Sonderverkehrsschau von Vertretern der Bahn und der Stadt Neu-Ulm gegeben habe. Dabei sei besprochen worden, dass Züge am Bahnübergang langsamer fahren - 120 km/h statt 140 km/h - und zusätzlich ein Pfeifsignal abgeben werden. Damit soll die Sicherheit weiter erhöht werden, heißt es. Die Anwohnerin stellt das infrage. Der Pfiff ertöne erst circa 300 Meter vor dem Übergang. Ältere Personen seien "sicherlich nicht flink genug", um dann einem Zug noch zu entkommen. 

    Züge pfeifen nach tödlichen Unfällen: Bahn will Vorgehen noch mal überprüfen

    Ihre und viele weitere Beschwerden von Menschen aus Gerlenhofen hinsichtlich der Pfiffe scheinen aber bereits Wirkung zu zeigen. "Wir werden dieses Vorgehen allerdings noch mal überprüfen, da die Beeinträchtigung für die Anwohner:innen sehr hoch ist. Wir stehen dazu in enger Abstimmung mit der Stadt", so die Bahnsprecherin weiter. Die Stadtverwaltung erklärt, dass bei jener Verkehrsschau am 26. Mai verschiedene Lösungsansätze für mehr Sicherheit diskutiert worden seien, darunter auch Pfeiftöne. Eine faktische Umsetzung der

    Zahlreiche Beschwerden seien bei der Stadt seither eingegangen. "Wir nehmen die Anliegen unserer Bürgerinnen und Bürger sehr ernst und haben für die Verärgerung über die Lärmsituation nach dem Aufstellen der Pfeiftafeln volles Verständnis. Gerade wenn die Hupsignale der Züge auch über eine größere Distanz hörbar sind, ist es für die Anwohnerinnen und Anwohner nicht erfreulich und störend", heißt es aus dem Rathaus weiter.

    Binnen zweieinhalb Jahren war es an dem unbeschrankten Bahnübergang zu drei tödlichen Unfällen gekommen. Als provisorische Maßnahme wurden zunächst sogenannte Haifischzähne und ein "roter Teppich" auf der Fahrbahn aufgebracht, um für zusätzliche Aufmerksamkeit zu sorgen. Dennoch war es im Mai zu einem schweren Unfall gekommen. Ein Radfahrer wurde vom Zug erfasst und starb an den Folgen des Unfalls. Zwei Neu-Ulmer Stadträte aus der Fraktion der Freien Wähler stellten daraufhin Anzeige bei der Polizei wegen Unterlassung der Verkehrssicherungspflicht. Ende Juni wurden Warnschilder aufgestellt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden