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Christoph 22 hebt für immer ab
![Ein Anblick, den viele Menschen in Ulm und Umgebung kennen: Der Rettungshubschrauber Christoph 22 war oft am Himmel über der Region zu beobachten. Jetzt wurde er durch eine ähnlich aussehende Maschine ersetzt. Ein Anblick, den viele Menschen in Ulm und Umgebung kennen: Der Rettungshubschrauber Christoph 22 war oft am Himmel über der Region zu beobachten. Jetzt wurde er durch eine ähnlich aussehende Maschine ersetzt.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Der Ulmer Rettungshubschrauber wird außer Dienst gestellt und verlässt die Region nach Neuseeland. Sein Nachfolger ist schon eingetroffen – er war bereits in Mexiko im Einsatz
Der Helikopter, bekannt unter seinem Funkrufnamen Christoph 22, wurde am Pfingstsamstag gegen einen anderen getauscht. Die bisherige Maschine vom Typ BK 117 B2 wurde vom Betreiber, dem Allgemeinden Deutschen Automobilclub (ADAC), nach Neuseeland verkauft. Als Ersatz kam eine nahezu typgleiche Maschine nach Ulm.
Seit der ADAC im Jahr 2003 von der Bundeswehr den Flugbetrieb des Ulmer Rettungshubschraubers übernahm, war die 1985 gebaute Maschine mit der Luftfahrtkennung D-HBND der Ulmer Stations-Hubschrauber. Wenn Wartungen oder Reparaturen anstanden, war eine Ersatzmaschine im Einsatz.
Der Hintergrund des Abschieds von Christoph: Die Luftrettung des Automobilclubs modernisiert ihren rund 50 Hubschrauber starken Gerätepark und ersetzt Maschinen durch den seit diesem Jahr eingesetzten Typ H 145 T2. Von den „alten“ Helis im Fundus wurden 14 Stück an einen neuseeländischen Luftretter verkauft. Nachdem nun die Ulmer Maschine aufgrund ihrer Flugstunden zu einer größeren Wartung in die Werft ins bayerische Landshut musste, wurde vom ADAC entschieden, dass sie dort gleich für Neuseeland verkaufsfertig gemacht werden soll.
Der für Ulm eingeplante neue Helikopter wird nach den Worten von ADAC-Sprecher Jürgen Griewing vermutlich im Jahr 2017 geliefert werden. Um die jährlich anfallenden über 1500 Ulmer Luftrettungseinsätze weiterhin abwickeln zu können, musste eine Zwischenlösung her. Am Samstagnachmittag war es so weit: Die D-HSMA aus Landshut traf ein, um zukünftig der Ulmer Stamm-Hubschrauber zu sein. Wie eine Flucht wirkte es dabei, dass zeitgleich Christoph 22 zu seinem letzten Einsatz (in der Region) aufbrach. Der „alte“ Hubschrauber hob ab, während der neue bereits über dem Landeplatz am Ulmer Eselsberg schwebte.
Während sich die diensthabende Notärztin später in Christoph 22 um eine Patientin kümmerte, wurde bereits der neue Hubschrauber in den Hangar gebracht und sofort mit den zusätzlichen Ulmer Beschriftungen versehen. Die Schriftzüge „Bundeswehrkrankenhaus Ulm“ auf den Türen und unter dem Seitenfenster das Wappen der Klinik. Auf den Finnen am Heckausleger prangt das runde Logo „Traumateam“ des Fördervereins, der sich in der Aus- und Weiterbildung der Rettungsmediziner im Einsatzgebiet des Ulmer Rettungshubschraubers engagiert.
Als Christoph 22 seinen letzten Einsatz beendet hatte, ging alles ganz schnell: Pilot und Stationsleiter Gerd Rothenhäusler setzten die Maschine routiniert neben der neuen Maschine auf das Flugfeld. Nachdem die Triebwerke zum Stillstand gekommen waren, packte jeder mit an: der Pilot und der Bordtechniker aus Landshut, die diensthabende Rettungssanitäterin, Ulmer Pilot, Rettungsassistentin und Notärztin genauso wie ein Oberarzt, der dienstfrei hat, aber gerade am Hangar vorbeikam. Nur etwas mehr als 20 Minuten dauerte es, bis alle Ausrüstungsgegenstände von einem Hubschrauber zum anderen gewandert waren. Neben Beatmungsgerät und Trage fanden Defibrillator und Spritzenpumpe ihren neuen Platz. Aber in den Wäschekörben voller Kleinkram fand sich neben Beatmungsmasken und Verbandmaterial eher auch Überraschendes: Ein Regenschirm zum Schutz von Patienten und Personal ist genauso dabei wie ein kleiner Teddybär, der kleinen Patienten die Angst vor dem Flug im Hubschrauber nehmen soll.
Kurz nach 17 Uhr geht dann am Pfingstmontag die zwölfjährige Ära von Christoph 22 zu Ende, Pilot und Bordtechniker lassen den Hubschrauber an, checken die Instrumente und los geht der 50-minütige Flug in die Werft nach Landshut.
Die neue Maschine hat auch schon eine ereignisreiche Dienstzeit hinter sich. Sie wurde 1986 in Donauwörth gebaut und war zuerst in Mexiko als Rettungshubschrauber unterwegs. Im Jahr 2005 wurde sie dann vom ADAC gekauft und in der Bonner Werft für die deutsche Luftrettung umgebaut und umlackiert.
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