Wie man dem Fachkräfte-Mangel in der Region begegnen will
Beim Fachkräfteforum in der Stadthalle Memmingen blicken 70 Teilnehmer auf die Situation in Memmingen und im Unterallgäu sowie auf mögliche Lösungswege.
Kaum ein Betrieb ist nicht vom Fachkräftemangel betroffen. Sei es in der Pflege, der Gastronomie, im Handwerk oder im produzierenden Gewerbe. Wie ist die Situation in Memmingen und im Landkreis Unterallgäu? Darüber sprachen 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Fachkräfteforum in der Stadthalle Memmingen. Dazu eingeladen hatten die Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen, die IHK Schwaben, die Kreishandwerkerschaft Memmingen-Mindelheim, die Stadt Memmingen sowie der Landkreis Unterallgäu.
Fachkräftemangel in Memmingen und im Unterallgäu: die Lage
„Der Fachkräftemangel wird immer gewichtiger“, so Maria Amtmann, die Leiterin der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen. Gleichwohl merkte sie an, dass „wir in einer privilegierten Region“ leben. Das machte sie unter anderem an der Arbeitslosenquote fest. Diese sei die viert-niedrigste von insgesamt 150 Arbeitsmarkt-Regionen. Ein gutes Signal.
Gleichzeitig stelle das Arbeitgeber auf der Suche nach Personal vor Herausforderungen. Natürlich gebe es in Memmingen und im Landkreis Arbeitslose. So manche Helferstellen könnten dennoch nicht besetzt werden. Der Grund: Es komme auch auf die Art der Arbeit und die Umstände an.
Damit blickte sie unter anderem auf Arbeitszeiten, Mobilität sowie Familienfreundlichkeit. Ihr Appell, um Fachkräftemangel entgegenzuwirken: „Unternehmen sollten auch nach innen blicken, auf die eigenen Beschäftigten. Wir haben viele Perlen im Betrieb.“ Die Weiterbildung eigener Mitarbeiter zu Fachkräften sei durchaus eine Option.
Alex Eder: Nicht nur Fachkräftemangel, sondern Bürkokratie und Energiepreise im Blick
Nicht nur Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel würden die Unternehmen beschäftigen. Darüber hinaus gehe es um Bürokratie sowie Energiepreise. „Wir leisten uns eine Energiewende mit der Brechstange“, stellte Alex Eder, der Landrat des Landkreises Unterallgäu, klar. Wirtschaftliche Rahmenbedingungen würden schlichtweg nicht einfacher.
Deswegen sei es wichtig, gemeinsam Lösungsansätze zu erarbeiten. Darunter falle für ihn, das „Arbeitskräftepotenzial der Flüchtlinge zu sehen“. Als Beispiel nannte er Jobbörsen als Angebot speziell für Geflüchtete. Dahin gehend könne er von positiven Erfahrungen berichten. Eine solche Jobbörse gab es bisher in Memmingen und in Mindelheim.
Memmingen und Unterallgäu: Sprachbarrieren bei Geflüchteten?
Geflüchtete und Sprachbarrieren? Das sei zum Teil ein großes Problem, merkte Gottfried Voigt als Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaften Memmingen-Mindelheim und Kempten an. Das Handwerk biete dahin gehend den Vorteil, dass dort „mit den Händen gearbeitet und Sprache begleitend gelernt wird“. Er sprach Praxistage für junge Flüchtlinge in hiesigen Unternehmen an: Es gehe nicht nur um eine gute Integration in die Gesellschaft, sondern eben auch in den Arbeitsmarkt.
Über flexible Arbeitszeiten, flache Hierarchien und mobiles Arbeiten
„Jedes zweite Unternehmen hat Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen“, führte Annalena Haußer, Regionalgeschäftsführerin der IHK Schwaben, eine Zahl aus einer jüngsten Umfrage an. Welche Lösungswege verfolgen Unternehmen? „Sie versuchen, Mitarbeiter zu halten und neue zu finden. Flexible Arbeitszeiten, flache Hierarchien und mobiles Arbeiten sind längst schon Selbstverständlichkeiten. Auch die Ausbildung wird als Teil der Lösung gesehen“, so Haußer.
Hinzu komme der Faktor Standort-Attraktivität. Lebensqualität, Familienfreundlichkeit und Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung könnten bei der Entscheidung für einen Jobwechsel das „Zünglein an der Waage“ sein.
Fachkräftemangel: Was die Stadt Memmingen dagegen tun möchte
Das Prinzip „take it or leave it“ (nimm es oder lass es) sei heute keine Option mehr, berichtete dazu der Memminger Oberbürgermeister Jan Rothenbacher. Gerade als Kommune sei Kreativität gefragt, denn mit Blick auf Gehaltsverhandlungen gebe es aufgrund der Eingruppierungen keinen Spielraum. Da gehe es um genau solche weichen Faktoren, die stimmen müssen und überzeugen können.
Die Stadt Memmingen stelle dazu gerade ein Gesamtpaket auf. „Wer sind wir? Was macht uns aus? Was kann man bei uns und mit uns erreichen? Ehrlichkeit ist dabei wichtig“, sagte der Oberbürgermeister. Sonst zerplatze die Blase schnell. Ideale für Memmingen seien beispielsweise Zuverlässigkeit, Standorttreue und der Mehrwert für die Region.
Ideale und eine Marke: Das Allgäu-Logo und die Werbung damit
Ideale und eine Marke schaffen: Darüber berichtete Christian Gabler von der Allgäu GmbH. Die Marke Allgäu sei lange schwerpunktmäßig im Tourismusbereich zur Anwendung gekommen. Heute würden auch Unternehmen damit werben. Das kleine blaue Allgäu-Logo beinhalte inzwischen die Marke, die Region, den Lebensraum, das Lebensgefühl und ein Versprechen. „Über 700 Partner nutzen die Vorteile der Dachmarke Allgäu“, so Christian Gabler.
Beim Fachkräfteforum in Memmingen ging es thematisch außerdem um die Weiterbildung von Beschäftigten und darum, die Vielfalt im eigenen Unternehmen bewusst zu gestalten, um Fachkräfte zu gewinnen.
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