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Legendäre Spiele: Als Fritz Walter in Bad Wörishofen aufspielte

Legendäre Spiele

Als Fritz Walter in Bad Wörishofen aufspielte

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    Fritz Walter und Sammy Drechsel (rechts) amüsierten sich beim Spiel.
    Fritz Walter und Sammy Drechsel (rechts) amüsierten sich beim Spiel. Foto: Archiv Helmut Bader

    Zuletzt wurde umfangreich an einen der besten Fußballer erinnert, die Deutschland je hervorbrachte: nämlich an Fritz Walter, den Weltmeisterkapitän von 1954. Er hätte am 31. Oktober seinen 100. Geburtstag feiern können. Doch es ist nicht nur das WM-Finale gegen Ungarn, weswegen sich noch einige Bad Wörishofer an Fritz Walter erinnern.

    Das berühmte Finale in der Schweiz war gerade einmal 13 Jahre her, da gab Fritz Walter einst auch ein Gastspiel in der Kneippstadt Wörishofen. Es war das Jahr 1967, und es war für die Stadt neben dem 900-jährigen Jubiläum auch sportlich ein Besonderes. Am 30. April wurde das neue Stadion am Unteren Hart mit dem Gastspiel der Gladbacher Borussia eingeweiht und bereits am 11. Juni fand das Herbert-Zimmermann-Gedächtnisspiel in Erinnerung an den Reporter der WM-Radio-Reportage in prominenter Besetzung statt. Am Zustandekommen dieses Spieles hatte Fritz Thiemann vom FC Bad Wörishofen mit seinen guten Verbindungen in die Szene maßgeblichen Anteil.

    Fritz Walter, Toni Turek, Armin Hary: Klangvolle Namen standen da auf dem Spielberichtsbogen für das Herbert-Zimmermann-Gedächtnisspiel im Juni 1967 in Bad Wörishofen.
    Fritz Walter, Toni Turek, Armin Hary: Klangvolle Namen standen da auf dem Spielberichtsbogen für das Herbert-Zimmermann-Gedächtnisspiel im Juni 1967 in Bad Wörishofen. Foto: Archiv Helmut Bader

    Sammy Drechsel, der ebenfalls legendäre Sport-Journalist, trat mit seinem „FC Schmiere“ gegen ein kombiniertes Team „Wörishofer Wassertreter/Sportpresse“ an. Neben Fritz Walter standen in den Reihen des FC Schmiere mit Karl Mai und „Fußballgott“, Torhüter Toni Turek, wie ihn Herbert Zimmermann in seiner einmaligen Reportage bezeichnet hatte, noch zwei weitere Weltmeister von 1954. Mit Armin Hary, dem 100-Meter-Weltrekordler und Olympiasieger von 1960, den Kabarettisten Jürgen Diedrich, Jürgen Scheller und Dieter Hildebrandt von der Münchner Lach- und Schießgesellschaft hatte Sammy Drechsel, der selbst als Mittelstürmer antrat, weitere damalige Fernsehstars in seinen Reihen.

    Es gab gleich zwei "Presseteams"

    Der Gegner trat eigentlich gleich mit zwei Teams an. Mit unter anderen Oskar Klose, Rudi Michel, dem Fernseh-Reporter fast aller Länderspiele dieser Zeit und langjährigen Kurgast im Hotel Fontenay, Günter Wölbert oder Fritz Klein vom Norddeutschen Rundfunk war die Sportpresse im Team vertreten. Dazu gesellte sich mit Heinz Köppendörfer im Tor, Max Gutmann, der viele Jahre mit seinen „Datschiburger Kickers“ Benefizspiele in der Gegend, auch in Wörishofen, veranstaltete, als Linksaußen, sowie Uli Biesinger, ebenfalls aus dem 1954er-Kader, auch Augsburger Prominenz.

    Ergänzt wurde das Team durch einheimische Persönlichkeiten wie Peter Holzmann, Fritz Haag, Kurdirektor Richard Gassner, Eduard Forster, Willi Kitzinger oder Alfred Maurer. Als Schiedsrichter agierte, wie damals gewohnt, Xaver Kuisle, dem als Linienrichter Klaus Havenstein und Stadtrat Martin Fischer zur Seite standen. Nicht aktiv wirkte WM-Trainer Sepp Herberger mit, dennoch hatte er es sich nicht nehmen lassen, mit seiner Frau dem Ereignis beizuwohnen.

    Fitz Walter führte die deutsche Fußballnationalmannschaft 1954 zum ersten WM-Titel. In Bad Wörishofen führte er den FC Schmiere im Benefizspiel gegen eine Auswahl aus Sportpresse-Vertretern und Bad Wörishofer Promis zum 2:1-Sieg.
    Fitz Walter führte die deutsche Fußballnationalmannschaft 1954 zum ersten WM-Titel. In Bad Wörishofen führte er den FC Schmiere im Benefizspiel gegen eine Auswahl aus Sportpresse-Vertretern und Bad Wörishofer Promis zum 2:1-Sieg. Foto: Archiv Helmut Bader

    Dass beim Spiel selbst der sportliche Wert weniger im Fokus stand, als der Spaß und der gute Zweck, dies kam auch im Spielbericht der Mindelheimer Zeitung, verfasst von Armin Klughammer, deutlich zum Ausdruck. „Die Kneippstadt rief und fast alle kamen. Das Stadion am Unteren Hart erlebte am Sonntag einen Aufmarsch der Sportpresse und der Prominenz von Funk und Fernsehen, wie er in ähnlicher Form sicher noch nirgendwo in Deutschland zu sehen war“, begann er seinen Bericht. Immerhin 3000 Zuschauer verfolgten das Spektakel.

    Wenige Wochen zuvor war Borussia Mönchengladbach zu Gast

    Gerade einmal sechs Wochen davor waren 4000 Zuschauer zum Eröffnungsspiel des Kneippstädter Stadions mit der Landkreisauswahl gegen Borussia Mönchengladbach gekommen. Zum FC Schmiere-Spiel ging Klughammer verstärkt auf den äußeren Rahmen ein. Ein Fallschirmspringer hatte demnach den Spielball zielgenau in den Anstoßkreis gebracht, das Wetter war erneut ausgezeichnet und Moderatorin Anneliese Fleyenschmidt führte „im schmucken Dirndl“ den Anstoß aus. „Dem munteren Spielchen stand nichts mehr im Wege und die ersten Lachsalven ließen nicht lange auf sich warten“, berichtete Armin Klughammer.

    Die, die damals dabei waren, werden sich noch erinnern, dass Kabarettist Jürgen Scheller das Spiel mit herrlichen Pointen am Mikrofon kommentierte. „Jetzt aber schaltete sich der ’Große Fritz’ ein. Der Fußballkönig aus der Pfalz war zwar gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe, aber seine Arbeit am runden Leder ist auch heute noch unnachahmlich“, heißt es weiter im Spielbericht.

    Max Gutmann (rechts) mit Weltmeistertrainer Sepp Herberger.
    Max Gutmann (rechts) mit Weltmeistertrainer Sepp Herberger. Foto: Archiv Helmut Bader

    Schließlich endete die Partie mit einem 2:1-Sieg des FC Schmiere, was für Sammy Drechsel schon wichtig war, denn verlieren wollte er auch bei seinen Wohltätigkeitsspielen nicht gerne. Helmut Bauer vom FC Bayern München hatte beide Tore erzielt, während Peter Holzmann von den „Wassertretern“ nur noch der Anschlusstreffer gelang, bei dem Toni Turek aber sichtlich mithalf.

    Beim anschließenden Treffen im Sportheim blühte selbstverständlich der Flachs und Fritz Walter und Sepp Herberger mussten die eine oder andere Anekdote aus der 1954er-WM erzählen. Es soll ein langer Abend geworden sein.

    Toni Turek signierte nach der Partie noch einige Fußbälle.
    Toni Turek signierte nach der Partie noch einige Fußbälle. Foto: Archiv Helmut Bader

    Für Fritz Walter blieb es übrigens nicht das einzige Gastspiel in der Kneippstadt. Schon ein Jahr später, am 13. Juli 1968, gastierte er mit seiner eigenen Fritz-Walter-Prominenten-Mannschaft erneut im Unteren Hart. Dabei spielte er gegen eine Landkreis-AH-Mannschaft. Neben den bekannten Nationalspielern Herbert Erhardt oder dem einarmigen Robert Schlienz hatte er mit Werner Liebrich und dem heute aus der 1954er-Mannschaft noch einzig lebenden Horst Eckel erneut zwei Mitglieder der legendären „Berner Elf“ mitgebracht.

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