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Der doppelte Schäuble

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Der doppelte Schäuble

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    Der doppelte Schäuble
    Der doppelte Schäuble

    Die Warnung, die Wolfgang Schäuble in Richtung Athen aussandte, war deutlich: Entweder es gibt Sparerfolge – oder kein Geld. Was dann folgte, klingt eher nach Euro-Selbsthilfegruppe als nach der Bemühung, einen Schuldensünder das Fürchten zu lehren. Die Mitgliedschaft in der Euro-Zone titulierte der Finanzminister als „schwere Bürde“. Und ob die Griechen „diese Last“ schultern wollten, müssten sie gar selbst wissen.

    Ein Wink an die Griechen, die Währungsunion zu verlassen, verbirgt sich dahinter nicht. Schäuble hat – anders als Seehofer – solche Forderungen stets verdammt. Schäuble spricht vielmehr vordergründig den Griechen die Freiheit zu, ihr Schicksal selbst zu entscheiden. Dabei wissen beide Seiten, dass Athen nur eine Wahl hat: sparen, um in der Euro-Zone zu bleiben.

    Schäubles scheinbar gegenläufige Äußerungen passen zu der einstudierten Choreografie, an die sich der Finanzminister hält. Zum einen gibt er Merkels überzeugendsten Euro-Fighter. So ist es ihm gelungen, die Koalition in Sachen Euro-Rettung auf Kurs zu halten. Und so will er die brüchigen schwarz-gelben Reihen auch beim zweiten Hilfspaket für Athen schließen. Dabei hat Schäuble längst begonnen, sich auf eine Pleite Athens einzustellen. Nicht ohne Grund stellt sein Ministerium Berechnungen an, welche Einbußen der Staatsbankrott für die deutsche Wirtschaft hätte.

    Schäubles kritische Untertöne gegen einen Verbleib Athens in der Euro-Zone sind vor allem Taktik. Schließlich ist auch das Verständnis der Steuerzahler, für die die ungelöste Schuldenkrise immer kostspieliger zu werden droht, begrenzt. Der doppelte Schäuble bewegt sich dabei zugleich in Richtung jener 16 Ökonomen, die Gedankenspiele über eine griechische Insolvenz für notwendig halten – und damit hinter FDP-Chef Rösler stehen.

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