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St. Ottilien: Warum ist das Federkleid der Klosterhühner so zerfleddert?

St. Ottilien

Warum ist das Federkleid der Klosterhühner so zerfleddert?

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    In einer Herde von Legehennen in St. Ottilien hat sich das Federpicken ausgebreitet.
    In einer Herde von Legehennen in St. Ottilien hat sich das Federpicken ausgebreitet. Foto: Leserbild

    In einem Benediktinerkloster wird nicht nur gebetet, sondern auch gearbeitet, um den Lebensunterhalt der Gemeinschaft zu sichern und möglichst autark zu sein. Das gilt auch für die Erzabtei St. Ottilien. Dort gibt es sogar noch einen großen Landwirtschaftsbetrieb. Was dort geschieht, kann jeder Klosterbesucher sehen: Wer die Allee von Geltendorf herkommt, spaziert am Hühnerhof vorbei, am Milchviehstall, an der Biogasanlage und am Hackschnitzelwerk, in Richtung Lehrerparkplatz schnattern Gänse. Die in

    Der Leser bewertet es zwar "auf den ersten Blick" als positiv, dass die Klosterhennen auch ins Freie dürfen. Allerdings lasse seiner Meinung der optische Eindruck der Tiere auf eine Stress-Situation beim Aufenthalt in den Stallungen schließen. Bruder Daniel Felber, der Leiter des Geflügelhofs und des Hofladens, widerspricht dieser Einschätzung jedoch. 

    In St. Ottilien haben die Hühner deutlich mehr Platz als vorgeschrieben

    Bruder Daniel ist überzeugt, dass sich die Tiere nicht in einer Stress-Situation befinden, die sie veranlasst, ihren Artgenossinnen die Federn auszupicken. Dass bei einer Herde weißer Hühner das Federkleid oft nicht mehr vollständig ist, sei aber zutreffend. "Das heißt aber nicht, dass es den Tieren schlecht geht", betont er. Die Legeleistung und das Fressverhalten lägen im üblichen Bereich. Die Haltungssituation sei günstiger als der Mindeststandard: Bei einer konventionellen Legehennenhaltung dürften auf einem Quadratmeter Stallfläche (ohne die Legenester) bis zu neun Tiere gehalten werden, in den Ställen in St. Ottilien mit insgesamt knapp 3600

    Das kommt dem Öko-Standard des Naturland-Verbands mit maximal sechs Tieren pro Quadratmeter nahe. Außerdem verfügt man in St. Ottilien einen Auslauf. Da dieser jedoch bei Weitem nicht die vorgeschriebene Größe von vier Quadratmetern pro Tier aufweist, dürfen die Klostereier nur als Eier aus Bodenhaltung deklariert werden. Die vom Federpicken betroffene Herde werde nicht anders gehalten wie die anderen Gruppen, betont Bruder Daniel: "Die haben denselben Stall, dasselbe Futter, dieselbe Luft."

    Woher kommt aber nun das Federpicken in einer Herde des Klosters? Das habe in dieser Gruppe schon sehr früh angefangen, berichtet Bruder Daniel, der als Landwirtschaftsmeister seit rund 20 Jahren für die Geflügelhaltung verantwortlich ist. Zunächst hätten einige Tiere diese "Untugend" gezeigt, dann immer mehr, sodass es sich zu einem "Herdenproblem" ausgewachsen habe. 

    Langeweile kann eine Ursache für Federpicken sein

    Federpicken bei Hühnern wird oft auf Langeweile zurückgeführt. Doch auch das versuche er in der Haltung zu vermeiden. So streue auch er Getreidekörner draußen und im Stall aus, um die Tiere mit etwas aufwendigerer Futtersuche zu beschäftigen. Habe man das Problem erst einmal in der Herde, sei es aber nicht mehr möglich, es zu beseitigen, sagt Bruder Daniel. Ein Dauerzustand wird es aber nicht sein: Zum Frühjahr hin wird die Herde geschlachtet und durch die nächsten Junghennen ersetzt. Das Leben von Legehennen ist kurz. Nach ungefähr 19 Lebenswochen beginnen sie Eier zu legen, nach 15 Monaten sinkt die Legeleistung von Hybridhühnern aber so stark, dass ihre Haltung nicht mehr wirtschaftlich ist. 2100 Junghennen stehen in St. Ottilien schon für die Osterzeit parat.

    Nutztiere in Deutschland, Statistisches Bundesamt, November 2022:

    Rinder Gesamt in Deutschland: 11 Millionen.

    Schafe Gesamt in Deutschland: 1,5 Millionen.

    Schweine Gesamt in Deutschland: 21,4 Millionen.

    Truthühner/Hähne Gesamt in Deutschland: 11,6 Millionen.

    Hühner/Hähne Gesamt in Deutschland: 160 Millionen.

    Eine ähnliche Einschätzung wie Bruder Daniel hat auch Raimund Dietmaier, der in Ramsach rund 3000 Legehennen nach den Öko-Regeln des Naturland-Verbands hält. Das Federpicken sei auch kein Phänomen, das es nur im konventionellen Betrieb gebe: "Auch wir haben es schon mal gehabt, das hat furchtbar ausgeschaut." Das Problem könne auch schon im Aufzuchtbetrieb entstehen. Es könne genetisch bedingt sein oder auftreten, wenn das Futter nicht genau passe und die Tiere begännen, Federn zu fressen, um ein Defizit an Kalk auszugleichen, den Hühner zur Schalenbildung benötigen. 

    Wenn Hühner in Stress geraten, kann Federpicken die Folge sein

    Dietmaier betont, dass es sehr wichtig sei, Legehennen durch Scharren und Futtersuche in der Einstreu zu beschäftigen. Er lasse auch das Futterband öfter, aber mit weniger Futter laufen oder lege im Auslauf oder im Kaltstallraum (Wintergarten) auch mal aus einer Naturverjüngung herausgeschnittene kleine Nadelbäume, an denen die Hühner die Nadeln abpicken. Auch Bruder Daniel ist in St. Ottilien um Abwechslung im Hühnerstall bemüht, etwa wenn er den Tieren nicht verkauften Salat aus der Klostergärtnerei vorlegt.

    Auch ein Befall mit Würmern oder Milben könne zu Federpicken führen, sagt Raimund Dietmaier. Das Picken sei dann eine Reaktion auf den damit verbundenen Juckreiz. Ebenso könnten Stress-Situationen Federpicken auslösen. Das könne passieren, wenn Hennen, die es gewohnt sind, vom Stall ins Freigelände zu wechseln, dies nicht mehr tun können, etwa wenn wie Anfang Dezember viel Schnee liegt oder eine behördlich eine Stallpflicht angeordnet wird, um Tierseuchen zu verhindern.

    Was sowohl Bruder Daniel als auch Dietmaier bei diesem Thema nicht gefällt, ist, dass Landwirte von Personen, denen etwas unangenehm auffällt, oft nicht unmittelbar darauf angesprochen werden: "Besser wäre es, wenn die Leute direkt auf einen zukommen würden", sagt Dietmaier allgemein zur Kommunikation. 

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