Borkenkäfer: Förster warnen vor trügerischer Ruhe in den Wäldern
Bislang gibt es kaum Probleme mit dem Borkenkäfer. Allerdings könnte sich die Lage in den Fichtenbeständen im Landkreis Landsberg in den nächsten Wochen dramatisch verschärfen.
Die Mücken schwirren einem im Buchet zwischen Beuern und Türkenfeld schon am Vormittag um den Kopf. Doch die hier versammelten Förster plagt eine ganz andere Sorge: Nicht nur die Mücken drohen sich massiv zu vermehren, auch die Borkenkäfer. Sie mahnen jetzt alle, die einen Wald besitzen, ihre Fichtenbestände gut im Auge zu behalten und möglichst schnell noch vorhandenes Holz aus den Forsten zu schaffen und in sicherer Entfernung - 500 Meter sollten es sein - zu den nächsten Fichtenbeständen zu bringen, um ein schlimmes Borkenkäferjahr zu verhüten.
Warum die Förster in diesem Jahr besonders alarmiert sind, obwohl die bislang eher kühle und feuchte Witterung die Vermehrung des Borkenkäfers eher gehemmt hat, liegt an einem Wetterereignis, das mehr als ein halbes Jahr zurückliegt: Der massive Schneefall am ersten Adventswochenende ließ vor allem in dichten und jüngeren Fichtenbeständen viele Kronen abbrechen und drückte Bäume oder entwurzelte sie. Solchermaßen geschwächte Bäume sind ideale Brutstätten für den Käfer. Zwar ist das meiste Schadholz inzwischen aufgearbeitet, die Abfuhr des Holzes ist aber teilweise auch noch im Gang, beispielsweise im Perfall'schen Wald im Buchet zwischen Beuern und Türkenfeld. Vor einem 72 Festmeter umfassenden Polter mit Fichtenstämmen haben sich die Förster versammelt. Kurz nach dem Ortstermin werden die Stämme ebenfalls aus dem Wald gebracht.
Borkenkäfer: Fichtenbestände müssen mindestens alle 14 Tage kontrolliert werden
Der Türkenfelder Revierförster des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), Friedrich Wendorff, spricht von einer "trügerischen Ruhe", und er warnt davor, deswegen die Suche nach Käfern zu vernachlässigen. Spätestens alle 14 Tage sollten die Fichtenbestände kontrolliert werden. Tatsächlich ist es auch nicht schwer, Käfer zu finden. Auf den im Buchet noch lagernden Stämmen ist fuchsrotes Bohrmehl zu sehen - die Käfer haben sich eingebohrt und legen zwischen Rinde und Holz ihre Gänge und Kammern an, wo sie ihre Eier ablegen, aus denen sich in der Regel innerhalb von sechs Wochen eine neue Generation entwickeln kann.
Die gute Nachricht: In stehendem Holz sind die Käfer bislang praktisch nicht zu finden. Der Käfer, sagt Forstdirektor Marc Koch vom AELF, mache es sich halt leicht und meide erst noch die vitalen Bäume, die von den vielen Niederschlägen der vergangenen Monate profitieren.
Mit dem Holz kann auch der Borkenkäfer aus dem Wald gebracht werden
Das heißt, wenn das befallene liegende Holz zügig aus dem Wald gebracht wird, "können wir auch fast alle Käfer abschöpfen", sagt Wendorff. Trotzdem könnte sich die Käfersituation bald dramatisch zuspitzen: Martin Mall, der Geschäftsführer der Landsberger Waldbesitzervereinigung (WBV), verweist auf die Wochenfänge des Buchdruckers in Igling: Bis zur Woche vor Pfingsten waren die Käferzahlen weitgehend unter der Warnschwelle geblieben, dann gab es einen kurzen Höhepunkt, bevor jetzt in der ersten Juni-Woche die Fangzahlen so hoch lagen, dass auch mit Stehendbefällen zu rechnen ist. Ab Juli wird sich aus den seit Anfang Juni abgelegten Eiern eine weitere Generation entwickeln. Wo das Risiko besonders groß ist, lässt sich nicht eindeutig sagen. Gefährlich werde es dort, wo es schon früher Befall gegeben hat, erklärt Marc Koch, weil durch Bestandslücken besonders warme Abschnitte im Wald entstehen. Andererseits ziehe sich der Borkenkäfer bei Temperaturen über 30 Grad in schattigere Bereiche zurück.
Sobald Bohrmehl an Baumstämmen gefunden werde, gelte es schnell zu handeln, um das Holz wegzubringen, bevor die nächste Käfer-Generation ausfliegt. Darauf zu hoffen, dass die bislang feuchte Witterung die Bäume in die Lage versetze, die schon eingedrungenen Käfer quasi mit Harz zu ertränken, sei vergeblich, warnt Koch.
Der Staat fördert den Transport des Holzes auf sichere Lagerplätze
Schwierig ist teilweise die Vermarktung des Holzes: Die Preise insbesondere für Energieholz sind unter Druck. Hackgut sei auch wegen des zurückliegenden milden Winters wenig gefragt. Nachdem zum Höhepunkt der Energiekrise viel Scheitholz nachgefragt wurde, bestehe derzeit wenig Bedarf, erklärt Martin Mall von der WBV. Immerhin bezuschusst der Staat eine Förderung für den Abtransport des Holzes von voraussichtlich mindestens zehn Euro pro Festmeter, wobei die Bagatellgrenze bei 500 Euro liege. Allerdings könnten über die WBV auch Sammelanträge für Kleinmengen verschiedener Waldbesitzer gestellt werden, erklärt Mall.
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