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Foto: Matt Crossick/Press Association, dpa
Foto: Matt Crossick/Press Association, dpa

Mehrere Hundert Euro für ein Adele-Konzert ausgeben, ist es das wert?

Pro und Contra
02.03.2024

Frage der Woche: Um jeden Preis zum Konzert gehen?

Von Felicitas Lachmayr, Stefanie Wirsching

Tickets für Konzerte werden immer teurer. Für Adele zahlen die Besucher auch mal über tausend Euro. Soll man da noch mitmachen?

Pro: Eine Frage der Liebe, sprich, wenn es einem das wert ist

Über Geschmack soll hier nicht gestritten werden! Die eine liebt Adele, der andere Depeche Mode. Es gibt Menschen, die rasten bei Peter Maffay aus! Verstehe einer die Musikliebe. Ein indischer Milliardär hat angeblich einmal zwei Millionen Dollar dafür ausgegeben, dass Beyoncé bei der Hochzeit seiner Tochter singt, das ist natürlich schon verrückt. Also dass Beyoncé da nicht mehr verlangt hat … Quatsch, aber jetzt ganz ernst, knapp 500 Euro für eine Adele-Konzertkarte, ist das nicht doch irgendwie gaga? Sollte man da nicht lieber ins Disneyland fahren, sich noch um ein Ticket fürs EM-Eröffnungsspiel bemühen oder 50 Mal zum Fast-Food-Restaurant gehen? 

Die Antwort hängt allein vom Einzelnen ab: Was ist einem solch ein Abend wert? Natürlich kann man sich über die Explosion der Ticketpreise ärgern, soll übrigens noch weitergehen, natürlich kann man auch Lieblingssänger und Bands künftig boykottieren. So nicht, Adele! Merke dir das, Bruce Springsteen! Und ja, schön wäre es, wenn Musiker eben wie einst vor allem an den Album-Verkäufen verdienen würden und nicht an den Konzerten. Und ja, schön wäre es natürlich auch, würde Adele sich zum Beispiel denken: Ach Mensch, meine lieben Fans in Deutschland, Inflation und alles, da mache ich das Ganze doch mal etwas günstiger. 

Aber Tatsache ist, Adele könnte auch durchaus noch mehr verlangen, was man auch an den Schwarzmarktpreisen sieht. Deswegen, wenn es einem wert ist? Etwa 1300 Dollar geben Besucherinnen der laufenden „Eras“-Tour von Taylor Swift für Karte, Hotel und Tralala aus, so der amerikanische Marktforscher QuestionPro. Der hat auch gleich noch nachgefragt: War es das wert? Fast drei Viertel sagten Ja. Liebe halt. (Stefanie Wirsching)

Contra: Einzigartige Momente erlebt man nur auf kleinen Konzerten

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Taylor Swift auf der Bühne erleben, um dem Hype am Ende doch nicht näher zu kommen? Die wahre Queen of Pop Beyoncé mal live singen hören? Die legendären Riffs der Rolling Stones um die Ohren gefetzt bekommen? Wäre schon schön, wären da nicht die horrenden Ticketpreise. 

Hunderte Euro zu bezahlen, um mit Tausenden Fans im hintersten Block zu stehen und auf gigantische Bildschirme zu starren, weil die Musikerinnen und Musiker mit bloßem Auge kaum zu erkennen sind, lohnt sich nicht. Man zahlt viel Geld für eine durchgeplante Show und bekommt je nach Platz auch noch miesen Sound. Da dreht man lieber zu Hause die Boxen auf und schaut sich einen gut gefilmten Live-Mitschnitt an. Oder einen der Millionen Youtube-Schnipsel - so verwackelt, als wäre man mittendrin.

Mit einem einzigartigen Musikerlebnis haben die Mega-Events nicht mehr viel zu tun. Live-Konzerte leben von der Unmittelbarkeit. Man ist nah dran, fiebert mit, spürt die Energie der Musikerinnen und Musiker. Das lässt sich nur auf kleinen Konzerten erleben. Der Auftritt von Nirvana 1989 in einer alten Kaschemme in Linz. Legendär! Zum Glück gibt es Youtube.

Es gibt zahlreiche Schuppen, in denen unbekanntere, aber nicht weniger talentierte Bands auftreten. Sie zu entdecken ist spannender, als einem etablierten Superstar für viel Geld beim Performen zuzusehen. Musik lebt von Vielfalt und neuen Ideen. Wer auf kleinere Konzerte geht, unterstützt Künstlerinnen und Künstler, die mit Spotify keinen Cent verdienen und von ihren Live-Auftritten leben. Man kann direkt vor der Bühne stehen und wirklich einmalige Momente erleben. Und wer weiß, vielleicht steht die nächste Taylor Swift vor einem. Alle Stars haben mal klein angefangen. (Felicitas Lachmayr)

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