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Pro und Contra: Frage der Woche: Sollen Leihroller aus der Stadt verschwinden?

Pro und Contra

Frage der Woche: Sollen Leihroller aus der Stadt verschwinden?

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    Au revoir, Leihroller: In Paris wird es die Gefährte bald nicht mehr geben. In deutschen Städten hingegen stehen sie an jeder Ecke.
    Au revoir, Leihroller: In Paris wird es die Gefährte bald nicht mehr geben. In deutschen Städten hingegen stehen sie an jeder Ecke. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Pro: Von wegen saubere Sache

    Schon mal mit einem E-Scooter quer durch die Stadt gefahren? Falls nein, machen Sie es, solange es die Dinger noch als Leihvehikel gibt. Was für ein Spaß nämlich! Zumindest dann, wenn man in der Laune für Spaß ist, das Ziel also eigentlich egal – ja holla, wo bin ich denn hier gelandet – und man nicht nur die letzten Meter nach Hause im Regen etwas schneller hinter sich bringen will – dann aber meist ohnehin kein aufgeladener Roller auf dem Weg herumsteht.

    Und damit hier nun ein Tritt auf die Spaßbremse und schnell mal auf eine Umfrage des ADAC vom letzten Sommer geschaut: Was finden die Leute so toll an den Leihrollern? Hmm. Abgase vermeiden? Beitrag zum Mobilitätswandel? Fahrspaß? Richtig, Letzteres. Geworben aber wird natürlich vor allem mit der Ökobilanz: Was für eine saubere Sache! Wäre das Leihrollergeschäft auch, wenn die Nutzerinnen und Nutzer dafür den Diesel-Kombi oder den Hybrid-SUV stehen lassen würden. Tun die meisten nur nicht. Stattdessen verzichten sie – hier wird's kurz ein wenig schulmeisterlich – aufs weniger gefährliche, viel gesündere Gehen oder Radfahren. 

    Und wie geht es übrigens den Leihrollern selbst? Leute, Leute! Weil sie kein Zuhause haben, stehen die Roller kreuz und quer in der Stadt herum. Landen samt ihrer lithiumgesättigten Batterien oft in zufällig vorbeifließenden Flüssen. Weil sie irgendjemandem, der ohnehin ein Hass auf die Dinger hat, im Weg herumstehen. Oder weil zufällig vorbeitaumelnde Trunkene sich einen Spaß machen wollen. 500 Stück haben sie einmal in Köln aus dem Rhein gezogen, also Roller, irre. Konzept gescheitert, schade, Ende des Spaßes. (Stefanie Wirsching)

    Contra: Das Fahrgefühl ist einfach einmalig

    Sie stehen im Weg, blockieren Ausfahrten oder liegen auf dem Gehsteig. Batteriebetriebene Stolperfallen sind das doch, diese Leihroller. Verschandeln das Stadtbild und vermüllen die Umwelt. Bloß weg mit den Dingern! An den elektrischen Zweirädern entlädt sich der Hass all derer, die noch nie damit gefahren sind. 

    Denn wer sich einmal auf so ein motorisiertes Riesenspielzeug gewagt hat, mit 20 Sachen über die Straße geflitzt oder am Berg mit einem geschickten Schlenkermanöver an keuchenden Radfahrern vorbeigezogen ist, wird es wieder tun. Nicht weil es nachhaltig ist, sondern weil das Fahrgefühl einfach einmalig ist. Freier als im Auto, bequemer als mit dem Fahrrad, unabhängiger als mit den Öffis. Am besten noch zu zweit auf dem Roller, dann wird's selbst bei Regen kuschelig.

    Die kleinen Gefährte sind der ultimative Lückenfüller. Auf ihnen kann man schnell nach Hause sausen, wenn abends keine Tram mehr fährt, man den Bus verpasst hat oder sich das teure Taxi sparen will. Dass sie überall herumstehen, mag Roller-Hasser nerven, aber genau das macht sie so praktisch. Zu spät dran, zu weit weg von der nächsten Haltestelle? Egal, an der nächsten Ecke wartet ein fahrbarer Untersatz. 

    Das Beste: Man muss sich um nichts kümmern. Ticket kaufen, Reifen wechseln, reparieren, Akku laden - kann man sich alles sparen. Anders als beim Fahrrad muss man auch nicht fürchten, dass so ein Roller plötzlich nicht mehr da steht, wo man ihn abgestellt hat. Man nimmt einfach den nächsten. Blöd nur, wenn der Handyakku während der Fahrt schlapp macht. Bei all dem Geschimpfe auf die Rollerfahrer: Auch Radler oder Autofahrer parken falsch, verursachen Unfälle oder sind betrunken unterwegs. Aber jetzt nicht noch moralisch werden bei all dem Fahrspaß. (Felicitas Lachmayr)

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