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Pro und Contra: Die Frage der Woche: Vor dem Fernseher einschlafen?

Pro und Contra

Die Frage der Woche: Vor dem Fernseher einschlafen?

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    Wenn man zu "Maischberger" einnickt und zu Bob Ross' "The Joy of Painting" wieder aufwacht.
    Wenn man zu "Maischberger" einnickt und zu Bob Ross' "The Joy of Painting" wieder aufwacht. Foto: Christoph Schmidt, dpa

    Pro: Wegdösen vor dem TV? Ein Genuss - und harmloser als Schlaftabletten.

    Wenn die Maischberger längst aufgegeben hat, auch der wack’re Sprecher der letzten „heute“-Nachrichten sein Studio verlässt, ja spätestens dann krümelt sich das Sandmännchen in alle Augen, die noch vor dem Fernsehschirm wachen. Sich „berieseln“ lassen? Klingt nach dem Schneegestöber, das früher jede Nacht über die Fernseher zog. Testbild – fieps! – und der Rest war Rauschen. Punktgewusel schwarz-weiß. 1996 war dann zwar Schluss mit Sendeschluss, auch das ZDF strahlt seither durch. Aber die Television bleibt eine prächtige Einschlafhilfe.

    Nein, ein Apparat ersetzt kein lauschiges Ofenfeuer, und ja, was eine Stromverschwendung, bitte sparen Sie! Aber ab und an in den heiligen Sonntag hineinzudösen, zum Palaver aus dem TV-Gerät? Ein Genuss – und harmloser als Schlaftabletten.

    Fällt einem ein gutes Buch aus der müden Hand, ist das doch schade, die letzten fünf Seiten verschlingt der Traum. Aber so ein öffentlich-rechtlicher Nachttalk? Zapp, „Markus Lanz“ – ach der Lauterbach, und guck, der Richard Precht! – Fakt ist, Sie verschlummern nichts, was Ihnen die Mediathek anderntags nicht wiedergeben könnte. Und diese Welten der Nacht, nehmen Sie nur dieses Wochenende, ARD: Da können Sie zur „Donna Leon“-Uralt-Wiederholung „Tod zwischen den Zeilen“ in die Lagune von Venedig fallen, circa 2:50 Uhr, um 4:41 Uhr mit der Doku „Prestigeprojekt Autobahn – Montenegros Deal mit China“ in einem anderen Landstrich wieder aus dem Sessel zu schrecken. König der Nacht bleibt aber: Bob Ross. Im Spätspätprogramm malt der US-Künstler Kitschlandschaften und säuselt dabei: „A happy little tree here and ...“ chrrzuuh „... sunny yellow ...“ chrrschnarch! So lieblich singt kein Sandmännchen „Lalelu“.

    Contra: Wer vor dem Fernseher einschläft, schaut das falsche Programm

    Wer regelmäßig vor dem Fernseher einschläft, schaut vielleich doch das falsche Programm. Eine These jedenfalls. Warum nämlich macht man eigentlich den Fernseher an? Um etwas Interessantes zu sehen. Wenn nicht, schaltet man um oder aus. Dass manche Sender Einschläferndes anbieten, ist ein anderes Thema, man könnte dann auch mal ganz kurz über den letzten Tatort sprechen, aber kein Tatort wird jedenfalls mit dem Ziel gedreht, die Leute am Sonntag endlich mal früher zum Schlummern zu bringen. Und es ist ja auch kein Kompliment, wenn man über die letzte Markus-Lanz-Sendung sagt: „Super-toll, schon nach drei Minuten beim FDP-Mann ganz müde geworden, und bevor der Philosoph loslegte, geschlafen wie ein Stein.“

    Wenn man aber den Fernseher einschaltet, um etwas Interessantes zu sehen, dann muss das Einschlafen vor der Glotze doch als so etwas wie das letzte Scheitern des Tages angesehen werden. Morgens schon nicht zum Laufen gegangen, mittags Schokolade, abends den Krimi nicht geschafft. Das ist doch alles nicht schön. Das will man doch nicht. Und was man doch auch nicht will: zu später Stunde noch mal aufwachen, vom blauen Licht bleich beschienen, sich vom Sofa quälen, noch mal ins Bad schlurfen, müde und langsam kreisend die Zahnbürste bewegen – falls die Energie dafür reicht. Was ist denn das für ein Fernsehprogramm, was ist das für ein Tagesabschluss! Und wie wacht man da am Morgen auf? Wenn man zum Beispiel dann noch nicht mal weiß, wer der Mörder ist?

    Klar, manchmal ist man einfach zu müde zum Aufstehen. Also vom Sofa. Das Leben kann irre erschöpfend sein, wie schön erholt man sich davon im Bett.

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