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Krönungsquiche: Wie schmeckt die Krönungsquiche? Ein Backversuch

Krönungsquiche

Wie schmeckt die Krönungsquiche? Ein Backversuch

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    Wie schmeckt die Krönungsquiche? Ein Backversuch
    Wie schmeckt die Krönungsquiche? Ein Backversuch Foto: Felicitas Lachmayr

    Saubohnen. Double Cream. Wo gibt's denn so was? Skeptisch überfliegen wir das Rezept. Spinat, Cheddarkäse. Klingt nicht unbedingt nach Festtagsschmaus, aber wenn's dem König schmeckt ... Ganz England und das Commonwealth sollen am Tag nach Charles' Krönung Quiche essen. Das Rezept von Seiner Majestät höchst persönlich auserkoren. Kein königlicher Coup, sondern royaler Ritus. Zeit also für einen Backversuch: Wie schmeckt's am Sonntag in

    Als Queen Elizabeth II. vor 70 Jahren den Thron bestieg, stand kaltes Hühnchen in Currymayonnaise auf dem Speiseplan. Klang damals exotisch, landet heute als Standardbelag auf britischen Sandwiches. Jetzt also Quiche mit Spinat und Saubohnen. Kaum hatten Charles und Camilla das Rezept auf dem royalen Twitter-Account veröffentlicht, hagelte es Kritik: zu französisch. Zu ignorant. Zu dekadent. Zwei Eier im Teig! Die sind doch sowieso gerade knapp. Und dann noch Schweineschmalz! Welcher Vegetarier, Jude oder Moslem soll das essen? 

    Ob Quiche oder Krach: Das Königshaus bietet Raum für Spekulationen

    In den britischen Medien wurde wild diskutiert – über Zutaten und Botschaften der Krönungsquiche. Ist das Gericht eine subtile, versöhnliche Geste in Richtung der europäischen Partner nach dem Brexit? Die indische Gewürzmischung im Hühnchensalat der Queen soll doch damals auch die Verbundenheit des Commonwealth mit dem „Mutterland“ signalisiert haben. Ob französische Quiche oder familiärer Krach, der Buckingham Palace bietet genug Raum für Spekulationen

    Aber jetzt mal Butter bei die Saubohnen: Wie leicht lässt sich die royale Quiche nachbacken? Und wie schmeckt sie? Ein Küchenexperiment zwischen Mutter und Tochter. Die eine backt drei Kuchen in der Woche und blättert im Wartezimmer gerne mal durch die royalen Klatschblätter. Die andere weiß über die europäischen Monarchen ungefähr so wenig wie über Mürbteig. 

    Prinzessin Elizabeth wurde 1953 in der Westminster Abbey in London zur Königin Elizabeth II. von Großbritannien gekrönt. Zum Essen gab es Hähnchen in Currymayonnaise.
    Prinzessin Elizabeth wurde 1953 in der Westminster Abbey in London zur Königin Elizabeth II. von Großbritannien gekrönt. Zum Essen gab es Hähnchen in Currymayonnaise. Foto: Pa/epa/ dpa

    Ratlos sind beide beim Blick auf die Zutatenliste. Was genau sind Saubohnen? Schnell mal googeln: hellgrüne Bohnen mit haariger Hülle. Leicht nussig, mild süß. Heißen auch Puffbohne, Feldbohne, Favabohne oder Dicke Bohne und werden als Futtermittel für Tiere verwendet. Bon appétit! Nur jung geerntet sind sie für den menschlichen Verzehr geeignet, aber offenbar nicht sonderlich beliebt. Fünf Supermärkte und immer noch keine Saubohnen. Das Königshaus empfiehlt alternativ Sojabohnen, aber da liegen die weißen Riesenbohnen schon im Einkaufswagen. Sind zwar nicht grün, aber auch dick, sollten ihren Zweck also erfüllen. 

    Nächste Hürde: Double Cream. Ist im durchschnittlichen deutschen Supermarkt nicht erhältlich, lässt sich Food-Expertinnen zufolge aber mit Crème Fraîche oder einer Sahne-Mascarpone-Mischung ersetzen. Schmand tut's auch, weiß die erfahrene Bäckerin. Fehlt noch frischer Estragon, aber auch der ist nicht auffindbar. Eine Verkäuferin empfiehlt Petersilie oder Kerbel als Ersatz. 

    Das royale Rezept aus dem Königshaus erlaubt auch einen fertigen Mürbeteig

    Die restlichen Zutaten sind schnell beisammen: Milch, Spinat und Cheddar für die Füllung. Eier, Mehl, Butter und Schmalz für den Mürbteig. Verdutzter Blick der Chefköchin: „Ich habe schon hunderte Mürbteigrezepte gebacken, aber Schmalz ist mir noch nie untergekommen.“ Was soll's. Der königliche Chefkoch und Erfinder des Rezepts, Mark Flanagan, wird sich schon was dabei gedacht haben. Vermutlich hat er den Teig auch wie empfohlen mit den Fingerspitzen geknetet, aber dafür kann sich die Chefköchin nicht erwärmen. „Ich will ja nicht bis morgen früh in der Küche stehen.“ Das royale Rezept erlaubt auch Fertig-Teig, aber so was kommt der Chefköchin nicht ins Haus. 

    Griff also zum Thermomix, der majestätisch auf der Arbeitsplatte thront. Zutaten rein, eine heimliche Prise Backpulver („macht den Teig lockerer“), 20 Sekunden rühren, fertig. „Das geht so schnell, da muss man gar nichts kühl stellen.“ Aber im Rezept steht doch ... abdecken ... Kühlschrank ... 45 Minuten ... Während die eine noch liest, rollt die andere schon den Teig in die Form und drückt ihr eine Gabel in die Hand: „Ohne Löcher wölbt sich der Teig und bildet Luftblasen beim Backen.“ Also schnell hineinpiksen und ab damit in den Ofen. Aber ... gehören da nicht noch Backpapier und Linsen drauf? „Wenn ich jedes Mal blindbacken würde, wenn es im Rezept steht, würde ich verhungern.“ Besser mal blind vertrauen. Die Uhr tickt. Zeit für die Füllung und den royalen Tratsch. 

    Die Netflix-Dokuserie "Harry & Meghan" sorgte für Aufregung.
    Die Netflix-Dokuserie "Harry & Meghan" sorgte für Aufregung. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    Vor kurzem an der Netflix-Doku über Megan und Harry hängen geblieben. Tendenziös, klar. Aber mal eine andere Perspektive. Die Chefköchin rollt mit den Augen. "So was schau ich mir nicht an. Machen sich doch nur wichtig, die beiden." Sie blättere lieber in den royalen Klatschblättern im Wartezimmer oder an der Supermarktschlange. Neulich im Vorbeigehen aufgeschnappt: „Zoff im Königshaus: Kate stinksauer“ Worum ging's? Die Chefköchin zuckt mit den Schultern. "Hab's schon wieder vergessen, ist ja sowieso meistens Schmarrn. Aber William hat auf dem Foto ganz schön bedröppelt geguckt."

    Und die Krönung von Charles? Anschauen oder ausblenden? Vielleicht mal kurz einschalten, sagt die Chefköchin. Aber fünf Stunden das Brimborium ohne einen Hauch von Romantik wie bei den royalen Hochzeiten? Da gehe sie lieber in den Garten. Wie Charles, der soll doch auch so gerne garteln und sein eigenes Bio-Gemüse anbauen. Hat er nicht neulich einen Garten umgraben lassen, um die Artenvielfalt auf dem königlichen Anwesen zu verbessern? Grüner König, grüne Quiche, passt ganz gut, resümiert die Chefköchin. 

    Zum Nachbacken gibt es ein Video aus der majestätischen Großküche

    Was kommt denn jetzt in die Füllung? Milch, Schmand, Eier. Salz, Pfeffer, Estragon alias Kerbel. Und was ist mit dem Spinat? Blick aufs Rezept. Gekocht soll er sein. Aber wie? Verwirrung. In der Anleitung steht nichts. Wie macht's denn die Köchin des Königshauses im offiziellen Video? In weißer Uniform steht sie in der majestätischen Großküche, krümelt zu locker-leichter Klaviermusik Cheddar in die Form und streut den geschnippelten Spinat darüber. Nach knapp zwei Minuten ist das Video zu Ende und die Quiche angeschnitten. Hat jetzt nicht wirklich weitergeholfen, aber die Chefköchin hier kann Freestyle. 

    König Charles III. (rechts) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier pflanzen im Garten von Schloss Bellevue eine Manna-Esche. Der britische König ist bekannt für seine Liebe zum Garteln.
    König Charles III. (rechts) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier pflanzen im Garten von Schloss Bellevue eine Manna-Esche. Der britische König ist bekannt für seine Liebe zum Garteln. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    Schnell die Stengel vom Spinat gezupft, die Blätter blanchiert und auf den vorgebackenen Teig gestreut. Das Befüllen am Ende geht flott: Bohnen drauf, Füllung rein, Cheddar drüber und ab in den Ofen mit der Chose. Eineinhalb Stunden dauert das Gebacke. Ob sich's gelohnt hat? Goldbraun soll die Krönungsquiche sein, umhüllt von einem knusprig-leichten Teigmantel. Der offizielle Serviervorschlag: heiß oder kalt mit grünem Salat und gekochten neuen Kartoffeln genießen. Aber fürs Testessen lieber mal ohne Schnickschnack servieren. Die Uhr piept. Es duftet nach Schmalz und geschmolzenem Käse. Prüfender Blick in den Backofen. Die Quiche kann raus. Mit goldgelber Kruste ist sie schon mal recht ansehnlich. 

    Die Quiche lässt sich royal und ohne peinliche Fauxpas verspeisen

    Und wie schmeckt's? Zu sehr nach Spinat, findet die eine. Etwas fad, urteilt die andere. Schon lecker, aber nicht so lecker wie deine Gemüsequiche, lobt der Mann der Chefköchin. Köstlich, schwärmt eine Freundin. Vier Test-Esser, vier Meinungen. Größte Überraschung: die Bohnen. Erst skeptisch beäugt verleihen die mehligen Häufchen dem grünen Einerlei etwas Pfiff. 

    Weiterer Pluspunkt für's royale Dinner: Die Quiche lässt sich gefahrlos verspeisen. Spaghetti, Brombeeren oder Schalentiere kamen der Queen bekanntlich nicht auf den Teller – aus Angst vor peinlichen Fauxpas am Tisch. Auf Spinatblätter zwischen den Zähnen möge der Sitznachbar beim Big Lunch am Sonntag hoffentlich dezent hinweisen und sich klammheimlich noch ein Stück Quiche auf den Teller schieben. Denn bei sechs Personen wie im Rezept angegeben und 20 Zentimetern Durchmesser bleibt für jeden nicht mehr als ein Häppchen. Hat man jetzt gespeist wie ein König? Nicht wirklich. Aber die Chefköchin hat sich ein Krönchen verdient! Queen of the day!

    Das Rezept:

    Zutaten:

    Für den Teig:

    • 125 g Mehl
    • Prise Salz
    • 25 g kalte Butter in Würfeln
    • 25 g Butterschmalz
    • 2 EL Milch

    Alternativ geht auch fertiger Mürbeteig.

    Diese Zutaten benötigt man für die royale Krönungsquiche.
    Diese Zutaten benötigt man für die royale Krönungsquiche. Foto: Felicitas Lachmayr

    Für die Füllung:

    • 125 ml Milch
    • 175 ml Crème fraîche als Alternative für Double Cream
    • 2 mittelgroße Eier
    • 1 EL gehackter frischer Estragon
    • Salz, Pfeffer
    • 100 g geriebener Cheddarkäse
    • 180 g leicht gehackte und gekochte Spinatblätter
    • 60 g Sojabohnen als Alternative zu Saubohnen

    Zubehör: Flache Quicheform mit 20 cm Durchmesser

    Im Mixer ist der Mürbeteig schnell gemacht.
    Im Mixer ist der Mürbeteig schnell gemacht. Foto: Felicitas Lachmayr
    Spinat und Bohne drauf.
    Spinat und Bohne drauf. Foto: Felicitas Lachmayr
    Mit Käse bestreuen. Fertig ist die Krönungsquiche.
    Mit Käse bestreuen. Fertig ist die Krönungsquiche. Foto: Felicitas Lachmayr

    Zubereitung:

    1. Mehl und Salz in eine Schüssel sieben, Butter und Butterschmalz hinzufügen und mit den Fingerspitzen mischen, bis eine paniermehlartige Textur entsteht. 
    2. Nach und nach die Milch hinzugeben und zu einem Teig kneten. 
    3. Den Teig zugedeckt im Kühlschrank 30 bis 45 Minuten ruhen lassen. 
    4. Eine Arbeitsfläche leicht bemehlen und den Teig etwa 5 mm dick zu einem Kreis ausrollen, der etwas größer ist als die Backform. 
    5. Die Backform mit dem Teig auskleiden und darauf achten, dass keine Löcher entstehen, denn sonst könnte die Füllung auslaufen. 
    6. Die Backform zugedeckt weitere 30 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen. 
    7. Den Backofen auf 190 Grad vorheizen und den Teig für 15 Minuten "blindbacken", damit er nicht zusammenfällt oder Luftblasen schlägt. Dazu auf den Teig Backpapier legen und mit rund 500 g getrockneten Hülsenfrüchten, etwa Erbsen, beschweren. 
    8. Backform herausholen, Backpapier und Hülsenfrüchte entfernen. 
    9. Milch, Sahne, Eier, Kräuter und Gewürze verquirlen. Die Hälfte des geriebenen Käses auf den blindgebackenen Boden streuen, mit dem gehackten Spinat, den Bohnen und den Kräutern belegen und dann die flüssige Mischung darüber gießen und gleichmäßig verteilen. Dabei darauf achten, dass der Teig nicht beschädigt wird. 
    10. Den restlichen Cheddarkäse darüberstreuen, in den 160 Grad heißen Ofen stellen und für 20 bis 25 Minuten backen, bis die Quiche fest und leicht golden ist.
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