Ach, es gibt doch auch die guten Momente … Mit Goretzka etwa. Als der den Ball gegen Ungarn reingehauen hat und damit die ganze Nation froh machte, was hätte man in dieser Sekunde allein zu Hause tun sollen? Sich selbst umarmen? Glückselig einen Schluck Bier nehmen, sacht ein Fähnchen schwenken und ein „Juhu“ hauchen?
Mit wem soll man die Mannschaftsaufstellung diskutieren?
Alleine Fußball schauen macht keinen Spaß. Mit wem soll man die Mannschaftsaufstellung diskutieren? Und Jogis T-Shirts? Wo seinen Spieltipp abgeben? Wie sollen denn die besten Spielerfrisuren gekürt werden, wenn nicht per Akklamation? Und soll man alleine die Nationalhymnen mitsummen – einfach so vor sich hin? Viel schöner ist es doch, wenn mehrere sich über die gleiche miese Attacke aufregen: Pepe! – Es ist immer Pepe! – Das war ein eindeutig Rot! – Aber ganz eindeutig! – Was kann man sich da mit anderen schön hineinsteigern. Genauso wie man besser nicht allein leidet.
Fußball ist ein Gemeinschaftserlebnis
Es geht um die Stimmung, die Fangesänge, das gemeinsame Jubeln und Trauern. Nur weil es in diesem Sommer keine Fanmeilen gibt, keine Kneipen-Events und Vereinsfeste mit Großleinwänden, muss man nicht gleich ins andere Extrem fallen und Fußball alleine schauen. Wenn der Fernseher gerade zwangsläufig das große gemeinschaftsbildende Lagerfeuer ist, dann wärmt man sich daran doch am besten mit seinen Freunden. Warum nicht mit den Nachbarn eine spontane Expertenrunde bilden – ein wenig Kramer steckt schließlich in uns allen? Zusammen ist man weniger allein, vor allem wenn es um Schicksalsfragen von nationaler Tragweite geht. Oder –seufz! – gegangen ist.
Lesen Sie dazu auch den Pro-Kommentar von Stefanie Wirsching