St. Martin am 11. November ist in Deutschland eines der bekanntesten Heiligenfeste überhaupt, auch deshalb, weil vor allem Kinder es feiern. Die Geschichte hinter dem Brauch ist eigentlich dramatisch — und hat nichts mit der Laterne zu tun, die bei St. Martin-Umzügen gerne getragen wird. Ein Überblick:
Warum feiern wir St. Martin am 11. November?
Gestorben ist der Heilige Martin zwar schon am 8. November 397. Aber erst am 11. November wurde er dann unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beerdigt.
Seitdem wird der 11. November als Gedenktag gefeiert.
Was ist die Geschichte von St. Martin?
Der heilige Martin von Tours wurde um 316 nach Christus in Pannonien geboren, das liegt im heutigen Ungarn. Eigentlich war Martin Soldat und diente bereits mit 15 Jahren in der römischen Armee. Etwa in dieser Zeit traf er im Winter auf einer Straße einen Bettler. Der spärlich bekleidete Mann bat ihn um eine Gabe. Martin teilte daraufhin seinen Mantel mit dem Schwert und gab dem Armen eine Hälfte des Mantels.
In der folgenden Nacht, so geht die Geschichte um St. Martin weiter, erschien ihm Jesus Christus im Traum und gab sich als der Bettler zu erkennen. Dieses Ereignis war für Martin der Auslöser, sich taufen zu lassen, seinen Soldatendienst aufzugeben und Schüler des berühmten Kirchenlehrers Hilarius zu werden.
371 wurde Martin zum Bischof von Tours geweiht. Weil er weiterhin bescheiden und fürsorglich lebte, war er bei der Bevölkerung äußerst beliebt - und nach seinem Tod vom Papst heiliggesprochen. Seitdem gilt St. Martin als Schutzpatron der Bettler, Soldaten, Waffenschmiede und Haustiere.
Ist die Geschichte um St. Martin wahr?
"Die erste Heiligenvita im Christentum ist die von Martin", sagt Manfred Becker-Huberti, Ehrenprofessor für Theologie, der ein Buch zum Heiligen Martin und den Bräuchen rund um sein Fest geschrieben hat. "Er stirbt 397 und wir wissen, dass der Verfasser etwa um 395 mit dem Schreiben begonnen hat. Er hat Martin gut gekannt und insofern müssen wir davon ausgehen, dass vieles so geschehen ist. Wahrscheinlich ist es aber ein wenig überhöht." (Lesen Sie das ganze Interview mit Becker-Huberti hier.)
Was bedeutet die Laterne, die bei den Martinsumzügen getragen wird?
Die Umzüge mit Laternen gehen einerseits auf die Lichterprozessionen zurück, die früher am Vorabend von hohen Festen stattfanden, zum anderen lösen sie die Martinsfeuer ab, die vielleicht Überbleibsel vorchristlicher, germanischer Erntedankfeste waren. "In der kirchlichen Liturgie beginnt ein Fest nicht um Mitternacht, sondern zum Sonnenuntergang des Vortages. Zum Sonnenuntergang gab es in der Kirche eine Lichterfeier. Da bot es sich für die Prediger an, zu sagen: Ihr müsst genauso sein wie die Lampen in der Kirche, ein Licht in der Dunkelheit. Und was taten die Leute? Sie sind rausgegangen und haben Feuer angezündet. So entstand der Brauch", fasste es Becker-Huberti zusammen.
Gibt es den Martinstag nur in Deutschland?
Nein, den Martinstag gibt es in ganz Europa. In Bayern und Österreich heißt der Festtag auch Martini. Der Brauch des Martinsumzugs ist auch in Österreich, der Schweiz und in Südtirol verbreitet.
Welches Lied wird an St. Martin gesungen?
Es gibt gleich mehrere Lieder, die beim Martins-Umzug gerne gesungen werden:
Ich gehe mit meiner Laterne
Ich geh' mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir. Da oben leuchten die Sterne, hier unten leuchten wir. Mein Licht ist aus, ich geh nach Haus. Rabimmel, Rabammel, Rabumm. Der Hahn, der kräht, die Katz' miaut, Rabimmel, Rabammel, Rabumm.
Ich geh' mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir. Da oben leuchten die Sterne, hier unten leuchten wir. Mein Licht ist an, ich geh voran. Rabimmel, Rabammel, Rabumm. Mein Licht ist schön, könnt ihr es sehn? Rabimmel, Rabammel, Rabumm.
Ich geh' mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir. Da oben leuchten die Sterne, hier unten leuchten wir. Ich trag mein Licht, ich fürcht mich nicht. Rabimmel, Rabammel, Rabumm. Sankt Martin hier, wir leuchten dir. Rabimmel, Rabammel, Rabumm.
Ich geh' mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir. Da oben leuchten die Sterne, hier unten leuchten wir. Wie schön das klingt, wenn jeder singt. Rabimmel, Rabammel, Rabumm. Mein Licht geht aus, wir gehn nach Haus. Rabimmel, Rabammel, Rabumm
Sankt Martin
Sankt Martin, Sankt Martin, Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind, sein Ross, das trug ihn fort geschwind. Sankt Martin ritt mit leichtem Mut. Sein Mantel deckt ihn warm und gut.
Im Schnee saß, im Schnee saß, im Schnee, da saß ein armer Mann, hatt' Kleider nicht, hatt' Lumpen an. Oh, helft mir doch in meiner Not, sonst ist der bittre Frost mein Tod!
Sankt Martin, Sankt Martin, Sankt Martin zog die Zügel an. Sein Ross stand still beim armen Mann. Sankt Martin mit dem Schwerte teilt den warmen Mantel unverweilt.
Sankt Martin, Sankt Martin, Sankt Martin gab den halben still, der Bettler rasch ihm danken will. Sankt Martin aber ritt in Eil hinweg mit seinem Mantelteil.
Weitere Martinslieder gibt es zum Beispiel auf katholisch.de.
Wo gibt es noch mehr Informationen zu St. Martin?
Noch detailliertere Informationen zum Leben des Heiligen Martins gibt es zum Beispiel auf der Homepage des Bistum Augsburgs. AZ