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Niederbronn/Oberrohr: Theo Waigel spricht über das tragische Schicksal seines Bruders

Niederbronn/Oberrohr

Theo Waigel spricht über das tragische Schicksal seines Bruders

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    Theo Waigels Bruder fiel 1944 an der Westfront. Sein Grab befindet sich auf dem Soldatenfriedhof Niederbronn/Elsass/Frankreich.
    Theo Waigels Bruder fiel 1944 an der Westfront. Sein Grab befindet sich auf dem Soldatenfriedhof Niederbronn/Elsass/Frankreich. Foto: Peter Bauer

    Sein Bruder starb 1944 an der Westfront in Lothringen – mit gerade einmal 18 Jahren. August Waigel ist auf dem Soldatenfriedhof Niederbronn-les-Bains im Elsass/Frankreich begraben. Niederbronn ist für Dr. Theo Waigel ein besonderer Fixpunkt. Und dieser Ort steht auch für die große Verbundenheit des langjährigen Bundesfinanzministers mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Eine neue Ausstellung des Volksbundes informiert dort über das Grauen an der ostfranzösischen Front in der Endphase des Zweiten Weltkriegs 1944/45. In seiner Rede zur Gedenkveranstaltung sprach

    In der neuen Volksbund-Dauerausstellung wird auch die Biografie von August Waigel skizziert. Theo Waigel dankte dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, dem „meine Familie und ich zutiefst verbunden sind.“ Ohne den Volksbund „wüsste ich nicht, wo mein Bruder begraben liegt, sein Leben und seine Zeugnisse würden nicht Teil einer Ausstellung sein, die dem Frieden der Menschen und der Völker dienen sollen.“

    Am 15. Juli 1993 besuchte Waigel mit dem Vizepräsidenten des Volksbunds, Richard Wagner, Bürgermeister in Schwabmünchen, den Soldatenfriedhof von Esztergom in Ungarn. Waigel erzählte ihm von der Ungewissheit über die Grabstätte seines gefallenen Bruders.

    August Waigel ist am 30. September 1944 gefallen

    Wagner ließ nachforschen, bald konnte er Waigel mitteilen, dass die Ermittlungen des Volksbunds im Zusammenwirken mit der Deutschen Dienststelle ehemalige Wehrmacht erfolgreich gewesen seien. Die Grablage von August Waigel sei zweifelsfrei festgestellt. Er ruhe nach der Umbettung aus dem Gemeindefriedhof von Lizey im Departement Moselle auf dem deutschen Soldatenfriedhof Niederbronn. August Waigel war am 30. September 1944 gefallen und von amerikanischen Militärangehörigen beerdigt worden.

    Wie Theo Waigel berichtet, fand im November 1961 die Umbettung statt, „von der unsere Familie keine Kenntnis erhalten konnte, da die Todesnachricht von Oberleutnant Lüttke vom 11. Oktober 1944 von einem anderslautenden Ortsnamen ausging.“

    1953 hatte eine Frau aus Waigels Heimatort Oberrohr mit ihrem französischen Ehemann, den sie als gefangenen Soldaten kennengelernt und nach dem Krieg geheiratet hatte, die Grabstelle in Lezey besucht und den Eltern von Theo Waigel Fotos überbracht.

    Auf dem Soldatenfriedhof in Niederbronn-les-Bains im Elsass fanden schließlich rund 15.800 gefallene deutsche Soldaten ihre letzte Ruhe, darunter auch August Waigel.

    Die Begegnungsstätte wurde im Jahr 1994 eingeweiht

    „Am 28. Oktober 1993 konnte ich erstmals diesen schön angelegten Soldatenfriedhof betreten“, denkt Waigel zurück. Rund ein Jahr später, am 15. Oktober 1994, fand die Einweihung der Begegnungsstätte statt, an der sich Jugendliche aus ganz Europa dem Gedenken an die Opfer des Krieges widmen. Waigel erinnerte in seiner Ansprache an die Botschaft der Versöhnung, die auch mit der gemeinsamen Währung Euro verbunden sei. „Heute liegen Euromünzen als Sinnbild europäischen Friedens auf dem Grab meines Bruders.“

    Waigels Vater war im Ersten Weltkrieg 1914/18 unter anderem im Raum Czernowitz im Einsatz – ein „im gegenwärtigen Krieg in der Ukraine oft genannter Ort.“ In seinen 2019 erschienenen Erinnerungen „Ehrlichkeit ist eine Währung“, hat Theo Waigel einige Passagen aus den Briefen seines Bruders, die er von der Front nach Hause geschickt hat, veröffentlicht. Es sind „Briefe bitter, voller Heimweh und leiser Verzweiflung. Sein Schicksal stehe für viele Millionen junger Menschen, die Opfer von Kriegen und Vernichtung wurden.

    Der Schrecken des Krieges hat auch Mittelschwaben gezeichnet

    Das Ende des Krieges im Mai 1945 hat Theo Waigel, damals sechs Jahre alt, in seinem Heimatort Oberrohr erlebt. „Deutschland war am Tiefpunkt seiner Geschichte angelangt und auch in Oberrohr und Ursberg waren diese furchtbaren Zeiten nicht spurlos vorübergegangen. Immer wieder läutete die Totenglocke vom Kirchturm in Oberrohr, die einen Gefallenen im Dorf anmahnte und aus

    Doch Friede sei möglich, wie das Beispiel der Begegnungsstätte in Niederbronn und die Beziehung zwischen Frankreich und Deutschland zeige. Waigel blickt in diesem Zusammenhang auch auf den aktuellen Krieg, den Angriff Russlands auf die Ukraine. Gerade angesichts dieser Entwicklung sei die Arbeit der Jugendbegegnungsstätte und des Volksbundes für Versöhnung und Verständigung so wichtig.

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