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Corona-Pandemie: Spahn für "10, 14 Tage mindestens richtiges Runterfahren"

Corona-Pandemie

Spahn für "10, 14 Tage mindestens richtiges Runterfahren"

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    Gesundheitsminister Jens Spahn appelliert an die Bürgerinnen und Bürger, «im Zweifel auch mehr als die staatlichen Regeln» umzusetzen.
    Gesundheitsminister Jens Spahn appelliert an die Bürgerinnen und Bürger, «im Zweifel auch mehr als die staatlichen Regeln» umzusetzen. Foto: Kay Nietfeld/dpa

    Angesichts schnell steigender Coronavirus-Infektionszahlen plädiert Bundesgesundheitsminister Jens Spahn für einen erneuten Lockdown.

    "Wenn wir die Zahlen nehmen, auch die Entwicklungen heute, brauchen wir eigentlich noch mal 10, 14 Tage mindestens richtiges Runterfahren unserer Kontakte, unserer Mobilität", sagte der CDU-Politiker bei einer Online-Diskussionsveranstaltung der Bundesregierung, bei der Bürgerinnen und Bürger Fragen stellen konnten. Er appellierte an die Bürgerinnen und Bürger, "im Zweifel auch mehr als die staatlichen Regeln" umzusetzen.

    Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Samstagmorgen eine Sieben-Tage-Inzidenz von 124,9. Damit ist der Wert so hoch wie seit dem 19. Januar (131,5) nicht mehr. Am Freitag hatte das RKI die Inzidenz noch mit 119,1 angegeben, vor zwei Wochen lag sie bei 76,1.

    Wenn es gelinge, die dritte Welle zu brechen, dann gebe es danach auch die Aussicht auf Öffnungsschritte in Regionen mit niedrigen Infektionszahlen, sagte Spahn. Mehr Tests und Impfungen sollen auch helfen. Im April und Mai solle es mehr Impfungen geben als im gesamten ersten Quartal. Er rechne damit, dass Ende April/Anfang Mail in 80.000 bis 100.000 Arztpraxen Coronavirus-Impfungen verabreicht werden.

    Auch Christian Karagiannidis, Präsident der Intensivmediziner-Gesellschaft DGIIN, forderte angesichts der stark steigenden Infektionszahlen einen harten zweiwöchigen Lockdown und sofortigen Stopp aller geplanten Öffnungsschritte. "Die Beschlüsse für Modellprojekte nach Ostern sind völlig unpassend und müssen von Bund und Ländern sofort zurückgenommen werden", sagte Karagiannidis, der auch wissenschaftlicher Leiter des Divi-Intensivregisters ist, der "Rheinischen Post".

    Trotz der seit längerem steigenden Zahlen hatten Bund und Länder auf der Ministerpräsidentenkonferenz zu Beginn der Woche beschlossen, dass die Länder in "ausgewählten Regionen" in "zeitlich befristeten Modellprojekten" einzelne Bereiche des öffentlichen Lebens testweise öffnen dürfen, "mit strengen Schutzmaßnahmen und einem Testkonzept". Mehrere Länder haben angekündigt, gleich mehrere Modellregionen entsprechend zu öffnen. Das Saarland will nach Ostern sogar das ganze Land öffnen - bisher auch ohne eine Befristung.

    SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte angesichts stark steigender Neuinfektionszahlen zeitnah erneute Corona-Beratungen. "Wir müssen rasch nochmal neu verhandeln", sagte Lauterbach dem "Tagesspiegel". "Ohne einen scharfen Lockdown wird es nicht gehen", betonte er und verteidigte seine Forderung nach bundesweiten Ausgangssperren. "Ausgangsbeschränkungen ab 20 Uhr für zwei Wochen würden wirken - wir haben es in Frankreich, Großbritannien und Portugal gesehen."

    Aus Sicht der Linken-Co-Vorsitzenden Janine Wissler muss die Arbeitswelt stärker in die Anti-Corona-Maßnahmen einbezogen werden. "Im Moment ist es so, dass die Betriebsbeschränkungen am Betriebstor enden, aber die Corona-Infektionen enden nicht am Betriebstor", sagte Wissler im "Interview der Woche" des Deutschlandfunks. "Wir haben viele Menschen in diesem Land, die ganz normal zur Arbeit gehen, die jeden Tag in Großraumbüros fahren, in Call-Zentren, in Fertigungshallen. Und dort finden Infektionen statt." Busse und Bahnen seien voll.

    "Ich finde, wenn die Zahlen weiter so in die Höhe gehen, dann muss man auch darüber reden, dass nicht dringend notwendige Produktion ein paar Tage stillgelegt werden muss, um einfach die Infektionsketten zu brechen", sagte Wissler. Wenn man die Zahlen nicht runter bekomme und in eine Dauerschleife gerate, dann sei das auch wirtschaftlich kurzfristig gedacht.

    Inzwischen sprechen sich auch wieder mehr Menschen für eine Verschärfung als eine Lockerung der Maßnahmen aus, wie das ZDF-Politbarometer ergab. Mehr als ein Drittel (36 Prozent) will sie verschärfen, knapp ein Drittel (31 Prozent) beibehalten und ein Viertel (26 Prozent) lockern.

    © dpa-infocom, dpa:210327-99-991526/9 (dpa)

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