Startseite
Icon Pfeil nach unten
Illertissen
Icon Pfeil nach unten

Illertissen: Rasen, drängeln, auffahren: Wie gefährlich ist es auf der A7?

Illertissen

Rasen, drängeln, auffahren: Wie gefährlich ist es auf der A7?

    • |
    Wenn es auf der Autobahn kracht, sind lange Staus die Folge.
    Wenn es auf der Autobahn kracht, sind lange Staus die Folge. Foto: Alexander Kaya

    Auch wenn die A7 in der Region laut Verkehrsbeobachtern nicht als Unfallschwerpunkt gilt – gekracht hat es zwischen Hittistetten und Memmingen zuletzt häufiger. Alle paar Tage mussten die Beamten der Autobahnpolizei ausrücken. Woran das liegt? Darüber wurde nach den Berichten unserer Zeitung im Netz diskutiert. Die Bilanz kann ernüchtern: Auf der A7 wird offenbar recht rücksichtslos gefahren, davon schreiben auf Facebook mehrere Leser, die sich auf der Strecke auskennen. Rasen, drängeln und riskante Manöver: das alles gehört auf der A7 wohl zum Alltag gehören. Ebenso wie Konflikte zwischen Autofahrern und Lastwagenlenkern. Eine Einschätzung des Allgemeinen Deutschen Automobilclubs (ADAC) belegt – der Ton auf den Straßen wird rauer.

    Rückblick: Mitte Juli stoßen vier Wagen zwischen Illertissen und Vöhringen zusammen drei Menschen werden verletzt. Anfang August verliert eine Frau die Kontrolle über ihr Auto und prallt bei Altenstadt gegen die Leitplanke. Die Fahrerin wird leicht verletzt. Einige Tage später regnet es: Zwei Autos kommen ins Schleudern, die Fahrer waren wohl zu schnell unterwegs. Eine schwangere Beifahrerin hat Glück. Gleich vier Zusammenstöße ereignen sich am vergangenen Sonntag, zwei Personen werden leicht verletzt. (Lesen Sie dazu auch: Warum der Ausbau der A7 in der Region so wichtig ist - ein Kommentar von unserem Redakteur Jens Carsten).

    Debatte: Eine Leserin wundert sich über die zahlreichen Unfälle auf der A7, für die es keinen ersichtlichen Grund gebe. Eine andere schreibt: „Allgemein fährt kaum mehr jemand rechts, trotz Rechtsfahrgebot. Zu viele rücksichtslose, unvorsichtige Egoisten unterwegs.“ Ein Diskutant meint, Lastwagenfahrer seien an vielen

    Derweil überlegt ein anderer Leser: Zeitdruck und eng strukturierte Termine brächten Lastwagenfahrer wohl an ihre Grenzen. Allerdings sei auch die Urlaubszeit für Staus und Unfälle verantwortlich. Eine weitere Fahrspur auf der A7 könnte helfen, glaubt der Mann. Ein anderer kommentiert: „Viele fahren übermüdet in den Urlaub statt mal eine Pause zu machen.“

    Gefahren: Als Unfallschwerpunkt ist die A7 zwischen Vöhringen und Memmingen nicht bekannt – das stellt Rainer Lutz, Rainer Lutz, der Sachgebietsleiter Verkehr beim Polizeipräsidium Schwaben Süd/West, mit Blick auf die Zahlen fest. Im Jahr 2016 ereigneten sich in dem Bereich 152 Unfälle, 2017 waren es 186. Vorsichtig fahren sollten die Verkehrsteilnehmer hier dennoch, so sei etwa der Wechsel von zwei auf drei Spuren mit Risiken verbunden. Und: Je höher das Verkehrsaufkommen, desto größer die Unfallgefahr.

    Verkehrsdichte: Auf der A7 sind immer mehr Fahrzeuge unterwegs: Das geht aus Zahlen des ADAC hervor. Der Verband nennt Senden als Beispiel. Dort wurden 2015 pro Tag im Schnitt 65554 Kraftfahrzeuge gezählt, davon gehörten 6457 zum Schwerverkehr. Der Anteil an Lastwagen lag somit bei 10,1 Prozent. Zum Vergleich: Im Jahr 2005 waren es noch 56858 Kraftfahrzeuge am Tag, davon 5745 Sattelzüge. Der Anteil des Schwerlastverkehrs lag bei 9,9 Prozent. In zehn Jahren ist die Verkehrsmenge um 15,3 Prozent gestiegen, so der ADAC. Die Tendenz: steigend. gerade in der Urlaubszeit. Wobei die Reisenden verstärkt, wie vom Automobilclub empfohlen, auf Montage und Freitage ausweichen würden.

    Ausbau: Der im Fernstraßengesetz vorgesehene Ausbau der A7 von vier auf sechs Spuren (zwischen Hittistetten und Illertissen sowie zwischen der Vöhlinstadt und dem Kreuz Memmingen) ist aus Sicht von Bernd Emmrich, Verkehrsexperte des ADAC Südbayern, durchaus geboten. Er zieht die A8 zwischen Rosenheim und der Grenze bei Bad Reichenhall zum Vergleich heran: Dort sei ein sechsspuriger Ausbau gefordert und in Planung, der Bereich in Oberbayern weise ähnliche Verkehrswerte auf wie die A7 hier – wenn auch mit einem höheren Lastwagenaufkommen.

    In der Region gibt es kritische Stimmen: Anwohner bemängeln Lärm und Landverbrauch. Sie fordern Verkehrsleitsysteme und Geschwindigkeitsbegrenzungen, etwa am Dreieck Hittistetten. Dort krache es häufig, weil die B28 auf Tempo 80 begrenzt sei, auf der A7 jedoch kein Limit gelte, stellt ein Anwohner fest. Und fügt hinzu: „Wir merken sofort, wenn es sich staut. Wir genießen die herrliche Ruhe.“

    Ärger: Wer regelmäßig auf der A7 unterwegs ist, braucht ein dickes Fell: Das ist der Tenor bei der Diskussion um die jüngsten Unfälle. Es werde rücksichstlos gefahren, sagen unsere Leser bei der Debatte. Und da ist generell wohl etwas dran: Eine rücksichtslosere Umgangsweise im Verkehr sei kaum zu leugnen, so ADAC-Experte Emmrich. Das mache sich vor allem dort bemerkbar, wo der Verkehrsfluss aufgrund vieler Fahrzeuge stark beeinträchtigt ist. „Hier greifen Egoismen um sich, die zu Lasten des gesamten Verkehrsflusses gehen“, so Emmrich. Und zwar längst nicht nur auf der Autobahn: So würden im städtischen Verkehr immer häufiger Abbiegespuren für ein Überholen und Vordrängeln missbraucht. Der Einzelne gewinne dadurch meist nur wenige Sekunden. Allerdings stünden die anderen dafür dann noch länger im Stau. Eine ungute Folge: Die Bereitschaft der anderen Verkehrsteilnehmer sinke grundsätzlich, Fahrzeuge einscheren zu lassen. Emmrich: „Das lässt den Grad der Rücksichtslosigkeit nur noch weiter steigen.“

    Lastwagen: Häufig geraten sich Fahrer von Autos und Lastwagen –auch das bestätigt der ADAC. Der Quell des Übels: Quälend lang andauernde Überholmanöver bremsten die Autos aus – wodurch sich bei Pkw-Fahrern im Gegenzug die Tendenz erkennen lasse, die Abstände zum voraus fahrenden Fahrzeug zu verringern, um möglichst keinem Lastwagen das Überholen zu ermöglichen. Gerade auf vierspurigen Autobahnen könne das gefährlich werden, sagt Emmrich: Die Abstände zwischen den Fahrzeugen seien klein und es komme „zu abenteuerlichen Manövern“. Lastwagenfahrer ließen sich unter Termindruck teils zu riskanten Überholmanövern verleiten. Die starken Verkehrszunahme verschärfe die Lage, so der ADAC.

    Tipps: Um entspannt unterwegs zu sein, sollten Fahrer stets ausreichend Zeit einplanen, raten Experten. Es sei ratsam, den Verkehr vorne und hinten im Blick zu behalten. Und im Zweifelsfall lieber zurückstecken. Lange Fahrten sollten gut vorbereitet werden: am Wagen den Reifendruck, Betriebsflüssigkeiten und Klimaanlage checken – und genug Verpflegung mitnehmen.

    Lesen Sie dazu auch: Warum der Ausbau der A7 in der Region so wichtig ist - ein Kommentar von Redakteur Jens Carsten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden