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Filzingen: Kahlschlag am Filzinger Badesee: FKK-Stammbesucher sind sauer

Filzingen

Kahlschlag am Filzinger Badesee: FKK-Stammbesucher sind sauer

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    In diesem Bereich im Nordsee darf offiziell nackt gebadet werden.
    In diesem Bereich im Nordsee darf offiziell nackt gebadet werden. Foto: Alexander Kaya

    Der Filzinger Badesee, ganz im Süden des Landkreises Neu-Ulm, sorgt momentan für viel Gesprächsstoff – und zwar bei FFK- und anderen Badegästen. Die Halbinsel im südlichen Teil des Sees wird seit vielen Jahren vor allem von Schwimmern und Besuchern genutzt, die eine freie Körperkultur bevorzugen. Da es an dieser Stelle aber bereits zu Vorfällen gekommen sei, die im Rahmen des alltäglichen Badebetriebs nicht tragbar sind, suchte die Gemeinde Altenstadt nach einer Lösung – und wurde fündig.

    Wie eine Art Landzunge ragt die Grünfläche in den Südteil des Filzinger Baggersees hinein. Dicht gewachsene Bäume und Sträucher boten Schutz vor fremden Blicken. Ein idealer Ort also, um ungestört die Sonne zu genießen. Badegästen seien dort aber auch Personen aufgefallen, die ein obszönes Verhalten an den Tag gelegt hätten. „Viele Badeseebesucher fühlen sich gestört und sind auf mich zugekommen“, sagt Wolfang Höß, Bürgermeister von Altenstadt.

    Auf der Insel im Filzinger Badesee haben sich obszöne Szenen abgespielt

    Personen, die nackt baden, seien nicht das Problem. Es ginge vielmehr um die Besucher, die nicht wissen, wie man sich an einem Badesee verhalte, so Höß. Ein Stammbesucher am Filzinger Badesee erklärt auf Nachfrage unserer Redaktion, dass sich dort eine Art FKK-Szene etabliert habe, zu der auch er gehöre. Bereits seit 30 Jahren besucht der 50-Jährige das Naherholungsgebiet zwischen Filzingen und Kellmünz regelmäßig: „Die Insel ist wie mein Wohnzimmer, das geht vielen meiner Freunde auch so.“

    Immer wieder kommen auch auswärtige Besucher auf die FKK-Insel. So berichtet der 50-jährige von Ereignissen, für die er heute noch kein Verständnis hat und die für ihn nicht an einen Badesee gehören. Vor ungefähr ein bis zwei Jahren seien immer wieder Leute gekommen, die er der Swinger-Szene zuordne. So sei es etwa zwischen einer Frau und mehreren Männern auf der Insel zu sexuellen Handlungen gekommen. „Wir, die immer hier sind, haben das unterbunden und die Leute weggescheucht, bevor es richtig losgehen konnte. So etwas wollen wir hier nicht. Das war gegen späten Nachmittag und es waren Badegäste da“, sagt der 50-Jährige.

    Diese Regenbogen-Flagge und das Banner mit der Aufschrift "Menschen sind nicht gleich, aber ihre Rechte" wurden als Protest auf der Insel am Filzinger See angebracht.
    Diese Regenbogen-Flagge und das Banner mit der Aufschrift "Menschen sind nicht gleich, aber ihre Rechte" wurden als Protest auf der Insel am Filzinger See angebracht. Foto: Foto: IZ

    Abholzung löst bei FKK-Stammbesuchern Unverständnis aus

    In entsprechenden Internetforen sei der Platz als Ort deklariert worden, an dem man tun könne, was man wolle. Wegen der zahlreichen Beschwerden hat die Marktgemeinde Altenstadt begonnen, die Bäume und Sträucher rund um die Liegefläche abzuholzen, um so die geschilderte Problematik zu lösen. Ein weiterer Grund für diese Maßnahme ist der Starkstrommast, der sich auf der Insel befindet. Wie Bürgermeister Wolfgang Höß erklärt, gibt es die Fläche im See nur deshalb. Da unter der Leitungstrasse nichts hochwachsen dürfe, war der Eingriff ohnehin notwendig. Das bei den Eingriffen angesammelte Totholz wurde dann wieder in vorhandene Nischen in der Uferböschung des Sees eingebaut.

    Die Maßnahme sorgt nun vor allem bei den FKK-Stammbesuchern für Ärger. „Ich habe den Eindruck, man will uns vertreiben. Ich möchte nicht von einem Platz verscheucht werden, an dem ich mich seit 30 Jahren aufhalte“, so der 50-jährige Stammbadegast. Mit einer Regenbogen-Flagge, häufig ein Symbol für lesbische und schwule Menschen, die am 1. Mai in den Boden der Halbinsel gesteckt wurde, sollte ein Zeichen gegen die Abholzung gesetzt werden. Denn der Uferabschnitt am Filzinger See ist in der Region auch als Treffpunkt der Homosexuellen-Szene bekannt.

    Filzinger See erhält Naturschutzgebiet und ausgewiesenen FKK-Bereich

    „Es geht hier in keinster Weise um Homophobie und auch nicht darum, Nacktbader zu vertreiben, das will ich an dieser Stelle ganz klar betonen. Es geht darum, anzügliches Verhalten am Badesee zu verhindern“, sagt Wolfgang Höß. Für Liebhaber der Freien Körperkultur hat die Marktgemeinde nun extra einen Bereich im Norden des Sees ausgewiesen. Im restlichen Teil des Gewässers ist das Baden ohne Kleidung nicht erlaubt.

    Aber auch im Südwesten des Badesees gibt es eine Neuerung. Dieser Teil des Gewässers gilt nun als Naturschutzgebiet, in dem jegliche Nutzung verboten ist. Zwei Gründe waren hier ausschlaggebend: Zum einen kann die Wasserwacht diesen Teil des Sees nicht adäquat überwachen, da er schlecht einsehbar ist. Außerdem ist dieser Bereich nicht gut zugänglich. „Das ist mit Abstand der gefährlichste Teil des Sees“, sagt Höß. Zum anderen hatten die Wassertiere und Vögel wegen der hohen Badenutzung des Naherholungsgebietes keine Ruhe mehr.

    Fläche um Strommast soll Insel für alle Badegäste sein

    Ob die FFK-Stammbesucher rund um den für sie ausgewiesenen Seeabschnitt ganz im Norden ihre Ruhe finden werden, bleibt abzuwarten. „Wir werden unseren Platz nicht räumen. Gleichzeitig sind wir aber natürlich kompromissbereit“, so der 50-Jährige. Bürgermeister Höß betont, dass man die Insel im südlichen See für alle Badegäste zugänglich machen wolle. Vor allem für Schwimmer habe die Örtlichkeit eine wichtige Bedeutung, da sie zum Beispiel im Notfall als nächstgelegenes Ufer, also als Rettungspunkt, dienen kann.

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