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Landkreis Günzburg: Düstere Aussichten für die Faschingsfreunde

Landkreis Günzburg

Düstere Aussichten für die Faschingsfreunde

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    Der Rosenmontagsumzug in Burgau in diesem Jahr. Da war Corona noch kein Thema.
    Der Rosenmontagsumzug in Burgau in diesem Jahr. Da war Corona noch kein Thema. Foto: Bernhard Weizenegger (Archivbild)

    Zum ersten Mal in der Corona-Krise steht in der Region ein Großereignis 2021 auf der Kippe. Spätestens seit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn übereinstimmenden Medienberichten zufolge laut über eine Absage des Karnevals nachgedacht hat (siehe auch weiterer Artikel), bangen die heimischen Faschingsfreunde um ihre traditionellen Umzüge, den atmosphärischen Höhepunkt der fünften Jahreszeit. Auf eine konkrete Antwort werden sie allerdings noch ein bisschen warten müssen.

    Da noch beinahe ein halbes Jahr bis zur Hochphase des Faschings verstreichen wird, kann und möchte Christoph Langer, der im Landratsamt Günzburg für den Geschäftsbereich Öffentliche Sicherheit und Ordnung zuständig ist, momentan keine endgültige Entscheidung in Sachen Umzüge treffen. Zu viele Faktoren erforderten eine ständige und wechselseitige Anpassung an aktuelle Ereignisse, erläutert er. Unter derzeitigen Umständen allerdings kann sich Langer „nicht vorstellen, dass wir das genehmigen würden“. Der momentan gültigen Ausfertigung der Bayerischen Infektionssschutzmaßnahmenverordnung zufolge sind „öffentliche Festivitäten landesweit untersagt“, zitiert Langer aus dem seit Mitte Juni maßgeblichen Papier. Das Landratsamt als zuständige Behörde könne auf Antrag zwar Ausnahmen zulassen, dafür jedoch sei in Sachen Fasching die zeitliche Distanz einfach zu groß.

    Es wird schwierig, Abstand zu halten

    Allzu viel Hoffnung allerdings möchte Langer den Faschingsfreunden nicht machen. Abgesehen von derzeit steigenden Infektionszahlen auch in der Region seien Faschingsumzüge in einem Pandemie-Umfeld grundsätzlich schwer vorstellbar. „Sie leben ja gerade von diesem Gemeinschaftsgefühl, von vielen Leuten und, ja, auch von Alkohol – und da wird das mit dem Abstandhalten eher schwierig.“

    Doch auch hier lässt Langer Raum für andere Lösungen. Immerhin sei denkbar, dass es in einigen Monaten in der Region wenige oder gar keine aktiven Corona-Fälle gibt, erläutert er – um gleich anzufügen, dass die Entscheidungshoheit beim Freistaat liegt. Falls also „von oben“ ein Nein zum Fasching verfügt wird, besteht aufseiten des Landratsamts kein Handlungsspielraum.

    Eine andere Sache ist das Verhältnis zwischen der zuständigen Kreisverwaltungsbehörde und den Gemeinden, in denen traditionell Faschingsumzüge stattfinden.

    Wenn das Landratsamt "Ja" sagt, wird die Gemeinde nicht "Nein" sagen

    Vor dem Hintergrund der Corona-Krise betont Langer, das Landratsamt beurteile das Thema allein aus infektionsschutzrechtlicher Sicht. Was die Abläufe vor Ort angeht, komme jeweils die Gemeinde ins Spiel. Allerdings kann sich Langer nicht vorstellen, dass ein Bürgermeister einen seitens des Landratsamtes genehmigten Umzug aus pandemiebezogenen Gründen nicht stattfinden lässt. Salopp formuliert er: „Wenn wir Nein sagen, kann ein Bürgermeister nicht Ja sagen, aber wenn wir Ja sagen, wird er nicht Nein sagen.“

    Unterdessen mehren sich pessimistische Äußerungen aus den heimischen Party-Hochburgen. Die Verantwortlichen in den Rathäusern scheuen unter anderem einen möglicherweise kostenintensiven organisatorischen Aufwand für Ereignisse, die aus heutiger Sicht gar nicht stattfinden werden. So lassen sich etwa die Ausführungen des Burgauer Bürgermeisters Martin Brenner interpretieren, der dieser Tage im Interview mit unserer Zeitung sagte, nach derzeitigen Vorgaben sei der Faschingsumzug 2021 „schwer vorstellbar“. Eine Entscheidung seitens der Stadt Burgau könnte bereits Mitte September fallen, ließ er durchblicken.

    "Schaden für die Kultur, die Besucher, die Ausrichter"

    Falls nötig, wird auch der Markt Waldstetten von sich aus den Höhepunkt der Faschingssaison abblasen. Bürgermeister Michael Kusch sieht zwar einen „Schaden für die Kultur, für die Besucher und natürlich am meisten für die Ausrichter, deren Haupt-Einnahmequelle der Umzug ist“, gleichzeitig ist er aber überzeugt, dass das Wohl aller Vorrang besitzt.

    Waldstettens Bürgermeister Michael Kusch.
    Waldstettens Bürgermeister Michael Kusch. Foto: Bernhard Weizenegger

    Entsprechend formuliert er: „Die aktuellen Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Jetzt wäre es absolut nicht sinnvoll, Großveranstaltungen mit solchen Menschenmengen auszurichten.“ Nach ersten Gesprächen mit den Vorstandsmitgliedern der Faschingsgesellschaft LCV Waldstetten besteht laut Kusch Einigkeit, dass es keine Schmalspur-Version einer Karnevalssause geben wird. Entweder etwas Gescheites oder gar nichts, heißt das Prinzip.

    Eine Entscheidung steht auch in Waldstetten aus. Man wolle möglichst schnell auf Entwicklungen reagieren können, so Kusch. Im Innern ist er aber überzeugt, dass die Entscheidung Pro oder Contra Faschingsumzüge 2021 nicht in Vereinen oder Kommunen fallen wird.

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