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Interview: Wenn Geld für Banken zur Last wird

Interview

Wenn Geld für Banken zur Last wird

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    Die VR-Bank Donau-Mindel. Das Foto zeigt die Hauptgeschäftsstelle in Burgau.
    Die VR-Bank Donau-Mindel. Das Foto zeigt die Hauptgeschäftsstelle in Burgau. Foto: Bernhard Weizenegger (Archiv)

    Herr Eberhardt, Sie sind einer der Vorstände der VR-Bank Donau-Mindel. Ihre Genossenschaftsbank ist die einzige in der Region, die Negativzinsen verlangt. Warum ist das so?

    Ingo Eberhardt: Das stimmt so nicht. Nach unseren Informationen verlangen auch andere Kreditinstitute sowohl in unserer Region als auch überregional Negativzinsen. Diese Regelung gilt im Übrigen nicht für Spareinlagen. Wir gehen in Einzelgesprächen auf Bestandskunden zu. Und die 0,4 Prozent Negativzins auf Tagesgeld, Festgeld und Girokonten greifen bei uns erst ab einer Einlage von über 500000 Euro pro Kunde. Haben Sie eben mal diesen Betrag übrig außerhalb von Depots oder anderen Anlagen? Ich kenne keinen einzigen unserer Privatkunden – und wir haben fast 65000 – der so viel Geld im Sparstrumpf hat.

    Warum gehen Sie so einen Schritt?

    Eberhardt: Das ist eine rein prophylaktische Maßnahme. Die Banken können mit dem vielen Geld nichts mehr anfangen, weil sie durch die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank selbst daran nichts mehr verdienen. Noch im alten Jahr ist im Raum München folgendes passiert: Ein ortsansässiges Kreditinstitut hatte Negativzinsen verlangt – und daraufhin haben als Reaktion einige Großkunden ihr Geld zur benachbarten Genossenschaftsbank verlagert: Das waren circa 100 Millionen Euro. Wir wollen nicht, dass uns Ähnliches passiert. Im Moment ist es nicht schön, so viel Geld zu haben. Insgesamt sind Negativzinsen von der Europäischen Zentralbank verursacht und auch gewollt.

    Was sind denn in diesen Zeiten noch Investitionen, die etwas abwerfen – auch für eine Bank?

    Eberhardt: Hauptsächlich geben wir die Einlagen unserer Kunden in die Region als Kredite für unsere Unternehmens- und Privatkunden, für die das niedrige Zinsniveau zunächst natürlich positiv ist. Darüber hinaus investieren wir auch in andere Anlageklassen, z. B. Fonds, Immobilien und erneuerbare Energien. Wir sind mit solchen Investitionen aber sehr begrenzt aufgrund aufsichtsrechtlicher Regelungen.

    Seit wann gelten die Minuszinsen, die Sie an neue Kunden mit einem Portemonnaie weitergeben, in dem für mindestens 500 000 Euro Platz ist?

    Eberhardt: Seit 1. Januar 2017.

    War Ihre Entscheidung strategisch glücklich?

    Eberhardt: Es war einfach ehrlich, wie wir das gemacht haben. Andere agieren nicht so transparent wie wir, sondern eher still und heimlich. Um Ihnen die Antwort nicht schuldig zu bleiben, ob das strategisch glücklich war: Es war strategisch richtig, weil wir als regionale Genossenschaftsbank uns auf Dauer nicht dem entziehen können, was an den großen Märkten passiert und geldpolitisch gewollt ist.

    Haben auch Sie bereits Einzelvereinbarungen getroffen?

    Eberhardt: Ja, nur mit Firmenkunden. Wenn man unsere Gesamtkundenzahl betrachtet, bewegt sich das nicht mal im Promillebereich.

    Könnten Sie einem Kunden kündigen, wenn er nicht bereit ist, einer Vereinbarung mit Ihrem Haus zuzustimmen?

    Eberhardt: In letzter Konsequenz ja. Aber wer macht das schon? Wir jedenfalls zurzeit nicht. Wir suchen das Einvernehmen mit unseren Kunden.

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