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Lesertelefon: Bevor die Seele streikt: Wie man den Burn-out vermeidet

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Bevor die Seele streikt: Wie man den Burn-out vermeidet

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    Gegen Grübeln und Frust im Alltag hilft es, sich bewusst zu fragen, worauf man sich freut und wofür man dankbar ist. „Üben Sie, das Positive in einer Situation zu sehen“, sagt unser Expertenteam.
    Gegen Grübeln und Frust im Alltag hilft es, sich bewusst zu fragen, worauf man sich freut und wofür man dankbar ist. „Üben Sie, das Positive in einer Situation zu sehen“, sagt unser Expertenteam. Foto: Fabian Sommer, dpa

    Schlechte Laune am Arbeitsplatz, Ärger zu Hause, Sorgen um die Gesundheit – vieles kann auf die Seele drücken. Wer professionelle Hilfe braucht, muss eventuell lange auf einen Therapieplatz warten. Aber: Man kann vorbeugend etwas tun. Wie das gelingt, haben Nicole Hasler von der Barmer-Ersatzkasse sowie Dr. Helmut Fuchs und Michael Munckmark vom Deutschen Institut für Psychohygiene am Lesertelefon erläutert. Hier finden Sie eine Zusammenfassung typischer Fragen. 

    Mir geht abends noch so viel im Kopf herum, dass ich oft nicht einschlafen kann. Tabletten möchte ich nicht nehmen. Haben Sie einen Trick, der helfen kann?

    Antwort: Schreiben Sie Tagebuch. Das ordnet die Gedanken und bringt Ihr Kopfkarussell zur Ruhe. Indem Sie schreiben, reflektieren Sie noch einmal das Geschehene, schaffen Abstand und lassen los. Möglicherweise kommen Sie zu neuen Erkenntnissen oder verändern Perspektiven. Oder fragen Sie Ihre Krankenkasse nach einem Schlafkurs.

    Ich mag meinen Job, aber mir wird alles zu viel. Ich arbeite fast jeden Tag noch zu Hause. Ist das Telefon aus, habe ich ein schlechtes Gewissen. Wie komme ich da heraus?

    Indem Sie „Stopp“ sagen, „bis hierhin und nicht weiter“. Es ist nicht einfach, aus dem Gewohnten auszubrechen. Aber oft stellt sich heraus, dass es anderen ähnlich geht. Die ständige Erreichbarkeit führt zu Dauerstress, der begünstigt Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen und chronische Erschöpfung. Gegensteuern lässt sich, indem Termine großzügig geplant und Pausen eingehalten werden. Jeder braucht Zeit zum Durchatmen, zum Entschleunigen. Sonst werden Körper und Seele irgendwann krank. 

    Meine Frau meint, ich würde immer nur das Negative sehen, deshalb ginge es mir mental nicht so gut. Was soll ich machen?

    Üben. Üben Sie, das Positive in einer Situation zu sehen. Die Menschen neigen leider dazu, die Katastrophe zu sehen, statt das Glück des Augenblicks zu genießen. Schulen Sie diese Fähigkeit, sie ist wichtig für Ihre emotionale Kompetenz. Konkret können Sie Folgendes tun: Fragen Sie sich morgens, worauf Sie sich heute freuen. Fragen Sie sich mittags, wem Sie heute noch eine Freude machen wollen. Fragen Sie sich abends, wofür Sie heute dankbar sind. Sie werden es anfangs vielleicht komisch finden, aber Sie werden merken, dass es Ihnen besser geht.

    In meinem Team wird meist zuerst auf Fehler geschaut, Lob ist eher selten. Das soll motivieren, aber mich frustriert das. Ist es zu viel verlangt zu sagen: gut gemacht?

    Im Gegenteil. Lob motiviert viel mehr und setzt mehr Leistungsbereitschaft frei als ständige Kritik. Jüngere neurowissenschaftliche Studien zeigen, wie negative Kommunikation auf die Stressbelastung wirkt. Durch falsche Kommunikation ist Stress oft hausgemacht. Wir müssen zum Teil tatsächlich wieder lernen, uns über erfreuliche Dinge auch wirklich zu freuen. Diese freundliche, heitere, gelassene Einstellung zum Leben kann man lernen wie man Mathe lernt: durch tägliches Üben. Ein freundliches Gesicht, freundliche Worte, eine freundliche Körperhaltung. Probieren Sie es aus – es wirkt.

    Manchmal möchte ich schreien vor Wut über den ganzen Schwachsinn, der auf meiner Arbeitsstelle verzapft wird. Aber nein, immer schön positiv denken … Und es sich ja nicht mit dem Chef verscherzen. Ist das nicht krank?

    Positives Denken soll und kann gravierende Negativsituationen nicht kompensieren. In solchen Situationen hilft oft der Spruch: „Change it, love it, or leave it.“ Wenn ich die Negativität nicht ändern kann, ein Verlassen nicht infrage kommt, dann hilft nur, die Verletzungen zu minimieren, indem ich einen emotionalen Schutzschild aufbaue, Distanz herstelle, das Hirn ausklinke. Geeignet sind autogenes Training, Yoga, Trainingsseminare wie sie das Deutsche Institut für Psychohygiene anbietet oder Informationsveranstaltungen wie der Lebenskunst-Kongress. Tipp: Die Barmer-Ersatzkasse bietet in ihrer HelloBetter-App diverse Kurse für mentale Stärke.

    Ich pflege meinen Vater, tue das gern, merke aber, dass ich an meine Grenzen komme. Wo finde ich Gleichgesinnte oder Gespräche, bei denen ich Kraft tanken kann?

    Die Krankenkassen veranstalten Seminare für pflegende Angehörige. Oder Sie schauen nach einer Selbsthilfegruppe in erreichbarer Nähe. Auch online finden Sie Chats oder Achtsamkeitsseminare. Oft haben Pflegestützpunkte gute Tipps.

    Ich bin in therapeutischer Behandlung. Die Gespräche bringen mir viel. Am befreiendsten sind aber die Gespräche mit meiner langjährigen Freundin, mit der ich einfach über alles reden kann. Brauche ich die Therapie überhaupt?

    Aber ja – beides tut Ihnen gut, sagen Sie. Insofern kann sich die Wirkung der medizinischen Therapie durch die Gespräche mit Ihrer Freundin noch potenzieren. Sie können sich glücklich schätzen, eine solche Vertraute zu haben. In der Glücksforschung wurde nachgewiesen, dass solch tiefe Vertrauensbindungen nachhaltig Stress reduzieren. Der Wert echter Freundschaft kann daher nicht hoch genug geschätzt werden. Es kommt nicht darauf an, viele Freunde zu haben, sondern die richtigen. Pflegen Sie diese Freundschaft.

    Ich finde es gerade nicht so einfach, gut gelaunt durch die Welt zu gehen. Wenn ich so tue, als ginge es mir gut, mache ich mir doch selbst etwas vor, das kann doch auch nicht gesund sein, oder?

    Gibt es nicht ständig Situationen, die einen bedrücken? Wichtig ist, sich nicht den Umständen auszuliefern, sondern sich eine eigene mentale Stärke zu schaffen. Zwischen Psyche, Nervensystem und Immunsystem besteht eine Wechselwirkung. Gucken wir morgens in der Bahn missmutig, fühlen wir uns auch missmutig. Gucken wir freundlich, fühlen wir uns freundlich. Dann nämlich wird Serotonin ausgeschüttet und die Stimmung steigt. Das ist sogar messbar. Einen Grund dafür braucht es nicht. Sie können also völlig grundlos freundlich gucken und tun sich damit etwas Gutes – egal, wie die Welt tickt.

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