Die Europäische Zentralbank (EZB) hat eine historische Zinserhöhung beschlossen. Der Leitzins wird im Euroraum um 0,75 Punkte auf 1,25 Prozent ansteigen. Das teilte die EZB am Donnerstag in Frankfurt mit. Mit der Erhöhung soll die Rekordinflation bekämpft werden. Der Zinsschritt ist außergewöhnlich hoch. Seit der Einführung des Eurobargelds vor 20 Jahren wurde nicht mehr eine solch starke Leitzinsanhebung beschlossen.
EZB hatte Leitzins bereits im Juli angehoben
Die EZB folgt mit ihrem historischen Schritt der amerikanischen Notenbank Federal Reserve. Diese hatte den Leitzins zuletzt zweimal in einer solchen Größenordnung angehoben. Analysten und Ökonomen hatten sich in den vergangenen Tagen darüber den Kopf zerbrochen, ob die EZB den Leitzins um 0,5 oder 0,75 Punkte anheben würde. Manche Beobachter hatten auch nur mit 0,25 Prozentpunkten gerechnet.
Bereits im Juli hatten die Währungshüter der EZB für eine Erhöhung des Leitzinses gesorgt, der jetzt bei 1,25 Prozentpunkten liegt. Die Inflation war in der Folge noch weiter angestiegen und im August auf dem höchsten Stand seit Gründung der Europäischen Währungsunion angekommen. Im Herbst könnte sie die Marke von zehn Prozent knacken. In einigen Ländern der Eurozone liegt die Inflation sogar schon bei über 20 Prozent. Estland hält mit 25,2 Prozent den bitteren Rekord. In den Niederlanden (13,6 Prozent) und Spanien (10,3 Prozent) ist die Inflation bereits zweistellig.
Sparer profitieren von Zinswende der EZB
Alle Sparerinnen und Sparer können in Deutschland bereits von der Zinswende der EZB profitieren. Zwar sind die Sparzinsen auf den meisten Konten gering, die Negativzinsen auf das Ersparte wurden bei vielen Institutionen aber abgeschafft. Zu diesen gehören beispielsweise die Deutsche Bank und die ING Deutschland.
Nach der Zinswende im Juli hatte sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde zurückgehalten. In den letzten Wochen zeichnete sich aber eine starke Zinserhöhung ab. Dass sie so hoch sein würde, dürfte aber auch einige Expertinnen und Experten überrascht haben.