Jedem Menschen kann es passieren, dass er eine Phase im Leben hat, in der er wenig Freude empfindet, ihm die Welt grau erscheint und es ihm einfach nicht gut geht. In manchen Fällen geht das wieder vorbei, in anderen kann es sich hierbei um eine Depression handeln. Laut Angaben des Malteser Hilfsdienst bekommt jeder fünfte Mensch weltweit einmal im Leben eine Depression. Bei dieser handelt es sich um eine Krankheit, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO zu den so genannten affektiven Störungen gezählt wird, also zu den Störungen, bei denen sich die Gefühlslage der Betroffenen verändert. Aber wann genau spricht man eigentlich von einer Depression? Wie erkennt man sie und was kann man dagegen tun?
Wie fängt eine Depression an?
Frühe Symptome einer beginnenden Depression können sehr unterschiedlich sein, schreibt Ulrich Voderholzer, Direktor und Chefarzt im Fachzentrum für Psychosomatik und Psychotherapie in der Schön Klinik Roseneck, auf dem Informationsportal Neurologen und Psychiater im Netz. Den meisten depressiven Patienten sei darum anfangs nicht bewusst, dass es sich um eine psychische Störung handelt. Häufig weiteten sich die Symptome langsam über Wochen und Monate zu einer depressiven Phase aus. Einen Auslöser muss es dabei aber nicht immer geben. Als mögliche erste Anzeichen einer Depression nennt Voderholzer unter anderem:
- Kopf- oder Bauchschmerzen, die ohne ersichtlichen Grund auftreten,
- häufige Müdigkeit und Energiemangel,
- Reizbarkeit oder Angst,
- Schlafstörungen,
- Appetitlosigkeit und verminderte sexuelle Lust.
Was sind typische Symptome von Depressionen?
Während manche Betroffene eine Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit spürten, fühlten andere sich deprimiert, innerlich leer oder seien gefühllos, wie Psychologe Voderholzer beschreibt. Typisch sei außerdem, dass Menschen mit einer Depression sich zu allem zwingen müssten. Irgendwann verfolgten sie keine Ziele mehr und vernachlässigten die Familie, den Beruf - und sogar alltägliche Dinge wie Essen oder Körperhygiene.
Das internationale Klassifikationssystem ICD-10 der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, eine medizinische Klassifikationsliste der Weltgesundheitsorganisation, bietet eine genaue Auflistung über Haupt- und Nebensymptome einer Depression. Als Hauptsymptome gelten demnach:
- eine depressive Stimmung, die nicht mit Trauer zu verwechseln ist,
- Interessenverlust und erhöhte Freudlosigkeit,
- Antriebsmangel und erhöhte Ermüdbarkeit.
Als häufige Zusatzsymptome nennt das ICD-10:
- Störungen der Konzentration, der Aufmerksamkeit und des Denkvermögens,
- vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen,
- Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit,
- negative und pessimistische Zukunftsvorstellungen,
- Selbsttötungsgedanken oder -Handlungen,
- Schlafstörungen und
- verminderter Appetit.
Depressive Patienten klagen mindestens über zwei Symptome aus beiden Gruppen. Laut Voderholzer trete bei 70 bis 80 Prozent der Patienten eine Depression in Verbindung mit Angstgefühlen oder gar einer Angststörung auf. 15 Prozent der depressiven Patienten zeigten außerdem Anzeichen einer Psychose.
Angehörige können Anzeichen einer Depression am Erscheinungsbild erkennen. Die Antriebslosigkeit zeige sich häufig an langsameren Reaktionen der Person. Auch das Sprechen werde langsamer. Die Mimik und Gestik sei bei depressiven Menschen häufig starr.
Wer eine Depression bei sich vermutet, für den bietet die Stiftung Deutsche Depressionshilfe einen Online-Selbsttest. Man beantwortet ein paar wenige Fragen und das Testergebnis erklärt einem, ob man Anzeichen einer Depression aufweist und welche nächsten Schritte einzuleiten sind.
Was hilft gegen Depressionen?
Wie physische Erkrankungen, müssen auch psychische Erkrankungen wie eine Depression ernst genommen und behandelt werden. Der Malteser Hilfsdienst empfiehlt Angehörigen von Menschen mit Depression, diese bei alltäglichen Aufgaben zu unterstützen. Auch bei der Suche nach einem Therapieplatz können Freunde und Familie helfen, da diese häufig mit Stress verbunden sein kann. Vor allem sind aber auch ein offenes Ohr und viel Verständnis wichtig, um depressiven Menschen während der Erkrankung beizustehen.
Auch wenn es Tipps gibt, wie man die Symptome einer Depression mindert, gilt eines: Wer an einer Depression leidet, sollte sich auf jeden Fall Hilfe und Behandlungsmöglichkeiten in Form einer Psychotherapie suchen. Eine gute Anlaufstelle ist die Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Sie berät Betroffene und Angehörige am Info-Telefon Depression unter 0800 3344533 (Mo, Di, Do: 13:00 – 17:00 Uhr & Mi, Fr: 08:30 – 12:30 Uhr).
Auf der Webseite der Deutschen Depressionshilfe findet man außerdem die Kontaktdaten von Kliniken, Krisendiensten, sozialpsychiatrischen Diensten und Beratungsstellen in der Umgebung.
Die Telefonseelsorge, die völlig anonym erfolgen kann, ist zu jeder Tages- und Nachtzeit unter dieser bundesweiten Telefonnummer erreichbar: 116 123.