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Foto: Daniel Reinhardt, dpa (Archivbild)
Foto: Daniel Reinhardt, dpa (Archivbild)

Immer häufigere Unwetter stellen Hausbesitzer vor Herausforderungen. Wir erklären, wie man ein Haus am besten vorbereitet und vor Schäden schützt.

Bauen & Wohnen
31.07.2023

Vom Grundstück bis zum Hitzeschutz: So trotzt Ihr Haus dem Klimawandel

Von Harald Czycholl

Bauherren und Immobilienbesitzer müssen sich auf häufigere Unwetter vorbereiten. Wie sich die eigenen vier Wände gegen Hitze, Hochwasser und Sturm schützen lassen.

Hitzewellen im Sommer, Sturmtiefs im Winter und Starkregen über das ganze Jahr verteilt: Extremwetterereignisse häufen sich weltweit. Und der Klimawandel ist mittlerweile auch in unseren Breiten deutlich spürbar: Forscher gehen davon aus, dass sich allein die Hitzetage in Deutschland bis zum Jahr 2050 mehr als verdoppeln werden. Darauf müssen sich Immobilienbesitzer vorbereiten – und Maßnahmen ergreifen, um die eigenen vier Wände gegen Überschwemmungen, Hitze und Sturmschäden zu schützen.

Den Hitzeschutz sollte man grundsätzlich schon bei der Grundstückswahl mit bedenken, rät Sven Haustein, Architekt bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall: Wenn der Bauplatz auf offener Ebene liegt, ist die Sonneneinstrahlung stark. Aber auch dicht besiedelte und hoch versiegelte städtische Gebiete sind im Sommer von extremen Temperaturen betroffen. Bei der Gebäudegestaltung ist eine effektive Dämmung wichtig: „Was im Winter Raumwärme bewahrt, schützt auch im Sommer in umgekehrter Richtung“, so der Architekt. Auch die Fassadenfarbe wirkt sich auf die Temperaturen im Hausinneren aus: Eine helle Fassade reflektiert das Sonnenlicht nämlich stärker und nimmt so weniger Wärme auf.

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Hitzeschutz im Haus: Schatten geht vor Klimaanlage

Ansonsten hilft Schatten gegen die Hitze. Grundsätzlich sind außen angebrachte Verschattungsvorrichtungen effektiver als ein Blendschutz im Inneren, denn so trifft die Sonneneinstrahlung nicht direkt auf das Fensterglas. Auch getönte Fensterscheiben und Sonnenschutzfolien können Abhilfe schaffen. Der Haken: Im Herbst und Winter bleibt es im Inneren dunkler. Dasselbe gilt für Vordächer. Eine bessere Alternative sind flexible Verschattungselemente wie Rollläden, Markisen, Raffstores oder Sonnensegel. „Bei andauernder Hitze erhöht die klimagerechte Gebäudeplanung oder eine nachträgliche Sanierung den Wohnkomfort erheblich“, sagt Haustein. Darüber hinaus sei es kostengünstiger und umweltschonender, bauliche Vorkehrungen gegen eine starke Erwärmung des Gebäudes zu treffen, als mit einer Klimaanlage gegen die bereits entstandene Hitze vorzugehen.

Aber der Sommer bringt mitunter auch Starkregen und Hochwasser mit sich. Hier gibt es eine Vielzahl von Maßnahmen. So sei – falls nicht vorhanden – unbedingt der Einbau von Rückstauverschlüssen zu empfehlen, sagt Alexander Steinfeldt von der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online. Diese könnten auch nachträglich problemlos installiert werden. „Das Abwassersystem kann bei starkem Regen schnell überlastet werden“, so der Experte. Dies könne ohne Absicherung dazu führen, dass Regen, Abwasser und Fäkalien ins Haus zurückfließen. Rückstauklappen oder Rückstauventile verhindern das Eindringen von Wasser.

Rückstauventile, Abdeckungen und Klappen gegen Hochwasser

Insgesamt ist bei Hochwasser immer der Keller die größte Schwachstelle des Hauses. Vor allem Fenster und Abwasserrohre sind oft nicht ausreichend gesichert. So sind normale Kellerfenster bei Überschwemmungen dem Wasserdruck nicht lange gewachsen. „Eine Möglichkeit, hier den Schutz zu erhöhen, besteht darin, Kellerfenster und Lichtschächte mit Abdeckungen oder Klappen auszustatten“, sagt der Berater. „Eine andere sind Fenster, die sich nach außen statt innen öffnen.“

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Außerhalb des Hauses ist Entsiegeln eine Maßnahme gegen Hochwasser und Starkregen, denn versiegelte Flächen wie Asphaltwege oder Betonflächen verhindern, dass Regenwasser versickert. Außerdem hilfreich ist der Einbau einer Drainage. „Durch Gräben mit Filtervlies, Drainagekies und Rohre kann Regen- oder Stauwasser gezielt abgeleitet werden“, erläutert Steinfeld. „Das ist besonders sinnvoll bei Ton- oder Lehmböden sowie älteren Häusern, die anfällig für aufsteigendes Sickerwasser sind.“ Um Planung und Installation einer Drainage sollten sich jedoch Fachleute kümmern, um Feuchtigkeitsschäden zu vermeiden.

Im Garten helfen ein Teich und Versickerungsflächen

Auch die Gartengestaltung kann dem Hochwasserschutz dienen. So könne etwa ein Gartenteich mit angeschlossenem Versickerungsbereich aus Kies kurzfristig zusätzliches Wasser aufnehmen, sagt Architekt Sven Haustein. „An heißen Tagen sorgen sie zudem für ein angenehmes Klima.“ Eine weitere clevere Option, so Haustein: „Statt das Regenwasser direkt in den Boden oder die Kanalisation zu leiten, kann es auch in Regentonnen oder unterirdischen Zisternen gesammelt und zur Bewässerung des Gartens oder für den Haushalt genutzt werden.“

Auch den Schutz gegen schwere Stürme und Orkane sollte man im Blick behalten. So sind etwa Satellitenschüsseln und Solaranlagen Sturm und Gewitter oftmals schutzlos ausgeliefert. Ratsam sei es daher, regelmäßig von Fachleuten Kontroll- und Wartungsarbeiten am Dach und an der Gebäudehülle durchführen zu lassen, sagt Haustein. Für das Dach gilt, dass die Dachdeckung mit Sturmhaken und ausreichender Vernagelung abgesichert werden sollte. 

An eine Elementarschadenversicherung denken

Zudem sei es wichtig, den Baumbestand im Garten und in der Nähe des eigenen Grundstücks regelmäßig auf Sturmsicherheit zu überprüfen, sagt Haustein. Umsturzgefährdete Bäume auf dem eigenen Grundstück sollte man schnellstmöglich entfernen lassen. Wenn sie sich auf dem Nachbargrundstück befinden, sollte man das Gespräch mit dem jeweiligen Eigentümer suchen. Denn sollte dessen Baum umstürzen und ein fremdes Haus beschädigen, muss er beziehungsweise seine Versicherung für den Schaden aufkommen – die Schutzmaßnahmen sind also auch in seinem Sinne.

Sturm- und Gewitterschäden sind übrigens durch die Wohngebäudeversicherung und Hausratpolice abgesichert – Naturgefahren wie Überschwemmungen jedoch nicht. „Wer sich gegen Überschwemmungen durch Witterungsniederschläge oder ansteigende Flüsse absichern möchte, braucht die zusätzliche Elementarschadenversicherung“, betont Bianca Boss vom Bund der Versicherten. Sie greift bei Schäden durch Starkregen oder über die Ufer tretende Flüsse, Erdrutsche, Erdabsenkungen, Schneedruck, Rückstau oder Lawinen. 

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