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Krankenversicherung: Zusatzversicherung für private Krankenkassen wird teurer

Krankenversicherung

Zusatzversicherung für private Krankenkassen wird teurer

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    Für ihren Versicherungsschutz zahlen privat Krankenversicherte in der Regel sowieso mehr bei der gesetzlichen Krankenkasse. Nun wird es noch teurer.
    Für ihren Versicherungsschutz zahlen privat Krankenversicherte in der Regel sowieso mehr bei der gesetzlichen Krankenkasse. Nun wird es noch teurer. Foto: Franziska Gabbert (dpa)

    Monatlich 50 Euro und mehr wird ein großer Teil der privat Krankenversicherten ab dem kommenden Jahr zusätzlich an die Versicherungsunternehmen bezahlen müssen. Betroffen von der Beitragserhöhung um im Schnitt rund elf Prozent sind nicht nur etwa zwei Drittel der rund 8,8 Millionen Vollversicherten. Auch etwa jeder zehnte gesetzlich Versicherte, der eine private Zusatzversicherung beispielsweise für Zahnersatz oder fürs Zweibettzimmer im Krankenhaus hat, wird wohl künftig deutlich mehr bezahlen müssen. Das wären nochmals 2,5 Millionen Versicherte.

    Über höhere Beiträge wird auch bei den gesetzlichen Kassen diskutiert. Hier könnte der Zusatzbeitrag, den die Versicherten alleine tragen müssen, angepasst werden. Konkrete Entscheidungen sind aber noch nicht bekannt. Derzeit liegt der Zusatzbeitrag je nach Kasse zwischen null und 1,9 Prozent.

    Wie berichtet, sollen private Versicherungen nicht nur wegen steigender Kosten in der Gesundheitsversorgung teurer werden, sondern auch wegen fehlender Zinseinnahmen auf die milliardenschweren Rücklagen – eine Folge der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Betroffene Kunden sollen ab November schriftlich informiert werden.

    CSU-Bundestagsabgeordneter Nüßlein kritisiert Beitragserhöhung

    Die Ankündigungen des Verbandes der Privaten Krankenkassen (PKV) haben umgehend eine politische Debatte entfacht. Der stellvertretende Fraktionschef und Gesundheitsexperte der Union im Bundestag, Georg Nüßlein (CSU), aus Münsterhausen (Kreis Günzburg), forderte gegenüber unserer Zeitung Reformen, um beispielsweise auf gesetzlichen Vorgaben beruhende sprunghafte Beitragserhöhungen zu verhindern. Die Versicherungen dürfen ihre einzelnen Tarife bisher nur anpassen, wenn die Ausgaben um zehn Prozent gestiegen sind. Gesetzliche Kassen können hingegen ihre Beiträge permanent erhöhen, falls erforderlich.

    Um die privat Versicherten zu entlasten, verlangte Nüßlein auch eine Abkehr von der „sklavischen Abrechnung“ nach der Gebührenordnung. Der PKV sollten Möglichkeiten eingeräumt werden, mit Ärzten, Krankenhäusern oder Arzneimittelherstellern Verträge abzuschließen, um dann Rabatte aushandeln zu können. Im Bereich der gesetzlichen Kassen sei das „schon lange Usus“. Auf der anderen Seite will Nüßlein den Versicherten den Wechsel zu einem anderen Anbieter erleichtern: „Einmal drin in einer Versicherung und das dann lebenslang – das muss nicht sein“, sagte er. Da gebe es keinen Wettbewerb.

    Verbraucherschützer empfiehlt Tarifwechsel innerhalb der Versicherung

    Nüßleins SPD-Gegenüber Karl Lauterbach lehnte Änderungen ab: „Wir sind nicht die Knechte der PKV-Lobby, diese Zeiten sind vorbei“, sagte er der Frankfurter Allgemeinen. Die gesundheitspolitische Sprecherin der Linken, Kathrin Vogler, erklärte: „Das Geschäftsmodell der privaten Krankenversicherungen ist am Ende.“ Nüßlein verwies hingegen darauf, dass unter den Versicherten auch Rentner, kleinere Handwerker und Menschen mit mittlerem Verdienst sind.

    Was können Betroffene jetzt tun? Stephan Nuding von der Verbraucherzentrale Bayern empfiehlt einerseits, einen jederzeit möglichen Tarifwechsel innerhalb der Versicherung zu prüfen. Vor allem langjährig Versicherte könnten so das Versorgungsniveau halten, die Beitragslast aber senken. Auf der anderen Seite könne auch überlegt werden, auf Leistungen zu verzichten, beispielsweise Zweibett- statt Einbettzimmer.

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