Das neue Jahr wird teurer für Autofahrer und Autofahrerinnen. Schon in der Nacht zum 1. Januar 2021 werden die Spritpreise aller Voraussicht nach einen kräftigen Sprung machen. Wer noch im alten Jahr tankt, kann sich einige Euro sparen. Doch auch langfristig ist eher nicht mehr damit zu rechnen, dass Sprit wieder so billig wird wie im abgelaufenen Jahr.
Alte Mehrwertsteuer und neue CO2-Bepreisung machen Sprit 2021 teurer
Für den erwarteten Preissprung in der Nacht zum 1. Januar sind zwei Effekte verantwortlich: Die Mehrwertsteuer kehrt wieder auf ihr altes Niveau zurück und die neue CO2-Bepreisung verteuert auch Treibstoffe. Zusammen macht das 10 bis 11 Cent pro Liter aus, wie sowohl der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) als auch der ADAC errechnet haben. Wie viel davon letztlich beim Kunden ankomme, entscheide sich aber im Wettbewerb, heißt es vom MWV. Einen großen Ansturm auf die Tankstellen vor der Erhöhung erwartet der ADAC nicht. Dafür sei das Verkehrsaufkommen aktuell zu gering.
So gut sich der Preissprung zum Jahresbeginn beziffern lässt, so schwierig ist die weitere Entwicklung vorherzusagen. Beim ADAC erwartet man tendenziell eine Steigerung. "Aber das muss nicht so kommen", sagt ein Experte des Verkehrsclubs. Die Entwicklung hänge vor allem vom Ölpreis ab. Wie viel gefahren wird - und damit die Nachfrage nach Benzin und Diesel - spiele im Vergleich eine untergeordnete Rolle.
Der MWV betont, dass die Spritpreise nicht direkt am Ölpreis hängen und von verschiedenen Faktoren abhängen. Die Einkaufspreise für die Tankstellen entstünden an einem eigenen Markt und könnten durchaus von der Entwicklung der Ölpreise abweichen.
Benzin und Diesel: Gibt es bei den Ölpreisen einen "Nach-Corona-Boom"?
Doch wie werden sich die Ölpreise entwickeln? Experten erwarten, dass sie von der Aussicht auf eine schnelle Einführung wirksamer Corona-Impfstoffe gestützt werden. In seltener Einmütigkeit erwarten Ökonomen eine starke Konjunkturerholung. Einige sprechen bereits von einem "Nach-Corona-Boom". Zudem dürfte auch die starke Konjunkturerholung in Asien für eine stärkere Nachfrage nach Rohöl und Auftrieb bei den Weltmarktpreisen sorgen.
Schon kurz vor dem Jahresende hatte ein neues Konjunkturpaket in den USA die Ölpreise beflügelt. Im Dezember lag der Preis für das in Europa wichtige Nordseeöl der Sorte Brent zeitweise wieder über 50 Euro und damit so hoch wie seit März nicht mehr. Der starken Erholung im Herbst war allerdings ein historischer Absturz der Ölpreise vorangegangen. Im April war der Preis für Rohöl aus den USA wegen der Corona-Krise und einem Preiskrieg führender Ölstaaten sogar zeitweise in den negativen Bereich gefallen.
2021 könnte es nun vor allem in der zweiten Jahreshälfte nach oben gehen. "Die wirtschaftliche Erholung wird die Energienachfrage anschieben", versicherte Rohstoffanalystin Barbara Lambrecht von der Commerzbank. In den Wintermonaten werde Corona aber noch weiterhin "Bremsspuren" hinterlassen, lautet die Einschätzung der Commerzbank-Expertin Lambrecht.
Wirtschaftliche Beschränkungen im Corona-Kampf machen den Markt fragil
Generell wurden die Experten vom Ausmaß der zweiten Corona-Welle überrascht. Unter anderem hatte die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) kurz vor dem Jahresende ihre Prognose für das erste Quartal 2021 gesenkt. Auch die Internationale Energieagentur (IEA) setzte bei der Nachfrageprognose für 2021 den Rotstift an.
"Der Markt bleibt fragil", schreiben die IEA-Experten und nennen als Begründung die wirtschaftlichen Beschränkungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Allerdings haben führende Förderstaaten bereits auf die Folgen der zweiten Corona-Welle reagiert. So hatten die in dem Verbund Opec+ zusammengefassten Ölstaaten im Dezember beschlossen, die Fördermenge ab Januar nur um 500 000 Barrel pro Tag zu erhöhen und nicht wie zunächst angepeilt um etwa zwei Millionen Barrel.
Wie auch immer der Ölpreis sich 2021 entwickelt: Mögliche Kapriolen werden sich nur gedämpft in den Spritpreisen wiederfinden. So ist die Mineralölsteuer, die bei Superbenzin 64,5 Cent pro Liter ausmacht, konstant. Die reinen Kosten für die Produktbeschaffung machen nach Zahlen des MWV typischerweise nur einen Bruchteil des Preises an der Zapfsäule aus. (dpa)
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