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Auto: Wenn das Abstandwarnsystem nicht funktioniert

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Wenn das Abstandwarnsystem nicht funktioniert

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    Beim Fahren mit einem Abstandhalter kann es vorkommen, dass das Assistenzsystem stehende Fahrzeuge nicht als Hindernis erkennt.
    Beim Fahren mit einem Abstandhalter kann es vorkommen, dass das Assistenzsystem stehende Fahrzeuge nicht als Hindernis erkennt. Foto: stock.adobe.com (Symbolbild)

    Automatisch einparken, Abstand halten und Tempolimits befolgen – moderne Autos beherrschen vieles. Zum Beispiel können sie Auffahrunfälle verhindern. Das ist zunächst sehr positiv, denn die häufigsten Ursachen sind zu kurze Sicherheitsabstände, Unaufmerksamkeiten des Fahrers oder unerwarteter oder abrupter Stillstand des Verkehrs. Und bevor es auf der Straße kracht, greifen in gut ausgestatteten, modernen Automobilen technische Assistenzsysteme ein und unterstützen den bisweilen überforderten Menschen.

    Der Distronic Plus von Mercedes soll vorausfahrende Autos erkennen

    Bei Mercedes-Modellen soll der radargestützte Abstandregeltempomat „Distronic Plus“ in solchen Fällen helfen. „Das macht er aber in manchen Situationen definitiv nicht“, klagt Hans Müller (Name geändert). Er bemängelt, dass das Assistenzsystem unter anderem bei stehenden Hindernissen schlichtweg nicht reagiert und das Fahrzeug einfach weiterfährt. Der Augsburger hält dies für gefährlich, weil sich der Fahrer auf das Eingreifen des technischen Helfers verlassen könnte, und wandte sich an den Hersteller.

    Aufgefallen sei ihm das Problem im Stadtverkehr beim Anfahren an einer roten Ampel, sagt Müller. Normalerweise bremse die „Distronic Plus“ mit, wenn das vorausfahrende Auto abbremst und an der Ampel zum Stehen kommt. Gefährlich werde es, wenn beim Anfahren an die rote Ampel das vorausfahrende Auto die Spur wechselt, zum Beispiel auf eine gesonderte Abbiegespur. Denn dann ist das vorausfahrende Auto verschwunden und wird vom „Distronic Plus“ nicht mehr erfasst. Das Problem ist nun, dass ein drittes Auto, das bereits an der roten Ampel steht, von der Technik nicht neu erfasst wird. Das heißt, das Radar kann das stehende Hindernis zwar sehr wohl erkennen, jedoch unterdrückt es gewollt das Signal. Die Folge: Das verwirrte Autogehirn bewertet die Straße als frei und beschleunigt wieder, obwohl es eigentlich weiß, dass vor ihm ein Auto steht.

    Bei der Kundenbetreuung von Mercedes äußerte man sich zu diesem Problem so: „Die Funktion ,Distronic Plus‘ soll bei Kolonnenfahrt auf der Autobahn die eingestellte Geschwindigkeit konstant halten und den Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Auto sicherstellen.“ Die Sensorik in der Pkw-Front messe dabei den Abstand zum Vordermann, und die Steuereinheit sorge durch Bremsen oder automatisches Gasgeben dafür, dass der Abstand gleich bleibt. Sollte das vorausfahrende Auto eine Vollbremsung machen, wird der Assistent auch bis zum Stillstand bremsen.

    ADAC rät: Abstandsassistenten nicht blind vertrauen

    So weit, so gut. Allerdings bremse der Fahrassistent eben nicht, wenn man auf ein stehendes Hindernis zufährt oder wenn ein Fahrzeug vorher nicht als „Zielobjekt“ erfasst sei, räumt man bei Mercedes ein. Dies hängt nach Angaben des Herstellers damit zusammen, dass die gesetzlichen Vorgaben für eine derartige Technik noch nicht „final geklärt“ seien. Das Sicherheitssystem sei bisher nur als Unterstützung gedacht, jedoch nicht als Fahrerersatz. Das kann zu durchaus gefährlichen Situationen führen, wenn beispielsweise ein Auto an einer roten Ampel steht und das Abstandregelsystem dieses Fahrzeug gewollt ignoriert.

    Automatische Systeme zur Distanzregelung (ACC) sind nicht nur in Mercedes-Modellen behilflich. Ziel dieser Geräte ist es, sowohl den Autolenker zu entlasten als auch die Sicherheit zu erhöhen. Der allererste Abstandregler war übrigens 1995 im Mitsubishi Diamante verbaut und trug die Bezeichnung „Preview Distance Control“.

    „Es ist jedoch noch nicht erwiesen, ob solche Assistenzsysteme die Sicherheit für die Insassen tatsächlich erhöhen“, heißt es in einem Autoratgeber. Es existieren Studien, dass derartige Maßnahmen die Unfallgefahr erhöhen könnten, weil sich die Autofahrer zu sehr auf das System verlassen würden. Diese unbewusste Einschätzung könne sogar zu riskanterem Fahrverhalten führen. Auch der ADAC warnt: „Wir raten, sich nicht blind auf einen solchen Assistenten zu verlassen.“

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