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Ried: Was es mit dem Brauch des Brezenpaschen in Hörmannsberg auf sich hat

Ried

Was es mit dem Brauch des Brezenpaschen in Hörmannsberg auf sich hat

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    Gewürfelt wird beim Brezenpaschen um je eine große und kleine süße Hefebreze (wie die Allerseelenbreze).
    Gewürfelt wird beim Brezenpaschen um je eine große und kleine süße Hefebreze (wie die Allerseelenbreze). Foto: Thomas Dosch

    Am Josefitag gibt es in Hörmannsberg etwas ganz Besonderes: Dort pflegen die Bürgerinnen und Bürger des Rieder Ortsteils nämlich die jahrzehntelange Tradition des Brezenpaschens. Gewürfelt (gepascht) wird um je eine große und kleine süße Hefebreze, die aussieht wie eine Allerseelenbreze, und um die Ehre. Es gibt drei Würfel und wer mit allen drei Würfeln eine Eins würfelt, hat den Jackpot, also die große Breze. Dann siegt der Pasch mit der höchsten Punktzahl, also zwei Sechser, dann zwei Fünfer und so weiter. Je höher die Pasch-Zahl also, desto größer die süße Rosinenbreze.

    400 Brezen warten auf die Pascher in Hörmannsberg

    Brauchtumspfleger und Schiedsrichter zugleich ist Thomas Dosch, Vorsitzender der Birkhahn-Schützen. Dort im Schützenheim in Hörmannsberg wird auch gewürfelt. Heiß geht es her und Wirtin Christine weiß: „Es fängt zwar erst um 13.30 Uhr an, aber die Ersten warten schon ab mittags. Oder meine Gäste wollen nach dem Essen zum Abschluss eine süße Breze.“ Die sei nämlich „sauguad und lecker“, so Dosch. 80 große Brezen und 400 Kleine hat er dieses Jahr bestellt. Der Spitzenrekord lag 2018 bei 110 großen Süßwaren und 500 Kleinen. 

    Einschlafen darf der schöne Brauch auf keinen Fall, da sind sich die Hörmannsberger einig. Als einzige Gemeinde im Landkreis wird die leckere Tradition von den Hörmannsbergern jährlich am Josefitag ausgerichtet. Woher der Brauch stammt, ist unbekannt; er wird seit vielen Generationen gepflegt und vom lokalen Gartenbauverein und den Birkhahn-Schützen mit ihrer Vorsitzenden Eva-Maria Weber ausgerichtet. 

    „Gott sei Dank kommen auch sehr viele junge Leute, der Brauch muss weitergehen“, sind die beiden sich einig, „das gehört zu unserer Dorftradition wie das Maibaumaufstellen". Und die Regel für das süße Gebäck lautet: „Bis Donnerstag kannst se so esse, dann musst se eintunke."

    Auf dem Bilde von links freuten sich im vergangenen Jahr: Jakob Weiß, erster Sieger bei den Herren, sein Junior und zweiter Sieger in der Jugend, Jakob Michael Weiß, Hans Hösch, Martin Hacker, zweiter Sieger bei den Herren, Silas Weber, erster Sieger in der Jugend, Johanna Replinger und Maria Dürr, erste und zweite Siegerin bei den Damen.
    Auf dem Bilde von links freuten sich im vergangenen Jahr: Jakob Weiß, erster Sieger bei den Herren, sein Junior und zweiter Sieger in der Jugend, Jakob Michael Weiß, Hans Hösch, Martin Hacker, zweiter Sieger bei den Herren, Silas Weber, erster Sieger in der Jugend, Johanna Replinger und Maria Dürr, erste und zweite Siegerin bei den Damen. Foto: Thomas Dosch

    „Wir bekommen die süßen Brezen am Sonntag frisch vom Bäcker Moser aus Ried“, freut sich Dosch. Als Geschenk gäbe es zusätzlich noch drei Kränze. Zum Abschluss des Brezenpaschens nämlich wird der Sieger der Frauen, der Männer und der Jugendlichen mit der höchsten Punktzahl gekürt. Der oder die bekommt dann einen süßen Kranz. „Natürlich wird auch geschachert“, lacht Dosch. Da heißt es dann beispielsweise: „Mir war heute das Glück nicht hold, ich geb´ dir einen Euro für eine Breze." 

    Brauchtumspfleger freut sich auf den urgemütlichen Nachmittag

    Der Vorsitzende der Birkhahn-Schützen bereitet den Brauchtumsnachmittag akribisch vor. „Zwölf Tische haben wir heuer“, erklärt der 56-Jährige. Mit einer Excel-Tabelle hat er ausgerechnet, wie viele Brezen er dann bestellen muss. „Wir erwarten immer so 80 Gäste“, sagt er. Manchmal warteten sogar Kinder vor den Fenstern, dass der Papa ihnen ein süßes Teil rausbringt. „Sie machen dann oft Zeichen durchs Fenster“, erzählt Dosch. Einfach ein urgemütlicher Nachmittag.

    Lustig ist's und gesellig, wie Alt und Jung beieinandersitzen und um die höchste Augenzahl würfeln. Die Männer des Stammtisches bevorzugen meistens Starkbier, um ihr beim Würfeln gewonnenes und mit reichlich Zuckerguss versehenes Backwerk hinunterzuspülen. Doschs Frau Daniela verschmäht das Bier und trinkt lieber Kaffee zu dem feinen Hefegebäck. Die anderen Frauen tun es ihr nach. Starkbier kommt da nicht so gut an. Es ist übrigens noch gar nicht so lange her, dass Frauen und Kinder auch in die Wirtschaft dürfen. Früher war dies den Herren der Schöpfung vorbehalten.

    Und noch eine Tradition der Birkhahn-Schützen wird gefeiert: Am kommenden Palmsonntag wird es im Gasthof Birkhahn wieder hoch hergehen, wenn die Dorfbevölkerung zum Ostereierschießen eingeladen ist. „Eigentlich schießt man auf eine Scheibe mit der Skala 1 bis 10“, erklärt der Vorsitzende. Wer die „7“ trifft, bekommt ein buntes Osterei. „Spezialisten gehen mit zehn Ostereiern heim“, lacht Dosch und verrät: 450 bunte Eier hat er schon bestellt. 

    Brezenpaschen und Josefifeier am Sonntag, 19. März, ab 13.30 Uhr, Ostereierschießen am Sonntag, 2. April, ab 15 Uhr, jeweils im Gasthaus „Birkhahn“ in Hörmannsberg.

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