Inhaber Kowalski gibt seinen Edeka in Mering ab – nach 16 Jahren
Thomas Kowalski, der Inhaber des Edeka-Marktes in Mering, sucht seit Jahren vergeblich nach einem Alternativstandort. So geht es jetzt mit dem Supermarkt weiter.
Eier vom Hof der Wohlmuths in Baierberg, Karotten vom Oswaldhof und Schnäpse aus Kissing - Thomas Kowalski setzt in seinem Meringer Edeka auf regionale Waren. Das schätzen die Kundinnen und Kunden ebenso wie den kurzen Weg zum zentrumsnah gelegenen Markt. Doch der 55-jährige Inhaber hört zum Jahresende auf und konzentriert sich auf seinen zweiten Markt in Gersthofen. Hintergrund ist die Jahre andauernde Unklarheit um einen dringend nötigen neuen Standort.
Ein älterer Kunde spricht Kowalski in der Gemüseabteilung an, erzählt ihm von seinen gesundheitlichen Sorgen und dem Arztbesuch am Morgen. Man kennt sich. Seit 16 Jahren betreibt Kowalski den Markt und hat viele Stammkunden. Diese informiert er nach und nach über die anstehende Veränderung. "Der Schritt ist mir nicht leicht gefallen, aber irgendwann geht es einfach nicht mehr", sagt er.
Seine Entscheidung hängt mit der ungewissen Zukunft des Standorts zusammen. Denn das Gebäude an der Augsburger Straße ist zu klein und schwer sanierungsbedürftig. Kowalski vermutet, dass bei einem vergangenen Hochwasser die Statik beschädigt wurde. Der Boden ist jedenfalls schief und die Risse in den Mauern sind mit bloßem Auge deutlich erkennbar. Deswegen ist der Marktchef schon seit Langem auf der Suche nach einem möglichst nahe gelegenen neuen Standort. "Die ersten Gespräche dürften schon zehn Jahre zurückliegen", sagt er.
Unterschriftenaktion für Rettung des Edeka Kowalski in Mering
Vonseiten der Gemeinde Mering wäre das Interesse, Kowalski am Ort zu halten, eigentlich groß gewesen. Anfang 2022 präsentierte Bürgermeister Florian Mayer die Idee für ein Baugebiet nördlich der Augsburger Straße. Dort wäre auch ein Grundstück für einen Edeka-Neubau enthalten gewesen. Doch das Großprojekt, das außerdem auch Bauplätze und Flächen für eine gemeindliche Nutzung enthalten hätte, fiel im Gemeinderat knapp durch. Damals starteten Kundinnen und Kunden des Edeka Kowalski eine Unterschriftenaktion und warben darum, dem Vorhaben noch eine Chance zu geben. Und tatsächlich beschloss der Gemeinderat im Oktober 2022, die Planungen für das Baugebiet doch aufzunehmen.
"Damals war ich eigentlich ganz zuversichtlich. Und habe mich auch entschieden, meine Verträge noch einmal zu verlängern", sagt Kowalski. Denn wirtschaftlich läuft es in Mering gut. "Und ich glaube, dass man mit einem modernen Markt aus dem Standort Mering sehr viel machen könnte", so der Inhaber. Seitdem habe er aber nichts mehr gehört. Wie Bürgermeister Florian Mayer auf Nachfrage erklärt, hat sich im Hintergrund zwar einiges getan. Vonseiten der Gemeinde sei man bereits dabei, die sehr komplexen Optionsverträge für die Grundstückseigentümer in dem Baugebiet auszuarbeiten. Doch selbst, wenn jetzt alles klappt, würde bis zum Baustart einige Zeit vergehen.
Und die Probleme in dem Meringer Laden haben sich verschärft. "Es ist unheimlich schwer, das Personal zu finden, das ich hier brauche. Und die Ungewissheit, wie es weitergeht, macht den Arbeitsplatz zusätzlich unattraktiv", erklärt Kowalski. Mittlerweile arbeite er selbst nur noch in Mering - und das sieben Tage die Woche.
Ihle kündigt den Backshop im Meringer Edeka
Mittlerweile hat auch noch die Firma Ihle den Backshop im Laden gekündigt. Kowalski suchte vergeblich nach Personal, um den Backwarenverkauf selbst zu betreiben. Auch die zu Edeka gehörende Bäckerei Wünsche lehnte ab. "Ich möchte aber keinen Supermarkt ohne eigenen Backshop betreiben", stellt der Inhaber fest. Das alles führte zu seinem Entschluss, in Mering doch aufzuhören.
Mit Edeka wurde er sich einig, dass der Konzern Mering als Regiemarkt weiterbetreibt, bis die Standortfrage geklärt ist. "Denn in dieser Situation wird sich auch kein neuer Inhaber finden", meint Kowalski. Für die Kundinnen und Kunden ist es jedoch eine gute Nachricht, dass das Angebot nahtlos weiter besteht. Rund 20 Personen arbeiten in dem Markt, inklusive Aushilfen. Die Belegschaft wird komplett übernommen. Am 2. Januar ist der Markt zur Übergabe-Inventur geschlossen. Doch schon am 3. Januar geht es weiter. Kowalski bemüht sich, dass ein Teil der regionalen Produkte im Sortiment bleiben. Das Angebot werde hier jedoch ein wenig schmaler werden.
Bürgermeister Florian Mayer ist sehr froh, dass Edeka die Filiale weiter betreibt. Man stehe nach wie vor bezüglich des Neubaus in Kontakt - für den Fall, dass es mit dem Baugebiet tatsächlich klappt. "Es tut mir aber sehr leid, dass Herr Kowalski aufhört", sagt Mayer. Der Inhaber sei einer gewesen, der sich im Ort eingebracht habe. "Zu ihm konnte man immer kommen, wenn es um Fairtradeprodukte oder irgendwelche Aktionen ging", erinnert sich Mayer und merkt an: "Vielleicht kommt er ja zurück, wenn der Neubau steht".
Das kann sich Kowalski aber nicht vorstellen. Der 55-Jährige wird sich ab dem neuen Jahr auf seinen Markt in Gersthofen konzentrieren, in dem auch seine beiden erwachsenen Söhne mitarbeiten - und hofft auf etwas mehr Zeit fürs Privatleben.
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Und schon wieder gewinnen in Mering die Interessen des Gemeinderats und demzufolge wird die Gelegenheit einer positiven Gemeindeentwicklung aktiv zu Grunde gerichtet!