Wie bewerten Sie die ersten drei Jahre als Bürgermeister und wie haben Sie diese Zeit erlebt?
WOLFGANG LECHNER: Es war auf jeden Fall spannend und sehr intensiv. Immer wieder entwickelt sich Neues – das ist mal schön, mal auch weniger erfreulich. An meinem ersten Tag im Dienst, im Mai 2020, fühlte es sich schon etwas merkwürdig an. Ich kam ins Rathaus und dachte mir: Was mache ich jetzt? (lacht). Insofern war Corona in diesem Punkt kein Nachteil. Man konnte sich leichter und in Ruhe ins Amt einarbeiten. Andererseits haben natürlich die Kontakte zur Bevölkerung anfänglich gefehlt.
Haben Sie das Amt so erwartet, und was hat Sie überrascht?
LECHNER: Dass ich ab Mai 2020 plötzlich nicht mehr „der Lechner“ war, sondern „der Bürgermeister“ (lacht). In einem kleinen Dorf wie Otting lässt sich das natürlich schlecht trennen. Zumeist ist das kein großes Problem, wenn man im privaten Bereich angesprochen wird. Manche Dinge lassen sich dann aber doch besser im Rathaus klären.
Was wurde in den vergangenen drei Jahren in Otting umgesetzt und erreicht?
LECHNER: Zunächst darf ich sagen, dass es natürlich nur gemeinsam mit dem Gemeinderat geht. Dort arbeiten wir sehr zielgerichtet und in einem echten Miteinander für unser Dorf zusammen. Zu Beginn der neuen Wahlperiode konnte die große Sanierung von Kanal und Wasser im Kostenrahmen abgeschlossen werden. Für die Bevölkerung wird es erfreulicherweise sogar eine Rückerstattung geben. Das Baugebiet „Ebenfeld III“ ist fertig. In der Jurastraße sind die Voraussetzungen für einen örtlichen Investor geschaffen, um dort Mehrfamilienhäuser zu errichten. Wir haben eine neue Internetseite online gestellt, und die Gemeinde-App hat sich zu einem unverzichtbaren Element entwickelt. Zum Jahresanfang 2022 haben wir unseren Kindergarten als Betreiber von der Diözese Eichstätt übernommen und zuletzt die Fassade in Eigenregie saniert. Auch die Schlosskapelle ist nun in unserer Verantwortung. Hier laufen die Ausschreibungen für die Sanierung. Ich hoffe, dass in diesem Jahr zumindest noch der Dachstuhl und die Außenhülle instand gesetzt werden können. Die Gemeinde hat zudem die frühere Filiale der Raiffeisen-Volksbank Wemding erworben. Ein echter Glückstreffer ist, dass wir die Räume nach kurzem Umbau bereits vermieten konnten. Vor wenigen Tagen hat dort eine Naturheilpraxis eröffnet. Zweifellos eine Bereicherung für Otting.
Was möchten Sie in den kommenden drei Jahren angehen?
LECHNER: Die Schlosskapelle und der Kindergarten, der an der Kapazitätsgrenze angekommen ist, werden uns sicher weiterbeschäftigen. Womöglich können wir zeitnah einen Solarpark Buchenfeld umsetzen. Dieser umfasst etwa fünf Hektar Fläche und befindet sich auf Privatgrund. Wichtig ist uns dabei, dass es sich um einen regionalen Investor handelt und auch die Eigentümer des Grundstücks mit eingebunden sind. Vorausschauend müssen wir auch den Blick auf die mit Weilheim betriebene Kläranlage richten, deren Genehmigung 2028 ausläuft. Der Anschluss nach Monheim wird für uns eine größere Aktion. Auch die Trinkwasserhochbehälter sind in die Jahre gekommen, hier läuft bereits eine Wirtschaftlichkeitsberechnung. Fortführen möchten wir unsere monatlichen Seniorentreffen, die sehr gut angelaufen sind. Diese finden im Wechsel nachmittags oder als Weißwurst-Frühstück statt.
Haben Sie vor, bei der Wahl 2026 wieder als Bürgermeister zu kandidieren?
LECHNER: Das war damals der Deal (lacht). Wir waren uns bei der Nominierung vor der Wahl 2020 eigentlich alle einig, dass es über zwei Amtszeiten laufen sollte. Auch wenn man sich immer mal wieder ärgert, macht mir die Aufgabe unterm Strich schon auch sehr viel Spaß. Gerade der Kontakt zu den Menschen bei uns im Ort ist einfach eine große Freude.
Zur Person
Wolfgang Lechner, 58, stammt aus Dornstadt im Nordries. Er wohnt seit 2006 in Otting und ist seit 2020 Bürgermeister der 830-Einwohner-Gemeinde.