Die Schlosskapelle am nördlichen Ortsausgang von Otting ist ein markantes Gebäude im Ort. Nach jahrelangen Gesprächen und Verhandlungen mit der Diözese Eichstätt konnte die Gemeinde das Gotteshaus in diesem Jahr zum symbolischen Preis von einem Euro erwerben. Das verkündete Bürgermeister Wolfgang Lechner bei der Bürgerversammlung im Sportheim. Dies war aber nicht die einzige Investition der kleinen Kommune.
Erste Gespräche über die Schlosskapelle habe sein Vorgänger Johann Bernreuther bereits vor fast zehn Jahren geführt, berichtet Lechner unserer Redaktion. Ein Kauf sei von kirchlicher Seite aber stets abgelehnt worden, zuletzt erhielten die Gemeindevertreter sogar ein Betretungsverbot. Kopfschüttelnd informiert der Rathauschef, dass die Angelegenheit bis nach Rom ging – der Vatikan musste „grünes Licht“ für den Verkauf zum symbolischen Preis geben. Der Zustand des Kirchleins aus dem Jahr 1704 ist schlecht, wie der Bürgermeister erläutert. Es gibt Risse in Gesims und Empore, der Dachstuhl drückt mit seinem gesamten Gewicht auf den Baukörper. „Eine Sanierung hätte längst beginnen müssen“, sagt Lechner. Diese werde nun die Gemeinde schultern. Man sei dabei, in ein staatliches Förderprogramm zu kommen, dazu setze man auf Spenden. Wenn das Gebäude gesichert ist, wolle man dort neben Hochzeiten etwa auch Konzerte durchführen.
Die einstige Raiffeisen-Volksbank-Filiale gehört nun auch der Kommune
Und ein weiteres Gebäude wurde mit Blick in die Zukunft erworben: die frühere Filiale der Raiffeisen-Volksbank Wemding in der Hauptstraße. Pläne habe man damit noch keine, so der Bürgermeister. Aber man konnte das Haus zu einem guten Preis kaufen und habe nun selbst in der Hand, was damit passiere. In der Jurastraße wird die örtliche Firma Kratz Bau zudem zwei Mehrfamilienhäuser errichten. Um Leerstände zu aktivieren und den Ortskern lebendig zu halten, unterzieht sich die Gemeinde einem Vitalitätscheck. Dabei sollen die Bürgerinnen und Bürger aktiv teilnehmen. In dieser Woche fand dazu die Auftaktveranstaltung statt.
Lechner informierte zudem darüber, dass in Otting nachts auch weiterhin die Straßenlampen nicht ausgehen. „Wir haben eine solche Maßnahme bislang nicht in Erwägung gezogen, weil wir die Leuchten zu 100 Prozent auf LED umgestellt haben. Seitdem sind unsere Kosten deutlich gesunken.“ Die Einsparungen wären also nur minimaler Natur. Zudem gibt es aus Sicht des Bürgermeisters rechtliche Bedenken, falls sich ein Passant im Dunkeln verletzt. Am späteren Abend sowie am frühen Morgen werden die Lampen weiterhin auf 70 Prozent ihrer Leistung gedimmt, nachts zwischen 0 und 5 Uhr auf 50 Prozent.
Die Gemeinde will in elektronische Ausrüstung der Schule investieren
Erfreulich ist aus Sicht des Bürgermeisters, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler im gemeinsamen Schulverband mit Wolferstadt steigt. Deswegen müsse man auch investieren, etwa in Laptops, EDV-Ausrüstung und Touch-Screens. Die Modernisierungen übernehme man in dem Fall aber gerne, wenn damit der gemeinsame Schulverband gestärkt werde.
Ebenso positiv: Die Einwohnerzahl Ottings hat mit 840 Personen einen neuen Höchststand erreicht. Zwar spiele hier immer auch die unregelmäßige Unterbringung von Flüchtlingen in den Gebäuden am Bahnhof Otting-Weilheim eine Rolle, so Lechner, doch man merke klar die Auswirkungen der regen Bautätigkeit. Sogar mehr User als Einwohner – nämlich über 900 – haben die Gemeinde-App auf ihrem Smartphone heruntergeladen. Dort gibt es stets die aktuellsten Nachrichten. Gerade durch die Großbaustellen der vergangenen Jahre und die dortigen kurzfristigen Entwicklungen habe die App an Beliebtheit gewonnen.
Das Thema Schlosskapelle war übrigens nicht der einzige Punkt, bei dem es zuletzt Differenzen zwischen der Gemeinde und der Diözese Eichstätt gegeben hat. Wie berichtet, ist seit Jahresanfang die Kommune der Träger des örtlichen Kindergartens. Die Diözese wollte die immer aufwendiger werdende Verwaltung in einer eigens gegründeten Gesellschaft weiterführen, die sich um zahlreiche Kitas kümmert. Dies lehnte man in Otting ab, da es kein Mitspracherecht mehr vor Ort gegeben hätte. Innerhalb von acht Wochen ging vor rund einem Jahr der Wechsel der Trägerschaft vonstatten. „Es funktioniert gut“, zieht Bürgermeister Lechner eine erste Bilanz.
Und dann konnte im zu Ende gehenden Jahr auch noch gefeiert werden. Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause fand die große Beach-Party mit Tausenden Gästen wieder statt, die Fußballer des SV Otting bejubelten den Aufstieg in die A-Klasse und der Schützenverein St. Hubertus, der sein Jubiläumsfest bekanntlich mehrmals absagen musste, konnte nun immerhin eine dreitägige Feier zur Weihe der neuen Fahne durchführen.