Wer im Donau-Ries-Kreis einen Solarpark errichten will, benötigt normalerweise einen passenden Bebauungsplan. Damit haben die Kommunen die Möglichkeit, solche Freiflächen-Photovoltaikanlagen zuzulassen oder zu verhindern. Zahlreiche Städte und Gemeinden haben diesbezüglich inzwischen auch Grundsatzbeschlüsse gefasst, wo, beziehungsweise in welcher Größe sie Solarparks sie haben wollen. Durch eine neue Regelung im Baugesetzbuch gibt es aber Bereiche, in denen Investoren diese Genehmigungsverfahren nicht mehr benötigen. Ein solches Gebiet existiert auch in der Region - entlang der Gleise der Bahnstrecke Augsburg-Donauwörth-Treuchtlingen. Dort ist einiges im Gange.
Der Bau von Solarparks ist jetzt entlang von Autobahnen und "Schienenwegen des übergeordneten Netzes" baurechtlich "privilegiert". Damit reicht es, lediglich eine Baugenehmigung einzuholen. Für die Genehmigungen ist das Landratsamt als Untere Baubehörde zuständig. Freiflächen-PV-Anlagen sind dadurch recht einfach umzusetzen, sofern dies entlang der genannten Verkehrswege in einem Korridor von 200 Metern links und rechts der Verbindung geschieht und das Gelände geeignet ist.
Solarparks entlang der zweigleisigen Bahnstrecke leichter möglich
Durch den Landkreis Donau-Ries führen keine Autobahnen. Also fällt dieser privilegierte Bereich weg. Anders bei den "Schienenwegen". Am diesen kommen Solarparks an zweigleisigen Strecken bevorzugt in Betracht. Dies eröffnet möglichen Betreibern im Landkreis einen Korridor, der die Gebiete folgender Gemeinden und Städte durchzieht: Mertingen, Asbach-Bäumenheim, Donauwörth, Harburg, Kaisheim, Fünfstetten, Otting und Monheim. Eine Reihe von überregional agierenden Firmen hat sich dem Vernehmen nach bereits daran gemacht, geeignete Flächen entlang der Schienen anzupachten. Es sollen Summen von rund 4000 Euro pro Hektar und Jahr geboten werden.
In der Gemeinde Fünfstetten und in der Stadt Harburg liegen erste Pläne bereits auf dem Tisch. Nahe dem Harburger Stadtteil Mündling ist sich die Südwerke Energie GmbH aus Burgkunstadt mit den Eigentümern von vier Flächen einig geworden. Auf 13,8 Hektar sollen Module montiert werden, die Strom mithilfe von Sonnenkraft erzeugen. Der Stadtrat bestand auf ein (vereinfachtes) Baugenehmigungsverfahren, um sicherzustellen, dass eine Rückbauverpflichtung in die Vereinbarungen mit aufgenommen wird. In der Sitzung wurde zudem bekannt, dass bereits weitere Solarparks im Raum Mündling ins Auge gefasst sind.
Ein Solarpark unweit des Biberhofs bei Fünfstetten
Ähnlich sieht es im benachbarten Fünfstetten aus. Dort hat der Gemeinderat einen Antrag für einen rund zwölf Hektar großen Solarpark westlich der Bahn unweit des Biberhofs auf den Tisch bekommen. Hinter dem Vorhaben steht ebenfalls die Südwerke Energie GmbH. Bürgermeister Josef Bickelbacher berichtet, es sei bekannt, dass auf dem Gebiet der Kommune weitere Solarparks an der Bahnstrecke kommen werden - "in größerer Dimension". Bickelbacher rechnet damit, dass links und rechts der Gleise ein regelrechtes Band an PV-Anlagen entstehen wird: "Unser Landschaftsbild wird sich verändern." Auch die Fünfstettener sprachen sich für ein Genehmigungsverfahren aus, "damit das Landratsamt im Vorfeld die Sache überprüft", so Bickelbacher.
Dessen Amtskollege Wolfgang Lechner aus Otting ist dieses Thema ebenfalls nicht fremd. Unternehmen seien auf Grundstückseigentümer zugegangen. Ein Investor habe ein Projekt bereits näher in Betracht gezogen, zuletzt aber nichts mehr von sich hören lassen. Lechner glaubt zu wissen, dass trotz der lukrativen Angebote nicht jeder Eigentümer einer Fläche gleich zusage, vor allem dann, wenn er sie noch selbst bewirtschafte.
Die Gemeinde Mertingen wird selbst an der Bahn aktiv
Tendenziell scheinen privilegierte Solarparks im dünner besiedelten Jura-Bereich mit seinen mageren Böden wahrscheinlicher. Jedoch rührt sich auch südlich der Donau etwas. "Da ist ein gehöriges Interesse vorhanden", sagt der Mertinger Bürgermeister Veit Meggle. Freilich seien privilegierte PV-Anlagen auf dem Gebiet der Gemeinde Mertingen nicht so einfach möglich. Dies gelte für die Bereiche, in denen die B2 zu nahe an die Bahnstrecke heranreiche, der Korridor bebaut sei, im Überschwemmungsgebiet des Egelsebachs oder im Trinkwasserschutzgebiet liege.
Für die Nutzung als Solarpark bleibe eigentlich nur ein Areal zwischen Bahn und Bundesstraße auf Höhe der Überfeldsiedlung. Dort wurde die Kommune selbst aktiv. Über die kommunale Firma Prosolar soll auf einer privaten Fläche von acht Hektar eine Anlage verwirklicht werden. Die ist laut Meggle Teil eines Gesamtkonzepts, zu dem zwei weitere Freiflächen-PV-Anlagen an anderen Stellen gehören. Mit dem Bau werde vermutlich 2025 begonnen.
In der Stadt Donauwörth liegt nach Auskunft der Pressestelle im Rathaus derzeit nur eine konkrete Anfrage für ein privilegiertes Vorhaben vor. Man habe in der Großen Kreisstadt die Sondersituation, dass sich viele Flächen entlang der Bahnstrecke im Überschwemmungsgebiet (100-jährliches Hochwasser) befinden, in dem grundsätzlich Bauverbot bestehe.