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Foto: Ilona Schmid
Foto: Ilona Schmid

Zu wenige Lebensmittel, zu wenig Personal, aber zu viele Kunden. Die Tafel in Donauwörth kann nicht mehr alle Bedürftigen versorgen.

Donauwörth
28.10.2022

Zu großer Andrang sorgt für Aufnahmestopp bei der Donauwörther Tafel

Von Barbara Wild

Immer mehr Menschen brauchen Lebensmittel von der Tafel. Doch die schaffen den Ansturm nicht mehr. Jetzt gibt es einen Aufnahmestopp in Donauwörth und Bäumenheim.

Branko Schäpers hat schon viele Hilferufe losgeschickt. Dass die Lebensmittel nicht reichen, dass der Andrang immer größer wird – schlicht: das Konzept der Tafel bald nicht mehr aufgehen würde. Der Zeitpunkt ist jetzt erreicht. Die in diesen Zeiten so wichtige Ausgabestelle für günstige Lebensmittel hat einen Aufnahmestopp verhängt. 

Die Tafeln in Donauwörth und Bäumenheim werden ab sofort keine neuen Kunden mehr aufnehmen. "Der Andrang ist nicht mehr zu bewältigen", sagt Branko Schäpers, Geschäftsführer der Caritas Donau-Ries. Der Sozialverband betreibt die Ausgabestellen in Donauwörth, Nördlingen, Wemding und Bäumenheim. Grund für den "schmerzlichen Schritt" sei die enorm gestiegene Zahl von Kunden. "Wir haben gar nicht mehr die nötige Menge an Lebensmittel, um alle, die zu uns kommen, im üblichen Maße zu versorgen", so Schäpers. Auch in Nördlingen verteile man mittlerweile aus diesem Grund nur noch eine Lebensmittelkiste pro Haushalt in der Woche, bis zum Sommer waren es zwei gewesen. 

Die Zahl der Tafel-Kunden in Donauwörth hat sich verdoppelt

Die Tafel im südlichen Landkreis versorgt derzeit rund 900 Personen. Seit dem ersten Halbjahr 2022 habe sich laut Schäpers die Zahl verdoppelt. Pro Woche kämen rund 30 neue Personen hinzu, die ihre Berechtigung für die verbilligten Lebensmittel einlösen. Wer in Deutschland Sozialhilfe empfängt, wohngeldberechtigt ist oder Arbeitslosengeld bezieht, kann mit entsprechendem Nachweis bei der Tafel einkaufen. 

Auch Geringverdiener kämen nun aber immer mehr zur Abgabestelle, berichtet Schäpers. Diese Gruppe müsste zwar ein wenig höheren Preis bezahlen. Doch Inflation und hohe Energiepreise zwingt mehr Menschen mit geringem Einkommen, zur Tafel zu gehen. Auch die gestiegene Zahl von Flüchtlingen kommt bei der sozialen Einrichtung an. "Nicht nur Menschen aus der Ukraine, sondern ganz vieler Nationalitäten, die bei uns Zuflucht suchen, stehen auch bei den Abgabestellen", sagt Schäpers. 

Druck auf ehrenamtliche Tafel-Mitarbeiter steigt massiv

Auch der Druck auf die Ehrenamtlichen habe sich massiv erhöht, berichtet der Geschäftsführer und berichtet vom vergangenen Ausgabetag. Kurz vor Schließung um 11 Uhr waren keine Lebensmittel mehr in den Regalen. "Die Leute werden ärgerlich", sagt Schäpers. Die Nerven liegen blank. Beschwerden, dass früher in den ausgegebenen Kisten hochwertigeres Essen und vor allem auch mehr Inhalt gewesen wäre, häufen sich. "Die Helfer bekommen das direkt ab, das sorgt für Belastung", so Schäpers. Einige Ehrenamtliche ziehen sich deshalb zurück, und so fehlt wieder das dringend benötigte Personal. 

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Und so werden voraussichtlich bis Ende des Jahres Kunden, die sich bei der Tafel in Donauwörth oder Bäumenheim neu anmelden wollen, zurückgewiesen. In mehreren Gesprächen mit den Gruppenleitungen wurde festgestellt, dass die Situation sonst nicht mehr zu bewältigen ist. "Sobald sich die Lage wieder entspannt, können wir erneut prüfen, ob Aufnahmen möglich sind", betont Schäpers. 

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