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Landkreis: Unwetter: Otting schon wieder nahe an einer Katastrophe

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Unwetter: Otting schon wieder nahe an einer Katastrophe

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    Erneut hat ein Unwetter für Überschwemmungen in Otting gesorgt. Der Feuerwehr und dem THW gelang es dieses Mal, die Fluten vom Sport- und Schützenheim fernzuhalten.
    Erneut hat ein Unwetter für Überschwemmungen in Otting gesorgt. Der Feuerwehr und dem THW gelang es dieses Mal, die Fluten vom Sport- und Schützenheim fernzuhalten. Foto: Martin Wiemann

    Die Bewohner in Otting kommen nicht zur Ruhe. Am späten Donnerstagabend hat der Ort schon wieder die Folgen eines heftigen Gewitters zu spüren bekommen. Viel hätte nicht gefehlt und es wäre im Dorf zu einer weiteren Überschwemmungskatastrophe gekommen. Davon geht Bürgermeister Johann Bernreuther aus, der – wie viele andere Bewohner und Einsatzkräfte – bis tief in die Nacht auf den Beinen war, um das Schlimmste zu verhindern. Lokal begrenzte Unwetter hielten aber auch in einigen anderen Orten im Donau-Ries-Kreis die Menschen in Atem – und richteten beträchtliche Schäden an.

    Nachdem es tagsüber so richtig heiß gewesen war – es herrschte eine Temperatur von um die 30 Grad im Schatten –, zog am Abend über Nordschwaben eine große Gewitterfront auf. Stundenlang war ein Dauerdonnern zu hören. Blitze zuckten am nächtlichen Himmel und in einigen Landstrichen öffnete der Himmel so richtig seine Schleusen. Diese Situation hatte es erst am Dienstagabend unter anderem in Otting gegeben (wir berichteten). Dort sind die Menschen seit dem katastrophalen Hochwasser im August 2017 besonders sensibilisiert. Viele, die aus dem Fenster blicken und schwarze Wolken sehen, brechen Bernreuther zufolge beinahe in Panik aus.

    Nun wurde die Lage in einem Talkessel dem Dorf fast schon wieder zum Verhängnis. Östlich von Otting schüttete es wohl extrem. Über die Fluren, Gräben und Bäche gelangten die Fluten in den Ort. Das fast 10000 Kubikmeter fassende Regenrückhaltebecken beim Sport- und Schützenheim war nach Angaben des Bürgermeisters innerhalb kurzer Zeit gefüllt und lief über. Dadurch waren das Vereinsheim und Wohnhäuser bedroht.

    Die örtliche Feuerwehr erhielt Verstärkung von den Kameraden aus Monheim und Weilheim sowie vom Technischen Hilfswerk aus Donauwörth. Die errichteten mit Sandsäcken und anderen Barrieren einen Wall und pumpten Wasser ab. Dadurch konnte vor allem das im Keller gelegene und erst kürzlich renovierte Schützenheim vor der erneuten Zerstörung bewahrt werden. „Es war knapp“, bilanziert Bernreuther.

    Dass Otting innerhalb von drei Tagen zum zweiten Mal mit den Folgen eines Gewitters zu kämpfen hatte, macht den Bürgermeister beinahe fassungslos: „Das ist einfach nicht mehr normal.“ Wie eine Randnotiz hört sich da die Nachricht an, dass vom Maibaum der Wipfel abgerissen wurde. Glücklicherweise war niemand in der Nähe.

    Verkehrte Welt herrschte im Harburger Stadtteil Heroldingen. Dort fürchten die Bewohner der Wörnitzstraße normalerweise das Hochwasser des Flusses. Dieses Mal schossen die Fluten aber von den Hängen über die Riedgasse ins Dorf hinab. Das hat Ernst Bachmann 79, nach eigenen Angaben noch nie erlebt. Sein Haus erwischte es am stärksten. Die dreckige Brühe sammelte sich im Hof – und konnte wegen eines Walls, der das Grundstück eigentlich vor einem Wörnitzhochwasser schützen soll, nicht abfließen. An der Haustür stand die Flut fast einen Meter hoch. Das komplette Erdgeschoss wurde bis zu 20 Zentimeter hoch überschwemmt.

    Die Freiwilligen Feuerwehren aus Heroldingen und Harburg sowie Landwirte mit ihren Schleppern (mit Frontladern) sowie einem Teleskoplader entfernten den Schlamm von den Straßen und pumpten auch mithilfe eines Vakuumfasses das Wasser aus den Anwesen ab. Im Haus von Stefan Tengler stand das Wasser etwa 40 Zentimeter hoch im Keller: „Es war alles voller Schlamm.“

    Die Feuerwehr rückte erst in den frühen Morgenstunden des Montags wieder ab. An und in den überfluteten Gebäuden machten sich Angehörige und Freunde der betroffenen Familien anschließend ans große Putzen – eine mühsame Prozedur. „Da sind einige unglückliche Umstände zusammengekommen“, analysiert der Heroldinger Feuerwehrkommandant Jochen Zühlke. Bei dem Gewitter am Dienstag seien einige Gräben mit Erde zugeschwemmt worden. Damit habe bei dem neuerlichen Starkregen am Donnerstag das Wasser „wie auf einer Autobahn“ in Richtung Dorf fließen können.

    In Tagmersheim fielen am späten Donnerstagabend innerhalb kurzer Zeit circa 55 Liter Regen vom Himmel. Die Folge: In mehrere Keller drang Wasser ein. Damit aber nicht genug: Von einem Acker bildete sich ein reißender Bach, der sich – so schildert Bürgermeister Georg Schnell – seinen Weg auf das Gelände des Freibads bahnte. Die Schlammmassen seien dann bis ins Becken und in den Technikraum gelangt. „Tagsüber vergnügten sich noch rund 600 Gäste bei herrlichem Sommerwetter, nun ist das Schwimmbad voraussichtlich die nächsten 10 bis 20 Tage nicht zu benutzen“, berichtet Schnell. Zunächst müsse das Wasser aus dem Becken abgelassen werden. Es handle sich um 1700 Kubikmeter (1,7 Millionen Liter). Dann stünden Reinigungsarbeiten an, ehe das Wasser wieder eingelassen werden könne, was allein schon mehrere Tage dauern werde.

    Kreisbrandrat Rudolf Mieling machte sich in der Nacht in einigen Orten ein Bild von den Geschehnissen. So seien auch Keller in Heidmersbrunn – dort lief der Dorfweiher über – und Huisheim überflutet worden. Gleiches gelte für eine Reihe von Straßen und Wegen. Unter anderem musste deshalb die Staatsstraße zwischen Fessenheim und Wechingen vorübergehend gesperrt werden.

    Etwas glimpflicher davongekommen ist nach Mielings Kenntnissen der Bereich südlich der Donau. Dort goss es teilweise zwar ebenfalls wie aus Kübeln, jedoch gab es offensichtlich keine größeren Schäden. Im Raum Mertingen und Tapfheim waren Feuerwehren im Einsatz. Die Staatsstraße zwischen Erlingshofen und Brachstadt war halbseitig überschwemmt.

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