Wie sich der Wald in der Region in den vergangenen Jahren verändert hat
Helmut Weixler verlässt als Betriebsleiter die Staatsforsten in Kaisheim. Er blickt auf viele Veränderungen beim Thema Wald – und ist dabei Realist, aber auch Optimist.
Wenn Helmut Weixler zurückblickt auf die Früchte seiner Arbeit, dann sagt er nüchtern, aber lächelnd: "Vieles zeigt sich erst, wie es gelaufen ist, wenn ich gestorben bin." Will heißen, der Waldumbau, all das, wofür Förster wie er jahre- und jahrzehntelang schuften, reift erst mit der Zeit. So lange, wie Bäume eben fürs Wachsen brauchen. Doch was Weixler in der Rückschau auf 35 Jahre Dienst am und für den Wald auch sieht, das sind zahlreiche sich abzeichnende Veränderungen. Die seien weder rein negativ noch rein positiv, erklärt der Betriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten in Kaisheim, der kommende Woche in den Ruhestand geht. Doch Fakt sei: Der Mensch müsse handeln. Veränderungen seien da - der Umgang damit sollte stimmen.
Der studierte Förster kann fast auf den Tag genau sagen, wann der große Wandel stattfand. Kurz nachdem Weixler 1989 bei den Bayerischen Staatsforsten angefangen hatte, fegte im Februar 1990 ein enormer Sturm durch Europa, der auch in Deutschland enorme Schäden in den Wäldern anrichtete. "Vivian" lautete der nett klingende Name jenes weniger netten Orkans. "Diese Stürme Anfang der 1990er Jahre haben die Forstwirtschaft geprägt", resümiert der 65-Jährige. Bis dahin war Waldarbeit eher Handarbeit, ab 1990 hielten dann große Maschinen, die "Harvester" Einzug in die Wälder; anders wäre die Bewältigung der Schäden damals nicht zu machen gewesen. Aber auch darüber hinaus hatten die Stürme Auswirkungen: Es folgten schiere Plagen mit Käfern - und der Wald an sich und seine Relevanz gerieten wieder stärker in das Bewusstsein der Breite der Gesellschaft. Der Naturschutzgedanke war zwar irgendwo vorher schon präsent gewesen - Meilensteine waren die Ausrufung des Nationalparks Bayerischer Wald 1970 und die Installierung der Naturwaldreservate Ende der 1970er Jahre -, aber es war doch kein umfassend präsentes Thema.
Schwankungen bei den Niederschlägen gab es schon immer
Eines war allemal noch nicht im Blickfeld - "die Trockenheit war damals überhaupt kein Thema", sagt Weixler. Zwar habe es "immer schon" Schwankungen bei den Niederschlagsmengen gegeben, doch seit Beginn der exakten Messungen im Laufe des 20. Jahrhunderts würden die mitteleuropäischen Dürreperioden seit 2003 dem aufmerksamen Beobachter förmlich in die Augen springen (wobei 2021 bis dato wohl ein Ausnahmejahr darstellt).
Der Wald habe in der Betrachtung der Menschen seine Rolle ziemlich gewandelt hierzulande, erklärt der Kaisheimer Forstbetriebsleiter: Vom all zu oft schier reinen Wirtschaftsfaktor hin zu einem nachhaltigeren Umwelt- und Wirtschaftsfaktor. Beides in Einklang zu bringen, das sei die Kunst in der Forstwirtschaft. Weixler betont auch, dass mit purer menschlicher Öko-Romantik allerdings auch nicht umgreifend geholfen sei: "Unser Wald braucht auch die Bewirtschaftung", sagt Weixler - ohne Ausdünnungen, ohne die Schaffung von Licht, wüchsen manche Bäume wie die Eiche schlichtweg nicht nach im Wald.
Ein gesundes, nachhaltiges Miteinander von Mensch und Natur, das sei das Optimum. Die Tendenz indes gehe seit einigen Jahren nicht nur in den Staatswäldern weg von den Monokulturen wie beispielsweise den oftmals noch zu sehenden reinen Fichtenwäldern, wieder zurück zu den Wurzeln, den Mischwäldern.
Forst des Forstbetriebes Kaisheim erstreckt sich über drei Regierungsbezirke
Weixler rechnet vor: Während früher in den 18.000 Hektar großen und sich über drei Regierungsbezirke erstreckenden Wäldern unter der Ägide des Foratbetriebes Kaisheim vor allem Nadelbäume wuchsen, sind es heute wieder zu 60 Prozent Laubbäume. 27 Prozent davon sind Buchen, 27 Prozent macht noch die Fichte aus, zehn Prozent die Eiche, der Rest sind diverse Arten, etwa Edellaubhölzer. Die Mischung mache den stabileren Wald in unseren stürmischen und trockenen Jahren.
Der Wald bleibt nach wie vor großer Rohstofflieferant für den Menschen, was, wie Weixler sagt, auch per se nichts Schlechtes sei, im Gegenteil. Es ist der wohl älteste bekannte Baustoff, seit Jahrtausenden zudem Energielieferant. 145.000 an Festmetern Holz hat der hiesige Staatsforst pro Jahr Zuwachs - 113.000 Festmeter werden aber nur "entnommen"; bis vor einigen Jahren waren es über 130.000 Festmeter, doch die Nachhaltigkeitsstrategie des Betriebes sieht nun eine stärkere Begrenzung vor.
Jetzt übergibt Helmut Weixler den Staffelstab bei den Staatsforsten
Weixler, der seit über sechs Jahren in Kaisheim arbeitet, wird nun den Staffelstab, wie berichtet, an Georg Dischner übergeben. Die Herausforderungen, die sich auch durch offensichtliche klimatische Veränderungen stellen, "werden wir Menschen, so Gott will, schaffen", hin zu einem nachhaltigeren Agieren, zu mehr Respekt vor der Schöpfung, somit zu einem "starken Wald". Doch das koste neben Willen und Mut zur Veränderung (auch des Blickwinkels) viel Energie. Es bleibt also einiges zu tun auf Wald und Wiese.
Die Diskussion ist geschlossen.