Mehr als zwei Millionen Nutzer haben sich die Corona-Warn-App des Bundes am ersten Tag heruntergeladen. Gesundheitsminister Jens Spahn freute sich am Dienstag über den Zuspruch. Denn die Corona-Warn-App soll dazu beitragen, durch die Nachverfolgung von Kontakten die Ausbreitung des Coronavirus weiter einzudämmen. Bei der Umfrage im Online-Auftritt der Donau-Zeitung und der Wertinger Zeitung zeigten sich Nutzer allerdings noch zurückhaltend. Am Mittwochmittag wollte die Mehrheit der User zunächst noch abwarten. Diejenigen, die die Warn-App sofort herunterladen wollen, waren in der Minderheit. Die Umfrage ist zwar nicht repräsentativ, einen Trend zeigt sie aber doch.
Viele Bürger sind von der Corona-App überzeugt
Höchstädts Stadtpfarrer Daniel Ertl hat indes keine Bedenken. „Ich komme mit vielen Menschen zusammen und werde mir die Corona-App herunterladen“, sagt der Seelsorger, der die Online-Welt auch für die Verkündigung nutzt. Die App sei sinnvoll, um Infektionsketten nachverfolgen zu können. Die Dillinger Franziskanerin Gerda Friedel, Oberin der Regens-Wagner-Provinz, hat sich in den vergangenen Tagen genau über die App erkundigt. Bedenken wegen des Datenschutzes habe sie nicht, „die Daten bleiben bei uns in Deutschland und werden dezentral gespeichert“, sagt Schwester Gerda. „Ich war am Anfang sehr skeptisch, aber ich werde mir die App herunterladen“, teilt die Oberin auf Anfrage mit. Sie wirbt in ihrem Facebook-Auftritt dafür, denn der Erfolg der App hänge davon ab, wie viele Menschen daran teilnehmen. Der Werbeslogan „Diese App kann nichts, außer Leben retten“ habe sie angesprochen.
Auch der Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Dillingen, Gregor Ludley, hat die Corona-App inzwischen auf seinem Handy. „Ich sehe darin eine elektronische Möglichkeit, die Infektionsketten zu unterbinden“, sagt der Chef der Höchstädter Firma Nosta. Er gehe davon aus, dass die App „datenschutztechnisch sauber“ sei, nachdem der Chaos Computer Club keine Bedenken geäußert habe.
Frank Rehli, der Leiter der Realschule in Wertingen, wird sich die App auf jeden Fall runterladen. Er sagt: „Ich werde auch den Kollegen empfehlen, dies zu tun.“ Allerdings hat Rehli schon Rückmeldungen erhalten, dass die App auf älteren Handys nicht funktioniert.
Nicht alle im Landkreis Dillingen holen sich die App aufs Handy
Noch nicht geklärt sei die Frage, wie und ob die Schüler die App in der Anton-Rauch-Schule nutzen dürfen. „Das möchte ich nicht allein entscheiden, deshalb werde ich mich mit den Kollegen unterhalten, um dann eine Regelung zu finden“, erklärt er.
Auch die Zweite Bürgermeisterin von Wertingen, Christiane Grandé, hat sich die App noch nicht heruntergeladen. Allerdings will sie das in den nächsten Tagen tun. Sie räumt ein, dass sie die App anfangs kritisch gesehen habe. Mittlerweile sei sie aber zur Überzeugung gekommen, dass nun angesichts der Lockerungen solch ein Instrument nötig ist.
Für Landrat Leo Schrell ist die App „ein deutlicher Fortschritt in der Bekämpfung der Corona-Pandemie und deshalb sehr sinnvoll“, wie er mitteilt. Auch die Persönlichkeitsrechte sind aus seiner Sicht „sehr gut geschützt“. Deshalb hat er die App sofort heruntergeladen. Seine Begründung: „Die Corona-Warn-App hilft dabei, Infektionsketten zu unterbrechen und dadurch ein Wiederansteigen der Infektionszahlen zu verhindern.“ Aktuell sei die Corona-Lage im Landkreis Dillingen laut Landrat Schrell unverändert entspannt. Aktuell sei keine am Coronavirus erkrankte Person zu verzeichnen. „Seit dem 27. Mai mussten wir keine Neu-Infektion registrieren. Entspannung ja, Entwarnung nein!“, sagt Leo Schrell.
Unter den jüngeren Menschen im Landkreis gibt es aber auch Skeptiker, wenn es um die Warn-App geht. Einer von ihnen ist der 20-jährige Josef Cevajka. Er findet die App in Bezug auf den Datenschutz „äußerst bedenklich“ und wird sie sich daher nicht herunterladen. Zudem sieht er durch das Programm einen eher begrenzten Nutzen. „Ein Beispiel: Wenn ich das Handy mal nicht dabei habe, weil es versehentlich im Auto liegt, nützt mir die App doch auch nichts“, sagt der Lauinger.
Er befürchtet eine zweite Ansteckungswelle
Auch die rasche Lockerung einiger Maßnahmen sieht Cevajka eher kritisch. Seiner Meinung nach sei die Gefahr einer zweiten Ansteckungswelle noch immer nicht gebannt. „Ich hätte die Einschränkungen lieber noch etwas verlängert und dafür erst später und endgültig gelockert, als jetzt in der Angst zu leben, dass es einen weiteren Lockdown geben könnte.“ Dennoch zeigt er sich über die Lockerungen erleichtert. Der 20-Jährige spricht von einer harten Zeit, in der es ihm ziemlich schwergefallen sei, überhaupt niemanden zu treffen. „Ich bin froh, dass man sich nun wieder im kleinen Kreis treffen kann.“ Daher wird der Lauinger die Gunst der Stunde nutzen: Mit ein paar Freunden will er am Freitag in seinen Geburtstag hineinfeiern. „Mit zehn Personen und im Freien ist das ja kein Problem mehr.“
Die 17-jährige Christiane Morath aus Höchstädt hat wegen der App wiederum weniger Bedenken: „Ich habe sie mir tatsächlich gleich geholt, denn ob ich nun Whatsapp, Snapchat oder Instagram habe, da kann ich mir auch gleich eine App für einen guten Zweck holen.“
Dennoch findet sie, das Installieren sollte freiwillig bleiben. „Ich glaube einfach, dass es zu wenig Aufklärung bezüglich des Datenschutzes der App gibt, denn sie speichert keine Standorte, sondern läuft nur über Bluetooth. Persönliche Daten muss man gar nicht angeben.“ Aber auch sonst fand sie die vergangenen Monate nicht allzu schlimm: „Kurz mal telefonieren mit Freunden ist sowieso viel praktischer.“
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