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Dillingen/Berlin: Geschafft: Dillinger ehren Minister Gerd Müller in Berlin mit dem Ulrichs-Preis

Dillingen/Berlin

Geschafft: Dillinger ehren Minister Gerd Müller in Berlin mit dem Ulrichs-Preis

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    Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (links) hat am Mittwochabend im Paul-Löbe-Haus in Berlin die Urkunde des Europäischen St.-Ulrichs-Preises aus den Händen von Dillingens Landrat Leo Schrell erhalten.
    Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (links) hat am Mittwochabend im Paul-Löbe-Haus in Berlin die Urkunde des Europäischen St.-Ulrichs-Preises aus den Händen von Dillingens Landrat Leo Schrell erhalten. Foto: Marcus Merk

    Dann eben in Berlin. Zweimal musste die Verleihung des Europäischen St.Ulrichs-Preises in Dillingen wegen Corona abgesagt werden. Beim zweiten Mal zog Preisträger Gerd Müller erst zwei Tage vor dem geplanten Oktober-Termin wegen der Pandemie die Reißleine. Deshalb gibt es an diesem Mittwoch ein Novum in der Geschichte der Ulrichs-Stiftung. Eine Delegation um den Stiftungsvorsitzenden Leo Schrell reist in die Hauptstadt, um dem Bundesentwicklungsminister den Ulrichs-Preis zu überreichen. Und um 18.34 Uhr ist es schließlich so weit: Landrat Schrell überreicht dem CSU-Politiker im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestags die kostbare Medaille und die kunstvoll gestaltete Urkunde.

    Die sechste Veranstaltung am Mittwoch

    Knapp 30 Teilnehmer aus der Region verfolgen die Zeremonie in einem schlicht anmutenden Saal, in dem gewöhnlich Ausschuss-Sitzungen der Bundestagsabgeordneten stattfinden. Für den Minister ist dies der Ausklang eines anstrengenden Tags, unter anderem standen ein Frühstück mit dem Kabinett und ein Treffen mit dem ägyptischen Außenminister auf dem Programm.

    Etwas Spannung kommt am Anfang auf. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble trifft etwas später ein. Der frühere Bundesfinanzminister hat 2016 den Ulrichs-Preis erhalten und hält später eine emotionale Laudatio auf seinen Kollegen im Bundestag. Als das Warten vorbei ist, würdigt der Augsburger Bischof und Kuratoriumsvorsitzende Bertram Meier Gerd Müller in seinem Einsatz für die ärmeren Länder dieser Welt als "Humanist und Christ". Auch jüngst habe der Minister wieder deutliche Worte gefunden, indem er klargestellt habe: "Wir besiegen die Corona-Pandemie weltweit oder gar nicht".

    Stiftungsvorsitzender Leo Schrell erinnert an das jüngste Buch des Ministers, in dem er ein radikales Umdenken angemahnt hat. Der CSU-Politiker fordert seit Jahren, die Fluchtursachen in den Entwicklungsländern zu bekämpfen und sich für eine gerechte Globalisierung einzusetzen. "Gerd Müllers Maxime lautet: Der Starke hilft dem Schwachen", betont Schrell. Der Minister setze sich mit dem von ihm entwickelten Marshallplan für den "Chancenkontinent Afrika" ein. Das Handeln des gebürtigen Allgäuers, der jetzt in Durach bei Kempten wohnt, spiegle christliche Werte wider, sagt Schrell und überreicht dem 65-Jährigen unter dem Applaus der Anwesenden die Urkunde des Ulrichs-Preises.

    Mit dem Preisgeld wird eine Schule in Togo gebaut

    Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz, der stellvertretende Vorsitzende der Stiftung überreicht Müller die Ulrichsmedaille. Und Stadtpfarrer Wolfgang Schneck, Mitglied im Stiftungsvorstand, übergibt den 10.000-Euro-Scheck, mit dem der Ulrichspreis dotiert ist. Gerd Müller sagt: "Das Preisgeld geht direkt an die Stiftung Fly and Help von Reiner Meutsch. Wir bauen damit eine Schule in Togo."

    Laudator Wolfgang Schäuble zeichnet Müllers Lebensweg nach, der in Krumbach auf einem Bauernhof aufgewachsen ist und wegen der harten Arbeit seiner Eltern heute das Wort Stress vermeide. Der Weg vom Bauernbub zum Bundesminister sei nicht vorgezeichnet gewesen, sagt Schäuble. Er weist auf den größten Erfolg des CSU-Politiker hin, das inzwischen vom Bundestag beschlossene Lieferkettengesetz, das die Ausbeutung und Kinderarbeit in ärmeren Ländern künftig verhindern soll.

    "Eine Welt ohne Hunger ist möglich"

    Der Bundesentwicklungsminister ist nach der Preisverleihung sichtlich gerührt. "Ich bin total bewegt und (angesichts der vielen Lobesworte) beschämt." Müller hat auch bei diesem Festakt eine klare Botschaft. "Eine Welt ohne Hunger ist möglich, was fehlt ist der politische Wille", sagt der Minister. Wenn jetzt gehandelt werde, könne man das hinbekommen.

    Zu den aufmerksamen Zuhörern zählen auch die Bundestagsabgeordneten Volker Ullrich und Ulrich Lange, der an diesem Abend noch vor dem Untersuchungsausschuss zur Pkw-Maut spricht. Reiner Meutsch stellt den Werdegang seiner Stiftung vor. Er habe sich vorgenommen, fünf Schulen pro Jahr in Entwicklungsländern in Afrika, Asien und Südamerika zu bauen. Denn Bildung sei der Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben und ein Ansatz dafür, dass Menschen nicht mehr fliehen müssen. Inzwischen habe Fly and Help den Bau von 500 Schulen organisiert. Allein durch das Projekt "1000 Schulen für unsere Welt", für das sich der Donau-Rieser Landrat Stefan Rößle einsetzt, seien bisher 145 Schulen in Entwicklungsländern gebaut worden.

    Der Festakt kommt bei den Beteiligten gut an. Der Altbürgermeister von Durach, Herbert Seger, sagt: "Gerd Müller hat diese Auszeichnung verdient, weil er mit seiner Arbeit einen international bedeutenden Beitrag für soziale Gerechtigkeit leistet." Ihn beeindrucke auch, dass die Stadt und der Landkreis Dillingen über die gemeinsame Stiftung einen Europäischen St.-Ulrichs-Preis vergeben. Oberbürgermeister Kunz wiederum bedauert, dass Minister Müller im Herbst im Bundestag aufhören wird. Der CSU werde "solch eine charismatische Persönlichkeit fehlen".

    Von Helmut Kohl bis "Ärzte ohne Grenzen"


    Die Europäische St.-Ulrichs-Stiftung ist im Jahre 1993, dem 1000. Jahr der Heiligsprechung von Bischof Ulrich, auf Initiative des verstorbenen Landrats Anton Dietrich als Stiftung des Landkreises und der Großen Kreisstadt Dillingen gegründet worden. Der Zweck der Stiftung ist die Förderung der Einheit Europas in christlich abendländischer Tradition und im Geiste des heiligen Ulrich.

    Die bisherigen Preisträger:
    Mit dem Europäischen St.-Ulrichs-Preis sind bisher in Dillingen ausgezeichnet worden: 1993 Alfons Nossol, Bischof von Oppeln; 1995 Alois Mock, Vizekanzler und Außenminister a. D. der Republik Österreich; 1997 Helmut Kohl, Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland; 1999 Roman Herzog, Bundespräsident a. D.; 2001 Marion Gräfin Dönhoff, Publizistin und Mitherausgeberin der "Zeit"; 2003 Gemeinschaft Sant’Egidio, vertreten durch Gründer Andrea Riccardi; 2007 Miloslav Kardinal Vlk, Erzbischof von Prag; 2009 Anne Sophie Mutter, Weltklasse-Geigerin; 2012 Lech Walesa, Präsident a. D. der Republik Polen und Friedensnobelpreisträger; 2014 "Miteinander für Europa", internationales Netzwerk aus 300 christlichen Bewegungen; 2016 Wolfgang Schäuble, Bundesfinanzminister; 2018 Nothilfeorganisation "Ärzte ohne Grenzen". 2020 ging der Ulrichs-Preis an Bundesentwicklungsminister Gerd Müller. Wegen Corona wurde die Auszeichnung erst an diesem Mittwoch in Berlin überreicht.

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