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Internet: Mehr Rassismus und Gewalt in sozialen Netzwerken

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Mehr Rassismus und Gewalt in sozialen Netzwerken

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    Eine Informationsbroschüre über Rechtsextremismus im Internet.
    Eine Informationsbroschüre über Rechtsextremismus im Internet. Foto: Jens Kalaene, dpa

    Unverhohlene Nazi-Propaganda und Ausländerhatz im Satireformat: Vielfältig sind die Methoden der Rechtsextremen, um Jugendliche in den sozialen Netzwerken für ihre Zwecke zu ködern. Das geht aus dem am Dienstag vorgestellten Jahresbericht "Rechtsextremismus online 2013" der Organisation "jugendschutz.net" hervor. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) rief zu mehr Wachsamkeit gegenüber rechter Propaganda im Netz auf.

    Juden, Muslime und Homosexuelle werden offen zu Menschen zweiter Klasse degradiert

    Nach der "subtilen Propaganda" der Vergangenheit würden inzwischen Juden, Muslime, Sinti und Roma oder Homosexuelle "ohne Umschweife zu Menschen zweiter Klasse degradiert", sagte der Vizechef von jugendschutz.net, Stefan Glaser, bei der Vorstellung des Jahresberichts. Je anstößiger, provokanter und poppiger ein Beitrag sei, desto eher verbreite er sich schneeballartig und auch über rechtsextreme Kreise hinaus, lautet die Erkenntnis der Jugendschützer.

    Den Experten zufolge bedienen sich Rechtsextreme oft auch satirischer und nicht offen rassistischer Darstellungen, um ihre Propaganda im Netz zu verbreiten. Als Beispiele nannten sie ein "Krümelmonster", das verdeckt Ressentiments gegen Ausländer schürt, oder eine Micky-Maus-Darstellung mit SS-Totenkopf. Homosexuelle würden mit Pädophilen gleichgesetzt, um Schwule und Lesben zu diffamieren. Daneben sei aber auch offener Hass etwa gegen Juden oder Muslime häufig zu finden.

    Bundesfamilienministerin Schwesig: Rechtsexteme nutzen moderne Welt

    Es zeige sich, "dass Rechtsextreme nicht mehr nur glatzköpfig mit Springerstiefeln unterwegs sind, sondern dass sie die moderne, neue Welt nutzen", sagte Schwesig bei der Vorstellung des Berichts. Dabei gehe es vor allem und die sozialen Netzwerke. Schwesig rief alle Internetnutzer auf, menschenverachtende Inhalte an Organisationen wie jugendschutz.net zu melden. "Einfaches 'Wegklicken' hilft da nicht", sagte die Ministerin. Auffällige Webbeiträge könnten bei jugendschutz.net gemeldet werden. Provider und Betreiber von Webseiten müssten Hassbeiträge von den Plattformen löschen. Schließlich müssten Eltern und Lehrer darüber aufgeklärt werden, wie sie Kinder und Jugendliche für die Auseinandersetzung mit Hass und Rassismus stärken können.

    Glaser beklagte, dass vor allem das russische Netzwerk VK oder der US-Dienst Tumblr zu wenig unternehmen würden, um solche Inhalte von ihren Plattformen zu verbannen. "Das Gros der Inhalte wird über ausländische Dienste eingestellt, daher müssen Strategien gegen Hass im Netz auch international ansetzen", forderte der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger.

    Soziale Netzwerke wichtigstes Mittel für Rechtsextreme, um Jugendliche zu kontaktieren

    Die sozialen Netzwerke sind nach den Erkenntnissen von jugendschutz.net für die rechtsextreme Szene inzwischen das wichtigste Mittel, um Jugendliche anzusprechen. 2013 seien etwa 70 Prozent aller gesichteten 5.507 rechtsextremen Webangebote dort zu finden gewesen. Die Zahl der dokumentierten Jugenschutzverstöße stieg von 1673 (2012) auf 1842 (2013) und erreichte damit einen Höchsstand. Präsent seien sämtliche relevanten rechtsextremen Akteure aus dem Umfeld von Kameradschaften, Versandhändlern, Musikgruppen und der NPD. Immer häufiger würden rechtsextreme Inhalte auch für die mobile Nutzung über Apps zugänglich gemacht.

    Die länderübergreifende Stelle jugendschutz.net kümmert sich um die Einhaltung des Jugendschutzes im Internet und bemüht sich, problematische Inhalte zu löschen oder zumindest für Jugendliche unzugänglich zu machen. afp, epd

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