Ein "Deutsch-Polnisches Haus" in Berlin soll an die komplizierte deutsch-polnische Geschichte und die brutale deutsche Besatzung während des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) erinnern. Das Bundeskabinett beschloss am Mittwoch einen Realisierungsentwurf für das geplante Dokumentationszentrum in der Hauptstadt, den Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) vorgelegt hatte.
"Die Grauen und Verbrechen der Besatzungsherrschaft des nationalsozialistischen Deutschlands in Polen, dem über fünf Millionen Polinnen und Polen zum Opfer gefallen sind, sind bis heute eine schmerzhafte Erinnerung im Gedächtnis der polnischen Gesellschaft", sagte Roth laut Mitteilung. Dass fast jede Familie in Polen dabei Angehörige verloren habe, sei hierzulande immer noch viel zu wenig bekannt.
Drei Säulen bei "Deutsch-Polnischem Haus" geplant
Die neue Einrichtung soll laut Entwurf inhaltlich auf den drei Säulen "gedenken", "verstehen" und "begegnen" ruhen. Sie soll Informationen bieten, Raum zur Begegnung schaffen und zugleich "als markantes Zeichen im öffentlichen Raum" ein Denkmal sein. Im Zentrum einer Dauerausstellung soll die "ungeheure Brutalität der deutschen Besatzung Polens" stehen, sie soll aber auch den Blick auf frühere Jahrhunderte und das heutige Verhältnis beider Gesellschaften lenken.
Die Verwirklichung dürfte noch Jahre dauern. Das Haus will schon vor der Errichtung mit verschiedenen Projekten Bildungsarbeit leisten. Mit dem Realisierungsvorschlag wird sich nun der Bundestag befassen. Den Angaben zufolge laufen derzeit Gespräche mit dem Land Berlin zur Standortfrage. Als möglicher Standort wird der Platz der früheren Kroll-Oper in unmittelbarer Nähe zum Kanzleramt und zum Reichstagsgebäude genannt. Dort habe der Reichstag am 1. September 1939 die Rede Adolf Hitlers zum Überfall auf Polen gehört.
(dpa)