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Umweltschutz: Zwischen Fahrverboten und Mobilität: Wie sauber sind unsere Städte?

Umweltschutz

Zwischen Fahrverboten und Mobilität: Wie sauber sind unsere Städte?

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    Die Luft in Deutschlands Städten wird reiner. Aber Grund zur Freude ist das nur bedingt.
    Die Luft in Deutschlands Städten wird reiner. Aber Grund zur Freude ist das nur bedingt. Foto: Marijan Murat, dpa (Symbolbild)

    Die Luft in Deutschland wird immer reiner – selbst in den Großstädten mit sehr viel Verkehr. Eine bundesweite Analyse belegt das anhand verschiedener Werte: Beim gesundheitsschädlichen Stickstoffdioxid (NO2) etwa überschritten für das Jahr 2022 ersten Hochrechnungen des Umweltbundesamts zufolge nur noch zwei Messstationen den zulässigen Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Eine davon liegt am Münchner Mittleren Ring, die zweite in Essen. Vor zehn Jahren noch hatten 70 Prozent der städtischen Messstationen die Obergrenze gerissen. Beim Feinstaub halten inzwischen alle Stationen im Land den zulässigen Wert ein. Kann man also bedenkenlos durchatmen? Nicht wirklich. 

    "Die Grenzwerte sind völlig veraltet", erklärt Ute Dauert, Leiterin des Fachgebiets zur Beurteilung der Luftqualität im Umweltbundesamt (UBA). Die Behörde berät die Bundesregierung bei allen wichtigen Umwelt-Fragen. Die Obergrenzen seien 1999 von der Europäischen Union verabschiedet und seither nicht aktualisiert worden. Sie entsprechen nicht heutigen Erkenntnissen zur Auswirkung von Schadstoffen auf die Gesundheit. Aktuell sterben laut EU-Kommission jährlich 300.000 Menschen in Europa vorzeitig aufgrund der Luftverschmutzung. Brüssel berät nun über eine Nachbesserung der Luftqualitätsrichtlinie, wonach sich die Grenzwerte schrittweise den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO angleichen sollen. Diese sieht etwa für das Reizgas NO2 eine vertretbare Gesundheitsbelastung erst ab maximal zehn Mikrogramm pro Kubikmeter. Die EU-Kommission schlägt eine Halbierung des Grenzwerts bis 2030 vor, von 40 auf 20 Mikrogramm.

    Solche Vorrichtungen messen Feinstaub und Stickoxide im Verkehr.
    Solche Vorrichtungen messen Feinstaub und Stickoxide im Verkehr. Foto: Sebastian Gollnow, dpa

    In Nordeuropa ist die Luftqualität besser

    Bei der Luftbeschaffenheit im europäischen Vergleich gibt es Dauert zufolge "ein starkes Nord-Süd-Gefälle". In den dünner besiedelten nordeuropäischen Ländern sei die Luftqualität besser als anderswo. Grundsätzlich gelte: "In Ballungsräumen, in denen viele Menschen arbeiten, mobil sind und zusammenleben, ist die Luft am schlechtesten." Bundesweit vorbildlich nennt sie Baden-Württemberg, wo nicht nur seit Januar 2019 ein Dieselfahrverbot im Schadstoff-Hotspot Stuttgart gilt, sondern auch zahlreiche Firmen-Fahrzeugflotten mittlerweile umgestellt seien auf E-Antrieb

    Deutschlandweit sind aktuell noch vor allem Dieselfahrzeuge für dicke Luft verantwortlich. Dem Umweltbundesamt zufolge stießen dieselbetriebene Autos im Jahr 2022 mehr als 62 Prozent der schädlichen Stickstoffoxide aus, die durch die Städte wabern. Das liegt vor allem an älteren Dieseln: Die der Abgasnorm Euro 4 reißen den zulässigen Grenzwert pro Auto im Schnitt fast um das Vierfache, Euro-5-Fahrzeuge schneiden nur unwesentlich besser ab. Um die Luft in ihren Innenstädten und an stark befahrenen Straßen sauberer zu machen, haben zahlreiche Städte mittlerweile Fahrverbote für ältere Diesel verhängt – jüngst etwa München mit einem Verbot von Euro-4-Autos auf dem Mittleren Ring.

    ADAC kritisiert Fahrverbote jeglicher Art

    Kritisch gegenüber jeder Art von Fahrverboten eingestellt ist der ADAC. Für den Auto-Klub sind sie "die letzte Option, die Ultima Ratio beim Bemühen, die Schadstoff-Grenzwerte einzuhalten", sagt Alexander Kreipl, Sprecher für Südbayern. "Die individuelle Mobilität der Menschen darf nicht gefährdet werden." Der ADAC schlägt ein Bündel an kleineren Maßnahmen vor, etwa mehr "grüne Wellen" bei der Ampelschaltung. Und beim Ladenetz für E-Fahrzeuge stehe Bayern im Vergleich mit anderen Bundesländern zwar nicht schlecht da, sagt Kreipl. "Aber das Netz muss noch dichter werden."

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