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Straßenverkehr: Weibliche Crashtest-Dummys: Mehr Sicherheit für Frauen im Auto?

Straßenverkehr

Weibliche Crashtest-Dummys: Mehr Sicherheit für Frauen im Auto?

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    Bei Crashtests werden Unfälle simuliert. Mit Dummys wird aufgezeichnet, welche Kräfte dabei auf den Körper wirken.
    Bei Crashtests werden Unfälle simuliert. Mit Dummys wird aufgezeichnet, welche Kräfte dabei auf den Körper wirken. Foto: ADAC,Picture Alliance/dpa

    Es kann schnell gehen und kommt unerwartet. Zur falschen Zeit den Blinker gesetzt, nicht den toten Winkel kontrolliert, rutschige Straße – und schon ist man in einen Verkehrsunfall verwickelt. Rund 2,4 Millionen Mal krachte es laut dem Statistischen Bundesamt im vergangenen Jahr auf bayerischen Straßen. 61.781 Mal wurden dabei Menschen verletzt. 519 sind gestorben. Hätte die Zahl mit Autos, die auch speziell für die Sicherheit von Frauen getestet worden wären, verringert werden können? Im Moment finden Tests mit Blick auf Frauen noch lange nicht im vollen Umfang oder verpflichtend statt. Meist sind die Kunststoffpuppen, die bei Crashtests verwendet werden – sogenannte Dummys – nämlich männlich gestaltet. 

    Würden weibliche Dummys die Verletztenzahlen also reduzieren? Ein Jein gibt es dafür vom ADAC. "Da Dummys die Menschen nur zu einem bestimmten Prozentsatz abbilden können, ist der Unterschied zwischen einem männlichen und einem weiblichen Dummy nur bedingt umsetzbar", sagt Volker Sandner, Leiter der

    Gabi Schmidt (FW) setzt sich für den weiblichen Dummy ein

    Die Landtagsabgeordnete Gabi Schmidt, stellvertretende Bundesvorsitzende der Freien Wähler (FW), hält weibliche Testfiguren für unerlässlich. Deshalb hat sie beim Landtag einen Antrag eingereicht, damit Bayern sich bei der Zulassung von Fahrzeugen zukünftig für "weibliche" Crashtest-Dummys einsetzt. "Mir ist in meinem Freundeskreis aufgefallen, dass die Frauen bei Verkehrsunfällen meistens schwerere Verletzungen erleiden als Männer", sagt sie. Dann habe sie sich eine Unfallstatistik angesehen und festgestellt, dass sie mit ihrer Einschätzung richtig liege. Nämlich, dass Frauen in weniger Unfälle verwickelt sind und trotzdem mehr und gleichzeitig schwerere Verletzungen erleiden würden.

    "Wenn Dummys sich ihrer Haut entledigen würden, könnte man anhand der darunter liegenden Struktur nicht unterscheiden, ob sie männlich oder weiblich sind", erklärt der ADAC-Fahrzeugsicherheitsleiter Sandner. Was bezüglich des Skeletts relativ schwer zu erreichen sei - männliche und weibliche Formen - könne durch Körperproportionen und Masse eher die Realität abbilden. Was heißt das dann für die Praxis des ADAC?

    Gabi Schmidt von den Freien Wählern möchte mit ihrer Partei, dass auch weibliche Crashtest-Dummies zum Einsatz kommen.
    Gabi Schmidt von den Freien Wählern möchte mit ihrer Partei, dass auch weibliche Crashtest-Dummies zum Einsatz kommen. Foto: Dominik Bunk

    Es gebe Dummys in verschiedenen Ausführungen, die männliche und weibliche Eigenschaften haben, sagt Sandner. Je unterschiedlicher sie sind, umso besser können die Sicherheitsvorkehrungen für reale Menschen getroffen werden. Es gibt also laut ADAC bereits Dummys mit weiblichen Körpereigenschaften - und eine Auswertung der weiblichen biomechanischen Daten. Der ADAC setzt diese auch schon seit 2015 in seinen Verbraucherschutz-Crashtests ein. Beim Dummy, der für die Messung eines Heckaufpralls genutzt wird, gebe es aber noch Nachholbedarf, räumt Sandner ein. Der ADAC arbeite aber bereits an einer Lösung.

    In Schweden entstand der erste "echte" weibliche Crashtest-Dummy

    Und die könnte aus Schweden kommen. An der Technischen Universität Chalmers in Göteborg forscht Astrid Lindner, Professorin für Verletzungsprävention, zum Thema Verkehrssicherheit. Zusammen mit ihrem Team hat sie den ersten echten weiblichen Crashtest-Dummy namens Eva entwickelt. Der ist etwa 1,60 Meter groß und wiegt etwas mehr als 60 Kilo. Durch ein breiteres Becken und breitere Hüften liegt der Schwerpunkt anders als beim Standard-Dummy mit männlichem Körperbau. Auch Torso und Muskeln sind realistischer aufgebaut, als bei der bisherigen "5-Prozent-Frau" mit einer Körpergröße von etwa 1,50 Metern und knapp unter 50 Kilogramm, die der ADAC im Moment nutzt. Denn, wie der Name schon vermuten lässt, treffen diese Daten gerade mal auf etwa fünf Prozent der Frauen zu. Damit dieser neue Dummy auch in Deutschland standardmäßig zum Einsatz kommen kann, möchte FW-Politikerin Schmidt für eine Gesetzesänderung auf EU-Ebene sorgen.

    Und wie kam der Vorschlag in ihrer Partei an? "Es gab keine Gegenstimmen", sagt Schmidt. Genauso sei es auch beim Koalitionspartner CSU. "Das Problem hat man einfach jahrelang nicht gesehen", ist sie überzeugt. Nun möchte sie den Antrag auf die verpflichtende Nutzung von weiblichen Crashtest-Dummys direkt beim EU-Parlament stellen. Wenn das funktioniert, würden möglicherweise bald in allen Mitgliedstaaten Crashtests auch mit weiblichen Dummys durchgeführt. 

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