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Politischer Aschermittwoch: Als wäre Stoiber nie weg gewesen

Politischer Aschermittwoch

Als wäre Stoiber nie weg gewesen

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    Dieses Jahr war der Politische Aschermittwoch eher einer der älteren Herren: Edmund Stoiber (l) und Horst Seehofer bei der CSU in Passau. Foto: Peter Kneffel dpa
    Dieses Jahr war der Politische Aschermittwoch eher einer der älteren Herren: Edmund Stoiber (l) und Horst Seehofer bei der CSU in Passau. Foto: Peter Kneffel dpa

    Passau Selten waren die Bauchschmerzen in Teilen der CSU so stark wie vor diesem Aschermittwoch. Allen voran bei Ex-Parteichef Erwin Huber. Er schimpfte schon am Vorabend über eine „vertane Chance“. Dass

    Am Tag darauf in der mit mehr als 4000 Gästen überfüllten Dreiländerhalle in Passau war von derlei Bedenken allerdings nichts mehr zu spüren. Die aktive CSU-Führung hielt dagegen. Generalsekretär Alexander Dobrindt sagte: „Heute treten die Spitzenmatadore der CSU an. Das wird ein Fest für die konservative Seele.“ Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner sagte, der Auftritt des Duos sei eine „elegante Lösung“. Der Landtagsabgeordnete Albert Füracker betonte: „Ich kann Ihnen versichern, da werden heute niemandem die Füße einschlafen.“

    Und die Basis? Sie feierte zum Auftakt Seehofer und sie feierte Stoiber, als wäre er nie weg gewesen, mit „Edmund, Edmund“-Rufen. Die eigens angefertigten Wendeplakate – „Seehofer wunderbar“ auf der einen, „Stoiber Superstar“ auf der anderen Seite – kamen im Publikum fleißig zum Einsatz.

    Anheizer Weber nimmt SPD-Kandidat Ude ins Visier

    Den Anheizer in der Halle musste der niederbayerische CSU-Bezirkschef Manfred Weber geben. Er ging sofort auf den neuen Lieblingsgegner der CSU los: den Spitzenkandidaten der SPD für die Landtagswahl 2013, Münchens Oberbürgermeister Christian Ude. Weber sagte an die Adresse Udes: „München braucht Sie nicht mehr und Bayern braucht Sie erst recht nicht.“

    Als erster der beiden „Spitzenmatadore“ ergriff dann Seehofer das Wort. Er schwärmte von Bayern als dem „gelobten Land“, er begrüßte Stoiber als „Mister Aschermittwoch“ und er kokettierte mit seinem aktuellen Dilemma: Staatsoberhaupt im Bund, CSU-Chef in Bayern. „Jetzt fehlt mir auf deutscher Ebene nur noch ein Amt von Bedeutung. Aber dazu habe ich noch genügend Zeit, meine Freunde“, scherzte Seehofer.

    Den Haudrauf aber wollte er erkennbar nicht geben. Die CSU sei schließlich eine staatstragende Partei. Seehofer beschränkte sich in seiner Rede darauf, die Erfolge der CSU-Politik in Bayern herauszustellen. Er erntete Applaus, als er ankündigte, gegen den „ungerechten Länderfinanzausgleich“ vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen. Er erhielt Zustimmung, als er sein großes Versprechen erneuerte: „Bayern wird das erste schuldenfreie Land in Deutschland sein.“

    Eifrig geklatscht wurde auch, als er Kanzlerin Angela Merkel (CDU) „höchste politische Staatskunst“ in der Euro-Krise attestierte. Zum Schluss noch eine Schmeichelei an die treuen Fans: „Der Politische Aschermittwoch ist ein Hochamt. Ich kann mir keinen anderen Ort in Deutschland vorstellen, wo so viel politischer Sachverstand versammelt ist.“ Das war’s dann aber auch. Seehofer kassierte noch ein bisschen Applaus vom Parteivolk und dann die Höchststrafe: „Edmund, Edmund“-Rufe.

    Leidenschaftliches Plädoyer für Gauck als Bundespräsidenten

    Stoiber eilte auf die Bühne und sagte: „Ich kann nur feststellen, die Südkurve, die steht.“ Prompt tobte die Halle. Dann versuchte er, für Seehofer zu retten, was zu retten ist, und lobte dessen „hervorragende Rede“. Die Reaktion des Publikums: höflicher Applaus. Stoiber spottete über die Kenntnisse bayerischer Geografie beim Gegner Ude: „Vilshofen liegt in Niederbayern.“ Die Fans brüllten vor Freude.

    Eine Frage vom Vorabend wurde wieder akut: Ob vielleicht ein Temperamentsausbruch Stoibers die Stimmung am „größten Stammtisch der Welt“ rettet? Zumindest die Handbremse lockerte der Politik-Veteran. Stoiber plädierte leidenschaftlich für Joachim Gauck als Bundespräsidenten, weil der gegen eine Ausdehnung des Sozialstaats sei, weil er gegen einen EU-Beitritt der Türkei sei und weil er „auch einmal ein gutes Wort für Thilo Sarrazin hatte“. Gauck, so Stoiber, sei trotz des ganzen Hin und Her eine gute Wahl. „Man kann auch mit dem zweiten Aufschlag ein As verwandeln.“

    Stoiber unternahm mehrere Anläufe, Seehofers Dilemma zu lindern. Er stellte seine Ankündigung, die Staatsschuld komplett abzubauen, in die finanzpolitische Tradition der CSU. Er lobte Seehofers Kampf gegen den Länderfinanzausgleich. Er stärkte ihm im Streit gegen eine Vergemeinschaftung der Staatsschulden in Europa den Rücken. Und er beschwor die „legendäre Geschlossenheit der CSU“. Am Ende war der Tag für die treuesten Fans im Saal halbwegs gerettet, auch wenn es zwischen den Matadoren eindeutig 1:0 für Stoiber stand.

    Ohne politische Blutgrätschen geht es selbstverständlich nicht. Deshalb musste ganz zum Schluss noch der Generalsekretär ran. Dobrindts deftigster Spruch traf SPD-Landeschef Florian Pronold, der ihn ins Dschungelcamp schicken wollte: „Wenn ich mich mit Ameisen und Würmern abgeben will, gehe ich zur Bayern-SPD und nicht ins

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