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Lesetipp: Was hat die Luftwaffe mit dem Fliegerhorst in Penzing vor?

Lesetipp

Was hat die Luftwaffe mit dem Fliegerhorst in Penzing vor?

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    Die Stadt Landsberg und die Gemeinde Penzing treiben die Konversion des ehemaligen Fliegerhorsts voran. Eine mögliche Rückkehr der Luftwaffe sorgt nun aber für offene Fragen.
    Die Stadt Landsberg und die Gemeinde Penzing treiben die Konversion des ehemaligen Fliegerhorsts voran. Eine mögliche Rückkehr der Luftwaffe sorgt nun aber für offene Fragen. Foto: Christian Rudnik

    Auf den ehemaligen Fliegerhorst in Landsbergs östlicher Nachbargemeinde Penzing zog es zuletzt des Öfteren politisch hohen Besuch. Ministerpräsident Markus Söder war dort, ebenso wie sein Vize Hubert Aiwanger oder 2021 der damalige Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. Sie alle fanden eine Menge lobender Worte für die derzeitigen Nutzer: Der ADAC betreibt auf dem Areal ein Testzentrum, die Penzing Studios möchten den größten Filmstudiokomplex Zentraleuropas aufbauen. Werden diese ambitionierten Pläne nun durch eine Rückkehr der Bundeswehr durchkreuzt? Wie unlängst bekannt wurde, zieht die Luftwaffe den früheren Flugplatz als Radarstandort für den Raketenschutzschild Arrow in Erwägung. Selbst das bayerische Wirtschaftsministerium erfuhr davon erst durch die Berichterstattung der Medien.

    Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger bei seinem Besuch in der Hyperbowl.
    Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger bei seinem Besuch in der Hyperbowl. Foto: Oliver Wolff (Archivbild)

    Man habe im Zuge der öffentlichen Berichterstattung von der Bedarfsprüfung der Bundeswehr Kenntnis erlangt, teilt Ministeriumssprecher Jürgen Marks mit. „Zur Wahrscheinlichkeit einer erneuten militärischen Nutzung von Teilen des Fliegerhorstes Penzing können hier keine Einschätzungen vorgenommen werden. Bereits früher gab es derartige „Hollywood wird neidvoll auf Penzing schauen“, sagte Aiwanger damals. 

    Penzings Bürgermeister wartet auf eine Antwort der Luftwaffe

    Die riesigen Transall-Hallen zeugen davon, dass der Fliegerhorst lange Heimat des Luftwaffentransportgeschwaders 61 war. Seit dem Abzug der Bundeswehr wird das 270 Hektar große Areal, das sich über die Gemarkungen Penzings und Landsbergs erstreckt, von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) verwaltet. Die beiden Kommunen möchten dem Bund das Gelände abkaufen und haben einen Zweckverband gegründet. Angestrebt wird ein dauerhafter Verbleib der derzeitigen Hauptnutzer. Der Fliegerhorst habe das Potenzial, zum größten Studiokomplex Zentraleuropas zu werden, sagte Geschäftsführer Joe Neurauter unlängst über die Vision der Penzing Studios. Schon jetzt werden Hollywood-Größen wie Nicole Kidman oder Sylvester Stallone zum Dreh erwartet.

    Die Transall prägten viele Jahre den Fliegerhorst in Penzing. Unser Foto entstand im März 2016.
    Die Transall prägten viele Jahre den Fliegerhorst in Penzing. Unser Foto entstand im März 2016. Foto: Ulrich Wagner (Archivbild)

    Zuletzt habe die Bima selbst dafür plädiert, den Fliegerhorst aus den laufenden Bundesbedarfen herauszunehmen, heißt es aus Landsbergs Stadtverwaltung. Umso überraschender kommt die aktuelle Bedarfsprüfung. Penzings Bürgermeister Peter Hammer (CSU) hatte nur dank einer aufmerksamen Person vor Ort erfahren, dass jüngst eine Delegation der Bundeswehr in Uniform auf dem Gelände war. Um mehr Klarheit zu bekommen, schrieb er den Inspekteur der Luftwaffe an – und wartet bis heute auf eine Antwort. Offenbar bezieht sich der Bedarf auf Freiflächen im östlichen Gebiet der Start-und-Lande-Bahn. Hervor geht das aus einem Schreiben der Bima an den Zweckverband, dessen Vorsitzender Hammer ist. 

    Das Waffensystem Arrow soll Deutschland vor Angriffen schützen

    Die Antwort der Luftwaffe auf eine Anfrage unserer Redaktion brachte mehr Licht ins Dunkel. Demnach wird laut einem Sprecher das Waffensystem Arrow an mehreren, über Deutschland verteilten Stellungsbereichen aufgebaut. In einer ergebnisoffenen Untersuchung sollten Standorte für die Sensoren identifiziert und eine Empfehlung zur möglichen Verortung ausgesprochen werden. „Der ehemalige Flugplatz Penzing wurde für eine Stationierung eines Radargerätes dabei als geeignet bewertet“, sagt der Sprecher. Zu Detailplanungen könne man sich nicht weiter äußern. Der Raketenschutzschild Arrow soll Deutschland vor Angriffen schützen und kostet rund vier Milliarden Euro.

    Über die Auswirkungen eines Arrow-Radargeräts auf dem Fliegerhorst Penzing lässt sich nur spekulieren. Bürgermeister Hammer geht von möglichen Einschränkungen und Veränderungen des Nutzungskonzepts aus. „Allein das Wort Radarsystem lässt erwarten, dass daraus Konsequenzen entstehen könnten.“ Die Unternehmen zeigen sich unterdessen relativ entspannt. Filmstudio-Chef Neurauter verweist auf den Austausch mit dem Zweckverband. Es sei vermittelt worden, dass die Bedarfsprüfung die von den Penzing Studios kurz- und langfristig beanspruchten Flächen nicht beträfe. Eine ADAC-Sprecherin sagt: „Der ADAC fühlt sich am Standort Penzing sehr gut aufgehoben, und wir hoffen, dass er dort auch bleiben wird.“ 

    Unterdessen finden auf dem ehemaligen Fliegerhorst weiter namhafte Filmproduktionen statt. In dieser Woche diente das Gelände als Kulisse für einen neuen Tatort aus München: In diesem ermitteln die beiden Kriminalhauptkommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) auf einem Truppenübungsplatz der US-Armee. Nach Informationen des BR wird die Folge frühestens im Herbst 2024 gezeigt.

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