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Kommentar: Die Rentner-Republik Deutschland sucht die rettende Idee für die Pflege

Kommentar

Die Rentner-Republik Deutschland sucht die rettende Idee für die Pflege

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    Viele Deutsche gehen bald in Rente. Das bringt Probleme mit sich.
    Viele Deutsche gehen bald in Rente. Das bringt Probleme mit sich. Foto: Philipp Schulze, dpa (Symbolbild)

    Wer in den nächsten Jahren in Rente geht, tut dies hoffentlich bei guter Gesundheit. Ganz sicher aber ist: Sie und er sind nicht allein. Fast 13 Millionen Beschäftigte werden in den kommenden zwölf Jahren in Deutschland den Dienst quittieren: Willkommen in der Rentner-Republik, der eines gewiss ist. Zwei Jahrzehnte später wird daraus eine greise Gemeinschaft geworden sein, in der jede (r) Vierte mindestens 65 Jahre alt ist und der Anteil der Hochbetagten (über 80) an der Gesamtbevölkerung sich stramm auf die zehn Prozent zubewegt. Daran lassen die Zahlen der Statistiker keinen Zweifel. Und ebenso klar ist: Ein Teil der Millionenschar von betagten Menschen wird auf Hilfe angewiesen sein, schlimmstenfalls auf Pflege. Doch die kommt jetzt schon nicht hinterher: In den Einrichtungen fehlt das Personal, der Pflegeversicherung fehlt das Geld und über das stille Leid in vielen Familien weiß man ganz einfach oft nichts.

    Doch genauso wenig, wie Menschen gerne persönlich übers Alter und seine Folgen nachdenken oder gar sprechen, tut es die Gesellschaft. In der Politik jedenfalls scheint für „die größte soziale Frage der 20er Jahre“ - so hat es der frühere Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einmal formuliert - allenfalls eine Nebenrolle reserviert. Gestritten wird über Migration, Wärmepumpen, Bio-Schnitzel oder Gender-Sternchen. Damit lassen sich die Gemüter besser bewegen. Wie schnell die wichtige Pflege-Frage in den politischen Hintergrund treten kann, zeigte sich erst jüngst in Kloster Banz. Bei der traditionellen CSU-Klausur wollte Fraktionschef Klaus Holetschek die Forderung nach einer Pflege-Vollversicherung und weiteren Verbesserungen öffentlichkeitswirksam platzieren. Doch am Ende sprachen alle von Markus Söders geplatzten Kanzler-Träumen.

    Die Forderung nach einer Pflege-Vollversicherung ist richtig und wichtig

    Unabhängig, wie man zur Idee einer Vollversicherung steht: Richtig und wichtig ist Holetscheks Versuch, das Thema Pflege im Bundestagswahlprogramm der Union prominent zu verankern. Die größte soziale Frage unserer Zeit - um bei Jens Spahn zu bleiben - darf nicht im Kleingedruckten verschwinden. Bei keiner Partei. Und dabei geht es nicht nur darum, wie man genügend Personal bekommt, neue Wohnformen fördert oder in jedem Dorf eine Tagespflege einrichtet. Dabei muss es nicht zuletzt darum gehen, was die jüngere Generation imstande und bereit ist zu leisten. Das ist mehr als eine Frage der viel beschworenen Generationengerechtigkeit, das ist eine Frage des Überlebens. Denn einen funktionierenden Sozialstaat gibt es nur, wenn dessen Wirtschaft für Firmen und Beschäftigte attraktiv ist.

    Wer also hat die rettende Idee für die Rentner-Republik Deutschland? Die Erfahrung zeigt, dass die Lösung bestenfalls in Teilen vom Staat kommen kann. Seit Jahrzehnten doktern deutsche Politiker daran herum, die Rente für eine stetig alternde Gesellschaft zu sichern. Die Erfolge sind - freundlich formuliert - überschaubar. Wer konnte, hat selbst vorgesorgt und hofft, dass es jetzt reicht. Das dürfte auch für die Pflege-Misere gelten. Man kann viel für die eigene Gesundheit tun, man kann Haus und Wohnung rechtzeitig anpassen, man kann sich private Netzwerke aufbauen. Am Ende aber braucht man auch Glück oder eine Gemeinschaft, die einen auffangen kann.

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    1 Kommentar
    Rainer Kraus

    Wenn man die einbezahlten Beiträge plündert und zweckfremd verwendet, hilft keine Idee mehr, außer man reißt anderswo ein Finanz-Loch auf, um ein anderes zu stopfen. Jedes Unternehmen mit solch einer Buchhaltung hätte man längst den Hahn abgedreht. Wegen Misswirtschaft fehlen jedoch mittlerweile die Mittel überall.

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